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Streuobstwiese: Anlegen und Pflegen | Was ist erlaubt?

Die Streuobstwiese dient Pflanzen und Tieren als Lebensraum, hat eine positive Auswirkung auf die Umwelt und kann sich sogar finanziell rentieren. Wir zeigen, worauf es ankommt.

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Nutzen und Eigenschaften

Die Streuobstwiese stellt einen wichtigen Lebensraum dar. Das gilt sowohl für Tiere als auch für Pflanzen. An Abhängen können sie Bodenerosion vorbeugen. Zudem werden auf ihnen alte, regionale Arten erhalten. Streuobstwiesen sind also ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Umwelt.

Aus diesem Grund stellen einige Bundesländer auch eine finanzielle Förderung zur Verfügung. Hierfür müssen die Streuobstwiesen jedoch einige angestrebte Eigenschaften aufweisen, die sich erheblich von den Anforderungen an eine Obstplantage unterscheiden. Dabei handelt es sich unter anderem um:

  • Bäume unterschiedlichen Alters
  • große Artenvielfalt beziehungsweise Biodiversität
  • hochstämmige Bäume mit einer Krone ab wenigstens 1,8 m
  • keine Verwendung von Kunstdünger
  • umfassende Krautschicht
  • Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide
  • 60 bis maximal 120 Bäume pro Hektar
Tipp:

Auf einer Streuobstwiese sind die Bäume deutlich höher und weiter auseinander als auf Obstplantagen. Daher sind sie bereits optisch gut voneinander zu unterscheiden.

Kauf und Pacht

Streuobstwiesen werden vielerorts häufig verkauft, wenn beispielsweise die Pflege und die Ernte nicht mehr bewerkstelligt werden können. Ein Kauf gestaltet sich daher abhängig von der Region und der Anzahl der Wiesen vergleichsweise einfach. Die Preise hierfür befinden sich, ebenfalls abhängig von verschiedenen Faktoren, im Bereich von fünf bis über 20 Euro pro Quadratmeter. Bei den entscheidenden Faktoren handelt es sich um:

  • bereits vorhandene Pflanzen
  • Bundesland
  • Lage
  • Zustand der Wiese und Gewächse
Streuobstwiese: Apfel - Malus

Anderenfalls können auch brach liegende Grundstücke genutzt werden, um selbst eine Streuobstwiesen anzulegen. Eine weitere Möglichkeit und eine Alternative zum Kauf ist es, das Land zu pachten. In beiden Fällen sollte die erste Anlaufstelle das Grundbuchamt sein. Hier lässt sich in Erfahrung bringen, wem das Land gehört – wenn es nicht mit Kontaktdaten des Eigentümers zum Verkauf oder Verpachten ausgeschrieben ist.

Tipp:

Da vor allem die Ernte sehr zeit- und arbeitsaufwendig ist, kann es sinnvoll sein, die Streuobstwiese gemeinsam mit anderen Personen zu erwerben und zu bewirtschaften. Hierdurch werden auch Grundstücke mit höheren Quadratmeter-Preisen erschwinglich.

Anlegen

Um eine Streuobstwiese anlegen zu können, müssen nur wenige Punkte beachtet werden. Bei diesen handelt es sich um:

Pflanzabstand

Zwischen den Bäumen sollte ein möglichst großer Abstand eingehalten werden. Bei Birnen und Äpfeln sind wenigstens zwölf Meter ideal. Gleiches gilt für Walnussbäume. Bei Kirschen, Zwetschgen und Wildobst kann der Abstand zwischen den Bäumen kleiner sein. Es empfiehlt sich jedoch, die jungen Bäume weiter voneinander entfernt zu setzen. Hierdurch lässt es sich über die Jahre einfacher bewerkstelligen, jüngere Bäume zu pflanzen. Ein Abstand von wenigstens 20 Metern stellt zudem sicher, dass sich die Kronen nicht schließen und sich unter anderem Wildbienen besser ansiedeln können.

Abstand zu Wegen und Fahrbahnen

Der Abstand zwischen Bäumen und eventuell vorhandenen Wegen oder Straßen muss in der Regel wenigstens drei Meter betragen. Die Vorschriften hierfür können sich jedoch abhängig von Bundesland und Gemeinde unterscheiden. Vor dem Pflanzen sollten daher die jeweiligen Regeln in Erfahrung gebracht werden.

Anzahl der Bäume

Auf Streuobstwiesen sollten insgesamt zwischen 60 und 120 Bäume pro Hektar stehen. Diese sollten jedoch nicht alle auf einmal gepflanzt werden. Besser ist es, wenn die Gewächse ein unterschiedliches Alter aufweisen. Eine Ausnahme stellt es dar, wenn bereits Obstbäume vorhanden sind oder Setzlinge verschiedener Größe gepflanzt werden können.

