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Biologische Schädlingsbekämpfung – Vorteile & Beispiele

Schädlinge im Garten und auch an Zimmerpflanzen sind mehr als nur ein lästiges Übel. Denn häufig gelingt es den schadhaften Insekten, das Wachstum der Wirtspflanze zu hemmen und sie für weitere Krankheitserreger anfällig zu machen. Und nicht immer verläuft die Behandlung mit Hausmitteln erfolgreich. Die biologische Schädlingsbekämpfung ist keineswegs eine Erfindung aus dem Labor. Umweltschonend orientiert sich diese Maßnahme am Vorbild der Natur, gezielt werden hier Organismen ausgebracht, welche die schadhaften Insekten mehr oder weniger zum Fressen gern haben.

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Die moderne Art der Schädlingsbekämpfung

Bei der biologischen Bekämpfung von Schädlingen werden andere Tiere oder auch Viren gezielt gegen schadhafte Insekten eingesetzt. Dabei soll die Population dieser Schädlinge dezimiert oder sogar vollständig eliminiert werden. Die Anwendung selbst kann variieren und ist fast immer abhängig von der Art der unerwünschten Insekten. Folgende Möglichkeiten sind bei der biologischen Schädlingsbekämpfung bekannt:

Krankheitserreger

Diese Methode zur Schädlingsbekämpfung ist unter Hobbygärtnern kaum verbreitet. Denn dabei werden gezielt Viren ausgebracht, welche den Stoffwechsel der schadhaften Insekten schädigen und sogar zu einer Degeneration nachfolgender Generationen führen kann. Erfolgreich angewandt wird diese Methode beispielsweise bei schadhaften Schmetterlingsraupen. Gegen diese wird erfolgreich das Bakterium „Bacillus thuringiensis“ eingesetzt.

Parasitoiden

Hierbei entwickeln sich Organismen in einem anderen Lebewesen, was letztendlich zum Tod des Wirtstieres führt. Ein klassisches Beispiel für Parasitoiden sind beispielsweise Schlupfwespen und Nematoden. Diese befallen den Wirt in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien und legen dort die Eier ab.

Räuber

Auch Schädlinge stehen fast immer auf dem Speiseplan anderer Insekten. Die Fressfeinde werden dabei gezielt in direkter Nähe angesiedelt, um den Befall einzudämmen bzw. massiv zu schwächen. Durch neue wissenschaftliche Errungenschaften gehört auch ein biotechnisches Verfahren mittlerweile zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Wenn auch für den Hobbygärtner eher uninteressant, gewinnt diese Schädlingsabwehr zunehmend bei Züchtern und Landwirten an Bedeutung. Bekannteste Maßnahmen hierfür sind beispielsweise genveränderte Pflanzen, welche eine natürliche Widerstandsfähigkeit oder gar Immunität gegen eine bestimmte Insektenart ausbilden.

Positiver Nebeneffekt der Behandlung

Die Anwendung der biologischen Schädlingsbekämpfung bringt zahlreiche Vorteile mit sich. So hält sich der zeitliche Aufwand enorm in Grenzen, auch das kontinuierliche Ausbringen von wirksamen Mitteln, wie beispielsweise Brennnessel-Sud oder Knoblauch entfällt. Anders als bei chemischen Produkten aus dem Fachhandel können die Schädlinge gegen Schlupfwespen und Marienkäfern keine natürlichen Resistenzen entwickeln. Mit diesem naturnahen Gärtnern fördern Sie das natürliche Gleichgewicht, ohne direkt eine Insektengattung vollständig zu eliminieren. Einzelne Exemplare von Blattlaus und Co. haben immer noch die Gelegenheit, heil aus der Gefahrenzone zu gelangen. Weitere positive Aspekte:

  • Der Aufwand ist geringer als beim Einsatz von Hausmitteln.
  • Die Kosten zwischen chemischer und biologischer Bekämpfung sind etwa gleich.
  • Keine gesundheitlichen Risiken für Menschen und Haustiere.

Ebenso wie Chemie sollten jedoch auch biologische Gegenmaßnahmen nicht ohne sorgfältige Planung eingesetzt werden. Denn bei falscher Anwendung könnte das regionale Biotop beim Einsatz der fremden Organismen Schaden erleiden. Auch bei dieser Art der Schädlingsbekämpfung gilt: Weniger ist mehr. Bestes Beispiel: Sie benötigen keine Armada von 500 Marienkäfern, um eine einzige Pflanze von Blattläusen zu befreien.

Anwendungsmöglichkeiten von Parasitoiden

Das Anwendungsgebiet der biologischen Schädlingsbekämpfung ist breit gefächert. Und auch wer über keinen eigenen Garten verfügt, muss keinesfalls auf die Hilfe der nützlichen Insekten verzichten. Denn einige der nützlichen Organismen lassen sich problemlos auch auf befallenen Zimmer- und Balkonpflanzen einsetzen. Meist geht der Bestand der parasitären oder auch räuberisch lebenden Insekten von selbst zurück, sobald die Population der Schädlinge sichtbar dezimiert ist. Das Ausbringen der Nützlinge ist für den Menschen selbst ungefährlich. Viele Wespenarten leben parasitär. Schlupf- und auch Erzwespen haben sich darauf spezialisiert, ihre Eier in andere Insekten zu legen. Der Wirtskörper dient dem Nachwuchs dabei nicht nur als Brutstätte, sondern direkt nach dem Schlupf auch als ergiebige Nahrungsquelle. In der Wohnung können Schlupfwespen gegen Kleidermotten, Brotkäfer und Lebensmittelmotten eingesetzt werden. Trichogramma evanescens, eine mit dem bloßen Auge kaum erkennbare Schlupfwespen-Art, hat sich vollständig auf Motten-Eier spezialisiert. Dabei stöbern die Wespen die Eier der Kleidermotte auf und injizieren ihre eigenen Eier dort hinein. Die für den Menschen vollkommen ungefährlichen Insekten sterben, sobald sie keine Motten-Eier mehr finden. Der Zeitraum der Behandlung erstreckt sich dabei ungefähr über 6 Wochen. Die Vorgehensweise gegen Kleider- und auch Lebensmittelmotten ist einfach:

