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Ableger und Kindel von Orchideen richtig pflanzen – Anzucht

Orchideen gehören zu den wohl beliebtesten Zimmerpflanzen schlechthin und werden gerne verschenkt. Die exotischen Gewächse sind mit dem richtigen Wissen einfach zu kultivieren und sogar leicht zu vermehren. Wer sich in Geduld übt und die passenden Kniffe kennt, kann durch Ableger und Kindel bald eigene Nachzuchten der Orchideen verschenken – oder aber eine beeindruckende Sammlung und Blütenpracht kreieren. Mit der folgenden Anleitung geht das sogar ohne Erfahrung in der Pflanzenpflege und selbst ohne grünen Daumen.

Video-Tipp

Ableger, Kindel, Keiki

Ob sie als Ableger, Kindel oder Keiki bezeichnet werden, die Rede ist in jedem Fall von Jungpflanzen der Orchidee, die sich direkt an der Mutterpflanze bilden. Zu finden sind die kleinen Orchideen an den eigentlichen Blütenständen des Gewächses. Wachsen hier an Stelle einer Blüte plötzliche winzige Blätter, handelt es sich um ein sogenanntes Kindel oder Keiki. Es wäre jedoch verheerend, direkt zum Messer zu greifen und den Ableger separat in Substrat zu verbringen. Stattdessen sollte mit der Trennung gewartet werden, bis mindestens zwei Blätter – besser aber mehr vorhanden – sind. Zudem muss das Kindel bewurzelt sein. Erst dann ist es problemlos allein lebensfähig und bereit für ein eigenes Pflanzgefäß.

Zeitpunkt

Aufgrund der Lichtverhältnisse, stabileren und höheren Temperaturen sowie der beginnenden Wachstumsphase ist das Frühjahr der ideale Zeitpunkt für die Anzucht der Orchidee Kindel. Frühestens im April sollten die Ableger von der Mutterpflanze getrennt werden. Und das auch nur dann, wenn sie die bereits erwähnte Blätteranzahl und Wurzeln aufweisen. Bis dieser Fall eintritt, kann durchaus ein Jahr vergehen. Hier ist also Geduld gefragt. Ist es dann soweit, gilt es auch bei der Entfernung der Keiki das eine oder andere zu beachten.

Tipp:

Das Wachstum der Ableger kann beschleunigt werden, indem die häufig mit weichem Wasser besprüht wird.

Trennung

Sind die Ableger im Frühjahr oder Frühsommer bereit zur Trennung, wird der tragende Stiel gelb oder vertrocknet sogar, hilft die folgende Anleitung bei der richtigen

Durchführung:

  • 1. Vor dem Einsatz ist ein scharfes Messer zu wählen, das gründlich desinfiziert wird.
  • 2. Der Ableger wird dicht an der Mutterpflanze geschnitten, ohne die jungen Wurzeln oder Blätter zu verletzen.
  • 3. Um Infektionen sowie Fäulnis zu vermeiden, sollte sämtliche Schnittflächen mit Holzkohlepulver bestäubt werden. Alternativ kann auch Schwefelpulver eingesetzt oder eine kurze Trockenphase eingehalten werden, bis die feuchten Stellen verschlossen und vollständig trocken sind.
  • 4. Zur Anzucht der jungen Orchideen wird wahlweise Orchideensubstrat oder spezielles Jungpflanzensubstrat für Orchideen gewählt. Dieses wird vor dem Einsatz kurz eingeweicht oder durchdringend besprüht.
  • 5. Der Ableger wird so eingesetzt, dass er möglichst stabil im Substrat einsitzt. Die Blätter sollten sich allerdings über dem feuchten Boden befinden. 

Anzucht

Damit aus den Kindeln ausgewachsene und kräftige Orchideen werden, benötigen sie anfangs eine hohe Luftfeuchtigkeit. Es reicht also nicht aus, lediglich das Substrat feucht zu halten oder aller paar Tage zu besprühen. Stattdessen sollte der Ableger samt Substrat abgedeckt werden. Dies kann wahlweise mit einer transparenten Folie, beispielsweise einem Plastikbeutel oder in einem Zimmergewächshaus erfolgen. Sowohl das Gewächshaus als auch die Folienabdeckung sollten täglich kurz gelüftet werden, um Fäulnis zu verhindern. Zudem kann der Beutel mit mehreren kleinen Löchern versehen werden, um die Luftverhältnisse zu verbessern. Zeigt das Kindel neue Blätter oder lässt sich nicht mehr aus dem Substrat ziehen, kann die Abdeckung entfernt werden. Dann ist auch der Zeitpunkt gekommen, um mit der Düngung zu beginnen. Diese erfolgt anfangs jedoch nur in stark verdünnter Dosierung.

Kindelbildung begünstigen

Einige Orchideenarten, wie Phalaenopsis, Calanthe und Dendrobium neigen zur Ausbildung von Kindeln. Das gilt aber längst nicht für alle Zuchtformen dieser Arten, andere Hybriden und Orchideen. Dennoch kann zumindest der Phalaenopsis auf die Sprünge geholfen werden. Eingesetzt wird hierfür sogenannte Keikipaste, die die Ablegerbildung durch ein anregendes Hormon begünstigt. Die Paste aus dem Fachhandel wird gezielt auf schlafende Augen der Blütenstiele aufgetragen und kann hier zu einer beschleunigten Ausbildung von Kindeln führen. Garantiert ist derlei Erfolg jedoch nicht. Wer sich dennoch für einen Versuch entscheidet, sollte die Keikipaste direkt nach der Blüte auf die entsprechenden Triebe der Orchidee auftragen. Gerade dann lässt sich gut erkennen, wo die Blüten saßen und sich später Kindel bilden könnten.

