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Dickmaulrüssler – Schadbild + die besten Mittel zum bekämpfen

Der Dickmaulrüssler arbeitet sich als gefräßiger Käfer und Larve durch Parks, Baumschulen und landwirtschaftliche Anlagen und ist bei der Auswahl seiner Futterpflanzen alles andere als wählerisch. Früher klagten hauptsächlich Weinbauern über einen massiven Befall, heutzutage sind nahezu alle kultivierten Landschaften von der enormen Ausbreitung des Schädlings betroffen. Dazu zählen auch Gemüse- oder Ziergärten am Haus und sogar Balkonpflanzen. Da ein intensiver Befall schnell zum Absterben der Pflanze führt, ist es wichtig, den Dickmaulrüssler frühzeitig zu bekämpfen.

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Kurzer Steckbrief

  • wissenschaftlicher Name: Otiorhynchus
  • andere Namen: Lappenrüssler
  • gehört in die Familie der Rüsselkäfer
  • Käfer: meist schwarz, etwa 10 mm lang
  • nachtaktiv, flugunfähig
  • Larve: weißlich, etwa 10 mm lang

Aussehen und Merkmale

Dickmaulrüssler kommen in Europa in über 160 unterschiedlichen Arten vor und können zwischen 4 und 14 Millimeter lang werden. Die meisten Arten sind braun oder schwarz gefärbt. Die Rückenpartie ist häufig geriffelt oder hat körnige Ausbuchtungen und ist mit braunen bis gelben Pünktchen gezeichnet. Dickmaulrüssler besitzen einen kurzen, kräftig entwickelten Rüssel, der an der Spitze beidseitig verbreitert ist. Einige Arten haben seitlich am Kopf neben den Fühlern ohrenförmige Wülste.

Schadwirkung

Die Dickmaulrüssler, auch Lappenrüssler genannt, gehören zu den bedeutenden Schädlingen im Gartenbau, da sie nur sehr schwer zu bekämpfen sind und zudem ein sehr großes Spektrum an Wirtspflanzen befallen. Sie bevorzugen dicklaubige Gewächse wie Rhododendron und Kirschlorbeer, machen aber auch nicht vor Erdbeeren oder einer Clematis halt. Dickmaulrüssler schädigen die Pflanzen gleich von mehreren Seiten aus. Zum einen fressen ausgewachsene Käfer die Blätter. Dort ist ein Befall am sogenannten Buchtenfraß zu erkennen, bei dem die Käfer vom Blattrand aus halbkreisförmige Kerben fressen. Wesentlich gefährlicher sind jedoch die im Boden lebenden Larven. Sie entwickeln eine enorme Fraßaktivität an den Wurzeln, Knollen, Wurzelhälsen oder Rhizomen der Pflanzen. Sie zerstören in kürzester Zeit große Teile der Wurzeln und die Pflanze stirbt ab. Auch Kübelpflanzen bleiben nicht vom Dickmaulrüssler verschont. Im Gegenteil: Große Gefäße auf Terrasse und Balkon sind besonders gefährdet, da sich hier meist sehr humusreiches Substrat finden lässt, in dem sich die Käfer gut vermehren können.

Lebensweise

Zwischen Ende Mai und Anfang August entwickeln sich die etwa einen Zentimeter langen Jungkäfer der Dickmaulrüssler. Nachts fressen sie an den Blättern verschiedener Kulturpflanzen. Tagsüber verstecken sich die Käfer, sodass man sie nur selten zu Gesicht bekommt. Ein weiblicher Dickmaulrüssler kann bis zu 1000 Eier in die Erde legen, aus denen von August bis Oktober die cremefarbenen Larven schlüpfen. Dazu benötigen die Lappenrüssler nicht einmal männliche Käfer (Jungfernzeugung). Zunächst ernähren sich die Larven nur von sehr feinen Wurzeln. Mit zunehmender Größe fressen sie aber auch größere Pflanzenteile. Im Extremfall fressen sie den ganzen Wurzelhals der Pflanze ab. Die Larven der Dickmaulrüssler, sowie auch Jungkäfer überwintern am liebsten in lockerem, humosem Boden. Mit steigenden Temperaturen im Frühjahr nimmt die Fraßaktivität der Larven wieder zu, bevor sie sich ab Anfang Mai verpuppen. Nach zwei bis vier Wochen ist die Entwicklung abgeschlossen und die Käfer schlüpfen aus dem Boden.

Tipp:

Die Lappenrüssler können leicht auch in die Wohnung eingeschleppt werden, wenn die Pflanzen dort einen Platz zur Überwinterung bekommen. Im Gewächshaus oder der Wohnung kann sich der Entwicklungszyklus stark verschieben, sodass der Dickmaulrüssler zu anderen Zeiten oder sogar ganzjährig auftreten kann.

Bekämpfung

Tritt der Käfer nur vereinzelt auf, können leichte Fraßschäden an den Blättern in den meisten Fällen toleriert werden. Eine Bekämpfung muss nur dann erfolgen, wenn ernsthafte Schäden an den Wurzeln durch die Larven zu erwarten sind.

Chemische Mittel

Gegen die Larven sind derzeit keine chemischen Präparate zur Kontrolle und Bekämpfung zugelassen. Alternativ kann die Bekämpfung des ausgewachsenen Käfers eine Möglichkeit darstellen. Diese sollte natürlich erst dann vorgenommen werden, wenn der typische Buchtenfraß an den Blättern auftritt. In diesem Fall sind Mittel gegen beißende Insekten wirksam.

