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Was sind Wildtriebe? So erkennen Sie wilde Triebe bei Rosen

Edelrosen mit ihrem hohen Wuchs und den herrlichen Blüten sind ein zauberhafter Blickfang im Garten. Allerdings entwickeln sie nach einiger Zeit – manchmal sogar erst nach vielen Jahren – merkwürdig aussehende Triebe, deren Blüten ganz anders als die originale Sorte aussehen. Dabei handelt es sich um Wildtriebe, die unbedingt entfernt gehören – anderenfalls verdrängen sie die Edelsorte alsbald. So erkennen und entfernen Sie Wildtriebe richtig.

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Was sind Wildtriebe?

Bei Edelrosen handelt es sich im Grunde um zwei Pflanzen, da diese Sorten aus einer wilden Unterlage (dem so genannten „Wildling“) und der aufgepfropften Edelrose geschaffen wurden. Dazu kappen die Züchter die Krone sowie – sofern es sich nicht um eine Stammrose handelt – auch die verholzenden oberirdischen Teile des Wildlings, so dass lediglich der Wurzelstock übrig bleibt. Darauf veredelt man den Edelreis, der schließlich nach dem erfolgreichen Anwachsen austreibt und Blätter und Blüten entwickelt. In vielen Fällen – manchmal sogar erst nach Jahren – zeigen sich Wildtriebe, die direkt aus dem Wurzelstock wachsen. Dieses Verhalten ist ganz natürlich, schließlich handelt es sich auch bei der Unterlage um eine Pflanze, die sich entwickeln und wachsen will.

An welchen Merkmalen erkennt man Wildtriebe an Rosen?

Eine alte Gärtnerweisheit besagt, dass Rosentriebe mit fünf Blättern stehen bleiben, Zweige mit sechs oder gar sieben Blättern dagegen unbedingt entfernt werden müssen. Im Grunde ist diese Regel jedoch nur ein Anhaltspunkt, denn nicht alle Edelrosen besitzen lediglich fünf Blätter – manche warten mit deutlich mehr, mit sechs, sieben oder sogar neun Blättern auf. Auch muss ein Wildtrieb nicht in jedem Fall deutlich anders aussehen als das Edelreis, denn Blattform und -farbe sind ebenfalls abhängig von den jeweils verwendeten Sorten – genau wie die Form der Stacheln oder die Härte der Triebe.

Typische Merkmale von Wildtrieben im Überblick

Da für Edelrosen oft Sämlinge der Hundsrose (Rosa canina) sowie der Vielblütigen Rose (Rosa multiflora) verwendet werden, können Sie auf folgende Merkmale achten:

  • Laub ist oft heller als bei der Edelsorte
  • Triebe, Blätter und Stacheln wachsen in eine andere Richtung
  • Triebe wachsen auffallend schneller als Edeltriebe
  • Zweige können (leicht) überhängen
  • zwischen Juni und Juli erscheinen weißrosa- oder rosafarbene, einfache Blüten

Wildtriebe wachsen immer unterhalb der Veredelungsstelle

Rosen

Das wichtigste Erkennungsmerkmal ist jedoch dieses: Wildtriebe wachsen immer deutlich unterhalb der Veredelungsstelle heraus. Sofern Sie sich unsicher sind, ob es sich um einen Wildtrieb handelt oder nicht, schauen Sie nach, wo dieser seinen Ursprung hat. Die Veredelungsstelle ist recht leicht zu erkennen: Bei den meisten Edelrosensorten befindet sie sich ´knapp oberhalb des Wurzelstocks und zeigt sich als mehr oder weniger stark ausgeprägte Verdickung. Da die Veredelungsstelle bei Rosen immer eingegraben werden sollte, legen Sie zur Überprüfung des Triebursprungs den Wurzelhals frei: Kommt der Trieb aus einer Stelle unterhalb der Verdickung, handelt es sich um einen Wildtrieb. Wächst er dagegen oberhalb, ist es ein Edelreis.

Tipp:

Bei Stammrosen können die Wildtriebe auch direkt am Stamm und deutlich oberhalb der Erde sprießen. Hier befindet sich die Veredelungsstelle oft erst am Stammende, da lediglich die Krone der Edelsorte auf das Wurzelwerk und den Stamm des Wildlings aufgepfropft wurde.

Können Wildtriebe nicht auch über der Veredelungsstelle wachsen?

