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Bäume richtig beschneiden – in welcher Jahreszeit?

Die Bäume im Garten brauchen Pflege, und eine der wichtigsten Pflegemaßnahmen, die Sie Ihren Bäumen angedeihen lassen können, ist der Schnitt.

Wenn sich der Hobbygärtner, der noch keine jahrzehntelange Erfahrung vorzuweisen hat, in das Thema Baumschnitt einarbeiten möchte, wird er recht unterschiedliche Empfehlungen für den Zeitpunkt des regelmäßigen Baumschnitts lesen können. Welche Argumente sprechen für einen Baumschnitt in einer bestimmten Jahreszeit?

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Früher: Baumschnitt im Winter

In älteren Ratgebern und in Internetbeiträgen, die sich auf ältere Ratgeber beziehen, wird der Baumschnitt im Winter empfohlen. Wenn der Baum ohne Laub dastehe, könne der Gärtner am besten erkennen, wo er schneiden müsse. Es fiele auch weniger Pflanzenmaterial beim Schnitt an. Der Winterschnitt sei auch baumbiologisch die günstigste Zeit für den Baumschnitt. Wenn der Baum im späten Winter vor dem ersten Austrieb beschnitten werde, habe er seine Säfte zurück in Stamm und Wurzel gezogen und verliere beim Schnitt die wenigsten Nährstoffe.

Dieser Schnittzeitpunkt ist aber eher nicht aus Überlegungen zugunsten der Bäume, sondern aus wirtschaftlichem Kalkül entstanden. Denn die früheren Baumpfleger orientierten sich an den Landwirten und übernahmen von ihnen den Schnittzeitpunkt des traditionellen Gehölzschnitts. Und der lag im Winter, in den anderen Jahreszeiten hat ein Landwirt keine Zeit dafür.

Dass der Baum all seine Säfte in die Wurzel zurückgezogen hat, ist zwar richtig, aber kein Argument für den Winterschnitt: Denn diese Sichtweise würde voraussetzen, dass ein Baum kein Problem damit hat, aller Teile beraubt zu werden, die er im Winter nicht versorgt, weil sie sonst erfrieren würden. Dass der normale Baum mit dieser Sicht unterschätzt wird, zeigt sich nach einem Winterschnitt regelmäßig im Frühjahr. Dann bildet der im Winter eines Teils seiner Äste beraubte Baum nämlich in heftiger Eile dünne steil aufschießende Wassertriebe, die keine gleichmäßige Ausbildung der Krone ermöglichen und deshalb später im Jahr entfernt werden müssen.

Nach Meinung der Baumbiologen merkt der Baum also sehr wohl, dass ihm Äste weggenommen wurden. Die gesamten Stoffe, die der Baum zur Versorgung braucht, sind in der Wurzelmasse gesammelt und warten darauf, eine gegebene Masse von Ästen ab dem Frühjahr zu versorgen. Ist diese Masse nicht mehr da, tut der Baum alles, um die fehlenden Zweige wieder zu ersetzen. Weil er ja viel zu viel Versorgungssubstanz zur Verfügung hat, hat er nun viel Kraft, viele neue Triebe zu bilden, die unerwünschten Wassertriebe. Der Winterschnitt wird deshalb von seinen Gegnern auch als die Eröffnung einer Holzfabrik verspöttelt.

Heute: Baumschnitt im Sommer

Die wesentlichen Argumente für den Baumschnitt im Winter werden deshalb heute nicht mehr als stichhaltig angesehen. Der Baumschnitt im Sommer sei auch besonders für Freizeitgärtner empfehlenswerter: Zum einen werde der Baumschnitt im Sommer meist sorgfältiger durchgeführt als im Winter, das Arbeiten im Garten sei nun einmal bei sommerlichen Temperaturen wesentlich leichter über eine längere Zeit durchzuhalten als im Winter, wenn es draußen bitterkalt ist.

Der Freizeitgärtner wird auch seltener an Zeitproblemen scheitern als ein Landwirt, er hat meist Sommer wie Winter dieselbe Arbeitszeit, und im Sommer sind die Tage länger. Und was die bessere Sicht im Winter betrifft … wer die Hauptäste eines Baumes und die Äste, die von ihm abgehen, nicht erkennen kann, sollte sich wohl am besten überhaupt nicht an einen Baumschnitt wagen.