Absammeln der Käfer

Erwachsene Dickmaulrüssler sind nur schwer zu bekämpfen, da sie sich tagsüber in ein Versteck zurückziehen. Wer einen Befall kontrollieren möchte, muss dies deshalb nach Einbruch der Dunkelheit mit einer Taschenlampe tun. Die ersten Dickmaulrüssler-Käfer treten ab Mai auf. Deutlich einfacher als das Einsammeln per Hand ist das Aufstellen eines mit Holzwolle gefüllten Blumentopfes unter der befallenen Pflanze. Die Tiere verkriechen sich bei Tagesanbruch darin und können problemlos eingesammelt werden.

Biologische Bekämpfung

Für den Einsatz im Garten oder der Terrasse eignet sich am besten eine rein biologische Bekämpfung des Dickmaulrüsslers. Zum Einsatz kommt ein räuberischer Fadenwurm, der durch die Haut und die Körperöffnungen in die Larve des Käfers eindringt. Die Fadenwürmer der Gattung Heterorhabditis sind nur etwa 0,1 Millimeter lang. Diese nützlichen Fadenwürmer werden auch Nematoden genannt und können im Gartencenter unter der Bezeichnung HM-Nematoden bestellt werden. Nematoden sind für den Gärtner und die übrige Pflanzen- und Tierwelt risikolos, da sie nur bestimmte Schadinsekten im Boden angreifen. Einmal in den Wirt eingedrungen, setzen sie – für Menschen, Tiere und Pflanzen ungefährliche – Bakterien frei, die die Larven des Dickmaulrüsslers innerhalb von wenigen Tagen abtöten.

Besonderheiten bei der Anwendung

Für die Wirksamkeit von Nematoden zur Bekämpfung der Larven von Lappenrüsslern ist der Zeitpunkt der Ausbringung von entscheidender Bedeutung.

  • pro Quadratmeter werden etwa 500.000 Fadenwürmer benötigt
  • die kleinste Packung reicht für etwa sechs Quadratmeter
  • bester Zeitpunkt: April/Mai und August/September
  • Boden- oder Substrattemperatur mindestens 12 Grad (optimal: 15-25 Grad)
  • Nematoden reagieren empfindlich auf UV-Licht
  • sie vertragen weder Trockenheit noch Staunässe

Anwendung

Die HM-Nematoden werden in einem Kunststoffbeutel mit speziellem Trägermaterial (Tonmehl) direkt vom Hersteller zu Ihnen nach Hause oder ins Gartencenter geliefert. Einige gut sortierte Gärtnereien haben die HM-Nematoden auch vorrätig. Meist wird der Inhalt der Packung in Wasser angerührt und mittels einer Gießkanne auf die Erde unter den betroffenen Pflanzen aufgebracht.

  • Einsatz im Freiland: ab Ende April
  • Einsatz im Gewächshaus: nahezu ganzjährig
  • in der Wohnung ganzjährig anwendbar
  • Boden muss ausreichend feucht sein (Nematoden bewegen sich auf diesem Feuchtigkeitsfilm)
  • warmen, bewölkten Tag auswählen
  • bei Trockenheit morgens gießen
  • abends Nematoden ausbringen
  • dazu Inhalt des Beutels nach Packungsanweisung in Wasser anrühren
  • mit der Gießkanne (Brauseaufsatz) gleichmäßig auf den Gartenboden ausbringen
  • in den nächsten sechs bis acht Wochen regelmäßig gießen
Tipp:

Dickmaulrüssler können zwei bis drei Jahre alt werden. Deshalb sollte die Anwendung von Nematoden in den Folgejahren regelmäßig wiederholt werden.

Niemöl gegen Larven und Käfer

Um Fraßschäden zu verhindern, können Niempresskuchen eingesetzt werden. Sie bestehen aus geschälten und entölten Niemsamen und werden in den Boden eingearbeitet. Die Niempresskuchen enthalten neben einer Reihe von Nährstoffen auch Niemöl (Neemöl), das für die Käfer und Larven giftig ist. Die Wirkstoffe dringen über die Wurzeln in die Pflanze ein und werden von den Schädlingen aufgenommen. Außerdem hemmt Niempresskuchen die Auswaschung von Stickstoff aus dem Boden, was sich günstig auf den Nährstoffhaushalt der Pflanze auswirkt.

  • Zeitpunkt: April bis September
  • Presskuchen in die Erde einarbeiten
  • alternativ als Wasserextrakt ansetzen und auf den Boden gießen
  • ein bis zwei Handvoll Niempresskuchen pro Quadratmeter
  • etwa drei bis fünf Gramm pro Liter Blumenerde (bei Topfpflanzen)
  • Extrakt: 30 bis 50 Gramm pro Liter Wasser
  • Achtung: Nicht zusammen mit Nematoden anwenden (tötet Nematoden ab)!

Fazit

Ein akuter Befall durch den Dickmaulrüssler muss unbedingt so zeitig wie möglich bekämpft werden. Im eigenen Hausgarten sollte der Einsatz von Chemie jedoch tabu sein. Es gibt eine Reihe von biologischen und für Mensch und Natur völlig unbedenklichen Möglichkeiten, dem Schädling auf den Leib zu rücken, auch wenn das in dem einen oder anderen Fall etwas zeitintensiv ausfallen kann.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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