Artenvielfalt

Die erste Wahl für Streuobstwiesen sollten regionale und ältere Sorten sein. Ideal ist es zudem, verschiedene Obst- und Nuss-Sorten miteinander zu kombinieren. Die Vielfalt bringt nicht nur Abwechslung bei der Ernte, sondern zieht auch verschiedene Tiere an. Dadurch steigt der Wert als Lebensraum und durch unterschiedliche Blütezeiten wird auch die ansprechende Optik verbessert.

In Etappen pflanzen

Damit die Bäume ein unterschiedliches Alter aufweisen, sollte das Pflanzen beziehungsweise das Anlegen der Streuobstwiesen über mehrere Jahre verteilt erfolgen.

Pflanzlöcher

Das Pflanzloch sollte stets doppelt so groß sein, wie der jeweilige Wurzelballen.

Planung

In ordentlichen Reihen oder bunt verteilt? Das ist allein eine Frage des individuellen Geschmacks. Reihen können die Ernte und das Anlegen von Wegen vereinfachen. Allerdings wirken sie schnell steril und tragen dadurch zumindest optisch nicht zu einer natürlichen Landschaftsgestaltung bei.

Sauerkirsche - Prunus cerasus
Tipp:

Da beim neuen Anlegen einer Streuobstwiese sehr viele Bäume gesetzt werden müssen, empfiehlt sich das Mieten eines Mini-Baggers. Mit diesem lassen sich die Pflanzlöcher deutlich schneller und einfacher ausheben, sodass der Aufwand verringert werden kann.

Pflanzen

Beim Setzen der Bäume sollten neben Abstand und der Größe weitere Punkte beachtet werden. Die folgende Anleitung zeigt, worauf es ankommt:

  1. Ein Plan zur Verteilung der Bäume wird erstellt. Dabei sollte auch auf die jeweiligen Anforderungen an den Standort geachtet und die Gewächse entsprechend positioniert werden.
  2. Die besten Pflanzzeitpunkte liegen für gewöhnlich im Frühjahr und Herbst. Das Frühjahr sollte bevorzugt werden, damit die Gewächse bereits vor dem ersten Frost anwachsen können.
  3. Nach dem Ausheben des Pflanzlochs kann die Erde durch Kompost gedüngt und gegebenenfalls mit Sand zur Auflockerung versehen werden.
  4. Die jungen Bäume werden so tief eingesetzt, wie sie vorher im Pflanzkübel standen. Sofern eine Veredelung erfolgt ist, sollte sich diese Stelle über der Erde befinden.
  5. Nach dem Einsetzen der jungen Bäume und dem Festklopfen des Substrats sollten die Gewächse gut angegossen werden. Wenigstens zehn Liter pro Baum sind angeraten.
  6. Falls die Bäume noch nicht verschnitten wurden, kann die Krone direkt nach dem Pflanzen korrigiert werden.
Tipp:

Bei sehr kleinen, noch zierlichen Bäumen ist die Verwendung eines Pfahls als Stütze erfahrungsgemäß sinnvoll. Dieser sollte auf der Wetter- und Windseite in einer Entfernung von circa 60 Zentimetern eingesetzt werden. In der Regel handelt es sich dabei um die Westseite.

Pflegen und ernten

Das Pflegen der Bäume auf Streuobstwiesen unterscheidet sich nicht wesentlich von Obstplantagen oder Gewächsen im Garten. Wichtig sind:

  • ein regelmäßiger, möglichst jährlicher Verschnitt
  • Düngen mit natürlichen Mitteln, wie Kompost, Mist oder Hornmehl
  • Bewässerung während Trockenphasen
  • Kontrollen in regelmäßigen Abständen, um Krankheiten oder Parasitenbefall frühzeitig zu erkennen
  • Winterschutz im ersten Standjahr

Im Gegensatz zu der Pflege gestaltet sich die Ernte im Vergleich zu einem Garten oder einer Plantage aufwendiger. Denn hierbei müssen nicht nur die verschiedenen Reifezeiten der Früchte beachtet werden. Durch die größeren Abstände oder auch eine unregelmäßige Verteilung der Obstbäume sowie die Artenvielfalt ist die Erntephase sehr lang und von einem Baum zum nächsten zu gelangen fällt schwieriger aus.

Förderung und Bauvorschriften

Aufgrund der zahlreichen Vorteile der Streuobstwiesen können finanzielle Fördermittel im jeweiligen Bundesland beantragt werden. Wichtig sind dafür verschiedene Punkte.

Darunter unter anderem:

  • im Vorfeld Informationen einholen
  • Baurecht beachten
  • umfassende Recherche betreiben, beispielsweise bei einem Naturschutzverein oder online
  • Pflege so natürlich wie möglich und ohne synthetische Substanzen

Hierdurch wird es möglich, umfassende Unterstützung zu erhalten.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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