Der Schnitt bei voller Belaubung hat sogar ganz im Gegenteil auch von der Sicht her einen Vorteil: Sie sehen genau, welche Äste andere dauerhaft beschatten und dafür sorgen, dass zu wenig Licht in die Krone kommt. Diese Äste können Sie nun gezielt entfernen (bitte nicht in der gleißendsten Sonne schneiden, die bisher beschatteten Äste mit ihren Früchten wären dann durchaus sonnenbrandgefährdet). Wenn Sie bei teils bewölktem Wetter schneiden, können sich die Schattenkinder langsamer an die Sonne gewöhnen.

Die meisten Baumbiologen sind auch davon überzeugt, dass der Baumschnitt im Sommer entscheidende Vorteile für das weitere Wachstum des Baumes und für die Fruchtbildung hat: Dabei wird der Baum zu einem Zeitpunkt geschnitten, an dem seine Triebkraft bereits dem Ende zugeht, das für das nächste Jahr geplante Wachstum lasse sich so wesentlich besser steuern.

Der Sommerbaumschnitt muss jedoch zum richtigen Zeitpunkt erfolgen: Bei Kernobstbäumen sollten Sie mit dem Schnitt warten, bis der Baum seinen diesjährigen Trieb beendet hat. Die Kernobstbäume haben den Trieb abgeschlossen, wenn die Knospen an den Spitzen der Triebe so weit fertig ausgebildet sind, dass sich keine neuen Blattansätze mehr zeigen. Das ist meist um Mitte August der Fall, der Zeitpunkt verschiebt sich natürlich jedes Jahr ein wenig je nach Wetter. Im Zweifel sollten Sie besser ein bisschen später schneiden, kommt der Schnitt ein wenig zu früh und regnet es dann vielleicht auch noch kräftig, könnte der Baum sich sonst noch einmal zum Austrieb entschließen, was Sie ja vermeiden möchten.

Wenn Sie die Apfelbäume und Birnbäume im August auslichten, hat das auch den Vorteil, dass die Bäume dann im Folgejahr weniger stark austreiben werden. Das haben Versuche ergeben, der Baum bildet nach einem Sommerschnitt wesentlich weniger neues Astmaterial als nach einem Winterschnitt, er konzentriert sich dafür mehr auf die Bildung von Blütenknospen. Auch bei Steinobst wie Kirschen, Marillen und Pfirsichen geht man heute davon aus, dass sie am besten gleich nach der Ernte geschnitten werden. Bei diesen ohnehin wuchsfreudigen Gehölzen brauchen Sie den Triebabschluss nicht abzuwarten, Sie dämpfen im Zweifelsfall nur die Bildung neuer Triebe zugunsten der Förderung der Knospenbildung und der Fruchtreife.

Immer oder überhaupt nicht schneiden

Wenn Sie für den Sommerschnitt keine Zeit hatten, heißt das aber nicht, dass es heute als unmöglich betrachtet wird, Bäume im Winter zu schneiden. Es gibt sogar viele gute Gründe, zu vielen ganz anderen Zeiten seine Bäume zu schneiden. Man kann Bäume schneiden im Frühling, Sommer oder Herbst, und das können jeweils die besten Zeitpunkte sein, weil bestimmte Umstände einen Schnitt zu eben diesem Zeitpunkt nahelegen. Nur für den normalen Schnitt von Laubbäumen geht man heute davon aus, dass der Sommerschnitt am günstigsten ist.

Einige Bäume sollten dagegen am besten überhaupt nicht geschnitten werden, weil sie nach dem Schnitt gerne ganze Äste absterben lassen oder sehr anfällig für Pflanzenkrankheiten werden, das betrifft vor allem Ahorn und Magnolie. Die meisten Nadelbäume dürfen überhaupt nur an den äußersten Spitzen beschnitten werden, und für die stark blutende Walnuss gelten ganz eigene Regeln.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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