Wurzelwachstum anregen

Einige Orchideen Ableger lassen sich mit dem Wurzelwachstum viel Zeit. Für eine zügige Anzucht ist das selbstverständlich ungünstig. Auch hierbei ist aber ein gezielter Eingriff möglich. Diese Anleitung zeigt, wie es funktionieren kann:

  1. Um das insgesamte Wachstum zu begünstigen, sollten die Ableger bereits an der Mutterpflanze regelmäßig besprüht werden. Die erhöhte Feuchtigkeit wirkt kräftigend und kann die Wurzelbildung beschleunigen.
  2. Zur zusätzlichen Anregung des Wurzelwachstums wird ein Stück Moos an die Unterseite des Kindels gebunden und feucht gehalten. Die direkte Wasserzufuhr aktiviert häufig die Wurzelanlagen und zeigt schnell Erfolg.
  3. Reichen die obig beschriebenen Maßnahmen nicht aus, kann ein kleines Pflanzgefäße mit Substrat gefüllt, durchfeuchtet und unter dem Ableger befestigt werden. Haben die Keiki Kontakt zum Substrat, können die Wurzeln direkt hineinwachsen und sowohl schneller als auch sicherer von der Mutterpflanze getrennt werden.
  4. Als letzte mögliche Maßnahme kann es sinnvoll sein, einen transparenten Plastikbeutel über den jungen Trieb zu stülpen und vorsichtig mit einem Gummiband zu befestigen. Hierdurch entsteht ein ideales Klima für Wachstum und Wurzeln.
Tipp:

Damit wiederum die Gefahr für Fäulnis verringert wird, sollten die Orchideen ausreichend Zeit zum Abtrocknen zwischen dem Besprühen haben und zudem gut belüftet sein. Abdeckungen werden dazu mit Löchern versehen und sollten täglich kurz entfernt werden.

Ableger ohne Wurzeln

Wurde die Mutterpflanze gestresst oder lagen unbemerkt Pflegefehler vor, kann es durchaus zum Absterben des Triebes kommen. Auch wenn an diesem Orchideen Kindel sitzen, die noch nicht bewurzelt sind. In derlei Fällen empfiehlt es sich, die Wurzelbildung so schnell wie möglich zu aktivieren. Meist dauert es eine ganze Weile, bis der Stiel von der Spitze bis kurz über dem Substrat vertrocknet ist. Es besteht also noch eine Chance, den Ableger auf die oben beschriebenen Weisen zu retten. Ist der Trieb bereits bis zum Ableger abgestorben, muss das Kindel umgehend entfernt werden. Am besten dann, wenn der Stiel unterhalb des Kindels noch grün ist. Geschnitten wird so, dass der Blütenstiel knapp oberhalb des Substrats gekappt wird. Vertrocknete Reste werden entfernt. Der Keiki sitzt bei dieser alternativen Maßnahme also noch am Stängel der Orchidee. Wahlweise mit Moos umwickelt oder auf Substrat gesetzt, ist der Orchideenabschnitt feucht zu halten, bis sich Wurzeln zeigen. Ratsam ist es zudem, nicht nur Wasser sondern auch stark verdünnten Dünger zum Besprühen einzusetzen. Die zusätzliche Nährstoffzufuhr kann die Erfolgschancen erhöhen. Garantiert ist die erfolgreiche Anzucht dennoch nicht.

Substrat

Bei der Anzucht der Orchidee aus Kindeln kommt es neben dem richtigen Vorgehen und dem passenden Zeitpunkt vor allem auch auf das Substrat an. Verwendet werden sollten ausschließlich entsprechende Spezialsubstrate für Orchideen oder Sphagnum-Moos zum Anbinden an den Ableger. Die Orchideensubstrate für adulte Gewächse sind allerdings oftmals zu grob, um den Kindeln ein schnelles und einfaches Anwachsen zu ermöglichen. Empfehlenswert ist es daher, die Rindenstücke im Substrat zu zerkleinern. Hierfür reicht es in der Regel aus, sie mit den Fingern zu zerbrechen und zu zerkrümeln, bis eine sehr feine Struktur entsteht. Alternativ kann Orchideensubstrat für Jungpflanzen oder sehr kleine Orchideen verwendet werden, das im Fachhandel erhältlich ist. Dieses ist von vornherein feiner und bietet damit einen besseren Ausgangspunkt für die jungen Wurzeln. Ein Wechsel zum gröberen, normalen Orchideensubstrat kann stattfinden, wenn die Gewächse mindestens zehn besser noch fünfzehn Zentimeter hoch und gut angewachsen sind. Meist ist das bereits dann der Fall, wenn ohnehin zum ersten Mal umgetopft werden muss. Die Orchideen können jedoch schon beim ersten neuen Austrieb so kultiviert werden, wie die Mutterpflanzen.

Fazit

Die Anzucht von Orchideen über Kindel oder Ableger ist im Grunde nicht schwierig, erfordert aber einige Zeit, Geduld und das richtige Vorgehen. Wer sich daran hält, kann problemlos Jungpflanzen ziehen und so besonders schöne Exemplare vermehren, um eine noch größere Blütenpracht zu kreieren.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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