  • Entfernen Sie befallene Lebensmittel.
  • Kleider lüften und bei Bedarf waschen.
  • Schränke gründlich reinigen.
  • Einräumen und in den Zwischenräumen Karten mit Schlupfwespen-Eiern ausbringen.
  • Regelmäßig auf neuen Schädlingsbefall überprüfen.
  • Eier erneuern und nach 8 Wochen Schrank noch einmal reinigen.

Die Parasitoiden haben sich auch bei der Bekämpfung von Schild- und Wollläusen bewährt. Besonders die durch einen harten Chitinpanzer geschützten Schildläuse entwickeln schnell eine Resistenz gegen Insektizide, die Bekämpfung mit Hausmitteln ist ebenfalls mühevoll und langwierig. Während die Population der Schildläuse langsam aber stetig abnimmt, wächst die der nützlichen Insekten. Zumindest so lange, wie sich Wirtstiere zur Eiablage finden lassen.

Wirksame Bekämpfungsmaßnahmen

Die wohl weit verbreitetste Art, um schadhaften Insekten den Garaus zu machen, ist der Einsatz räuberisch lebender Lebewesen. Besonders Marienkäfer haben sich bewährt. Bereits Kinder erkennen die kleinen Käfer mit der auffälligen Färbung. Doch wichtiger als die Anzahl der schwarzen Punkte auf dem hellgelb bis Dunkelrot gefärbten Insekt ist der schier unersättliche Hunger des kleinen Zeitgenossen. Bereits im Larvenstadium vertilgt der Marienkäfer bis zu 450 Blattläuse, erwachsene Käfer bringen es im Laufe ihres Lebens auf weit über 5000 Exemplare. Anders als Schlupfwespen werden Marienkäfer der Kategorie „Räuber“ zugeordnet. Am Beispiel der nützlichen Käfer zeigt sich jedoch, dass die biologische Schädlingsbekämpfung nicht unüberlegt eingesetzt werden sollte. Denn die noch vor wenigen Jahren vermehrt eingesetzten „Asiatischen Marienkäfer“ sind mittlerweile zu einer richtigen Plage geworden und verdrängen heimische Arten. Die Gemeine Florfliege, häufig auch als „Goldauge“ bezeichnet, ist ebenfalls ein nicht zu unterschätzender Verbündeter bei der Bekämpfung von Schädlingen. Aufgrund ihres enormen Hungers tragen die Larven der Netzflügler den Beinamen „Blattlauslöwen“. Unvorsichtige Blattläuse stehen ebenso auf dem Speiseplan der Larven wie Thripse und Spinnmilben. Zwischen 100 und 150 Schädlinge pro Tag kann der gefräßige Nachwuchs der Florfliegen vertilgen. Wie auch bei allen anderen Nützlingen können Sie die Eier der Fliegen in darauf spezialisierten Shops kaufen. Legen Sie diese in der Nähe der Schädlinge aus, alles Weitere regelt sich fast von allein.

Tipp:

Bevor räuberisch lebende Insekten zum Einsatz kommen, sollten Sie eine eventuell vorhandene Ameisenpopulation vorher entfernen. Denn diese sind sonst in der Lage, „ihre“ Läuse gegen andere Käfer und Fliegen erfolgreich zu verteidigen.

Die Nützlichkeit von Raubmilben sollte ebenfalls nicht in Vergessenheit geraten. Denn einige Arten der zu den Spinnentieren gehörenden Insekten werden gezielt zur Bekämpfung von Schädlingen eingesetzt. Besonders geeignet für Nutzpflanzen, welche im Wintergarten oder Gewächshaus kultiviert werden. Mit Typhlodromus pyri können Sie beispielsweise folgende schadhaften Insekten erfolgreich bekämpfen:

  • Schildläuse
  • Thripse
  • Spinnmilben
  • Kräuselmilben
  • Pockenmilben
  • Springschwänze

Nicht jeder mag Raubmilben, -Wanzen oder gar die Larven von Florfliegen und Marienkäfern auf den eigenen Balkon- und Zimmerpflanzen halten. Gegen Thripse und Dickmaulrüssler haben sich jedoch auch Nematoden bewährt. Die Fadenwürmer dringen in den Körper der Wirtstiere ein und fressen diese von innen heraus auf. Nematoden selbst sind nur unter dem Mikroskop sichtbar. Auf diese Art und Weise können Sie beispielsweise Nutzpflanzen wie Tomaten und Zucchini im Sommer schnell von Schädlingen befreien. Die Nematoden werden entweder über das Gießwasser direkt dem Substrat hinzugefügt oder aber Sie erhalten „Kontaktfallen“, worauf sich die schadhaften Insekten mit den Fadenwürmern infizieren.

Fazit

Mit der biologischen Bekämpfung gegen Schädlinge kann jeder Gärtner einen wichtigen Beitrag für eine gesunde Umwelt leisten. Besonders der Einsatz parasitär oder auch räuberisch lebender Insekten ist einfach und hinterlässt keine chemischen Rückstände auf Nutz- und Zierpflanzen. Bei einem starken Befall lohnt es sich, die Eier von Marienkäfer und Co. direkt aus dem Fachhandel zu beziehen. Ein weiterer Vorteil der Behandlung: Gegen biologische Methoden können Schädlinge keine Resistenz entwickeln.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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