Nun erscheint es gerade bei alten Rosen manchmal so, als würden die Wildtriebe auch oberhalb der Veredelungsstelle wachsen. Das ist botanisch gesehen nicht möglich, aber einfach zu erklären: Steht die Rose schon lange an ihrem Standort, kann die Veredelungsstelle im Laufe der Zeit freigelegt werden – beispielsweise, weil Regenwasser das Erdreich wegspült oder der Gärtner die Erde durch Bearbeitung mit einer Hacke oder einem anderen Gartengerät unabsichtlich selbst entfernt hat. Erscheint es Ihnen, als würden die Wildtriebe aus dem falschen Pflanzenteil sprießen, schauen Sie doch einmal, ob die Veredelungsstelle freigelegt wurde. In diesem Fall entfernen Sie die Wildtriebe und häufeln die Rose so an, dass die Verdickung mindestens fünf Zentimeter unterhalb der Oberfläche liegt.

Warum ist es wichtig, Wildtriebe zu entfernen?

Entfernen Sie Wildtriebe so schnell wie möglich, da sie

  • stärker und schneller wachsen als die Edelsorte
  • der Edelsorte Nährstoffe, Wasser und Licht rauben
  • die Edelsorte allmählich verdrängen

In manchen Fällen kann es soweit kommen, dass der aufgeedelte Pflanzenteil durch das starke Wachstum des Wildlings regelrecht abgestoßen wird. Meist stirbt der Edelreis jedoch nur allmählich ab, je stärker die wilde Unterlage durchtreibt. So erfreut sich so mancher unerfahrene Gärtner einige Jahre lang an einer vermeintlich zweifarbigen Rose – bis der eine Pflanzenteil den anderen irgendwann vollständig verdrängt hat. Denken Sie daran, dass Edelsorten immer schwächer und anfälliger sind als Wildrosen. Das ist schließlich auch der Grund, weshalb sie auf eine wilde Unterlage veredelt werden – so führt der Gärtner Schönheit mit Robustheit zusammen.

Wie und wann entfernt man wilde Rosentriebe?

Wilde Rosentriebe entfernen Sie immer dann, wenn Sie sie entdeckt haben. In diesem Fall brauchen Sie sich nicht an bestimmte, ideale Zeitpunkte für einen Rückschnitt halten, sondern können jederzeit zur Tat schreiten. Vergewissern Sie sich zunächst, ob es sich tatsächlich um einen wilden Trieb handelt und gehen Sie anschließend wie folgt vor:

  • Legen Sie den Ursprung des Wildtriebs frei, dieser liegt oft am Wurzelhals, d. h. in der Erde.
  • Drücken Sie den Trieb leicht mit dem Daumen nach unten und schneiden Sie ihn gegebenenfalls leicht an und reißen Sie ihn mit einem kräftigen Ruck ab.
  • Dadurch entfernen Sie zugleich den so genannten Astring, dabei handelt es sich um eine ringförmige Geschwulst.
  • Wird diese nicht entfernt, treibt die Unterlage an dieser Stelle erneut aus.
  • Drohen größere Rindenverletzungen, können Sie auch schneiden.
  • Dies ist jedoch suboptimal, da die Unterlage so zu erneutem Austrieb angeregt wird.

Lässt sich der wilde Austrieb schon im Vorfeld verhindern?

Rosen

Grundsätzlich lassen sich Wildtriebe nicht gänzlich vermeiden, da es sich um ein völlig natürliches Pflanzenverhalten handelt. Sie können den Wildwuchs jedoch mit einigen Tricks etwas eindämmen:

  • Veredelungsstelle immer eingraben, wenn möglich
  • Wildtriebe möglichst nicht schneiden, sondern reißen
  • Wildtriebe immer direkt an ihrem Ursprung entfernen
  • dabei auch das teilungsfähige Gewebe (den „Astring“) mit entfernen
  • Wildtriebe niemals nur knapp über dem Boden abschneiden
  • dann treiben sie nur noch stärker aus
Tipp:

Da bei Rosen die Veredelungsstelle mit eingegraben wird, kann auch die Edelrose nach einiger Zeit Wurzeln schlagen und sich so unabhängig von ihrer Unterlage machen. Schauen Sie daher immer noch, woher der vermeintlich wilde Trieb tatsächlich kommt – aus dem Boden wachsende Triebe können auch zur Edelsorte gehören.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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