
Besondere Lebensbedingungen im tropischen Regenwald
Beidseits des Äquators erstrecken sich in den warmen, immer feuchten Regionen die bedeutendsten Urwälder dieser Erde: die tropischen Regenwälder. Von den etwa 300.000 bis heute entdeckten Pflanzenarten sind etwa zwei Drittel im tropischen Regenwald heimisch.
Je nach Höhenlage, in der der Regenwald wächst, unterscheidet man nach:
- Mangrovenwäldern (in Küstennähe)
- Tieflandregenwälder
- Bergregenwälder
- obere Etage: vereinzelte Bäume mit bis zu 60 Meter Höhe
- Kronenregion: Bäume mit einem dichten Blätterdach, Hauptkronendach des Regenwaldes, bis etwa 40 Meter Höhe
- mittleres Stockwerk: besteht aus jungen Bäumen, hohen Sträuchern, Baumfarnen, sehr artenreich
- Strauchschicht: Sträucher und junge Bäume bis etwa 5 Meter
- Krautschicht: die darunter liegenden Regionen bekommen nur noch etwa 1-3% Sonnenlicht ab, hier wachsen fast nur Farne, Pilze und Moose
Krautschicht mit Moosen und Farnen
Bei den Moosen und Farnen stammen zwischen 75 und 90% aller bekannten Arten aus den tropischen Regenwäldern. Zu den beeindruckendsten Exemplaren gehören die Baumfarne, deren gefiederten Blätter bis zu vier Meter Länge erreichen können. Etwa 3000-4000 Arten von Moosen sind im Regenwald heimisch.
Beispiele für Farne:
- Streifenfarngewächse (Aspleniaceae) wie der Nestfarn (Asplenium nidus)
- Baumfarne (Cyatheales, Dicksoniaceae)
- Tüpfelfarne (Polypodium, Lindsaeaceae)
- Adlerfarngewächse (Dennstaedtiaceae)
- Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae)
- Kleefarngewächse (Marsileaceae)
- Schwertfarne (Nephrolepidaceae)
- Natternzungengewächse (Ophioglossaceae)
- Schachtelhalme (Equisetaceae)
- Brachsenkräuter (Isoëtaceae)
- Bärlappgewächse (Lycopodiaceae)
- Moosfarne (Selaginellaceae)

Zu den Lianen gehören einige Arten der Gattungen:
- Kaperngewächse (Capparaceae)
- Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
- Trompetenbaumgewächse (Bignoniaceae)
- Bauhinien, Orchideenbäume (Bauhinia)
- Flaschenbaumgewächse, Schuppenapfelgewächse (Annonaceae)
- Seifenbaum, Sumachgewächse (Anacardiaceae)
- Fensterblatt (Monstera deliciosa)
- einige Flamingoblumen (wie Anthurium scandens)
- Efeutute (Epipremnum aureum)
- Baumfreund (Philodendron)
- Passionsblumengewächse (Passifloraceae) wie die Passionsfrucht oder Maracuja
Pflanzen, die nicht klettern können, haben sich
1. Orchideen
Zu den Orchideen gehören etwa 30.000 Arten, von denen die meisten im tropischen Regenwald heimisch sind. Einige Orchideenarten bilden frei herabhängende Luftwurzeln, mit denen sie das Regenwasser regelrecht aufsaugen können. Orchideen sind jedoch keine Schmarotzerpflanzen, die sich von dem Baum, auf dem sie leben, ernähren. Sie halten sich lediglich an der Rinde der Bäume fest, um näher am lebenswichtigen Sonnenlicht zu stehen. Wasser und Nährstoffe ziehen sie vorwiegend aus dem Regen oder Nebel, der hier täglich auftritt. Beliebte Arten:
- Phalaenopsis
- Vanda
- Dendrobium
- Echte Vanille
Auch Bromelien wachsen als Aufsitzerpflanze auf Bäumen im tropischen Regenwald. Die trichterförmigen Blätter sammeln das Regenwasser und Nährstoffe aus herangewehten Partikeln. Bei den Ananasgewächsen sind die Blätter mit sogenannten Saugschuppen besetzt. Diese Schuppen quellen auf, sobald sie mit Regenwasser benetzt werden. Die Pflanzen bieten Lebensraum für Kleinstlebewesen aber auch Frösche, die ihre Eier in die Wasserspeicher legen. Übrigens gehören auch die Tillandsien zu den Bromeliengewächsen.
- Guzmania
- Billbergia (Zimmerhafer)
- Neoregelia
Tillandsien (Tillandsia)
4. Grünlilien (Chlorophytum comosum)
5. Zwergpfeffer (Peperomia)
6. Schamblumen (Aeschynanthus)
Halbepiphyten
Neben den eigentlichen Epiphyten, die ihr gesamtes Leben auf einer größeren Pflanze verbringen, gibt es auch einige spezialisierte Pflanzen, die nur bis zu (oder ab) einem bestimmten Alter dort verbringen. Hierzu gehören beispielsweise zwei bekannte Pflanzen:
1. Würgefeige
Das Leben einer Würgefeige beginnt als Samen auf einem Ast eines großen Baumes. Zunächst wächst sie dort als einfache Aufsitzerpflanze. Wächst und gedeiht eine Würgefeige gut, ist das nahezu immer mit dem Tod ihres Wirtsbaumes verbunden. Sobald die Würgefeige genügend eigene Stelzwurzeln ausgebildet hat, beginnt sie ihren Wirt zu erdrosseln. Zu den Würgefeigen gehören verschiedene Arten der Gattung Ficus.
2. Monstera
Einige Vertreter aus der Gattung Monstera (Fensterblatt) keimen auf dem Boden und begeben sich zunächst auf die Suche nach einem größeren Baum. Erst dort bilden sich die richtigen Blätter aus. Beim Klettern bildet Monstera zwei verschiedene Wurzeltypen: die Haftwurzeln und lange, sehr schnell wachsende Luftwurzeln. Mit ihnen ist es der Pflanze möglich, selbst aus über 30 Metern den Boden zu erreichen und dort Nährstoffe und Wasser aufzunehmen, selbst wenn der untere Teil der Pflanze bereits abgestorben ist.
Andere Pflanzen versuchen erst gar nicht, eigenständig zu überleben. Sie ernähren sich von anderen Pflanzen.
- Rafflesien (Rafflesia)
- Corynaea crassa (aus der Familie der Balanophoraceae)
Im tropischen Regenwald ist der Lichteinfall auf den Boden sehr viel geringer als in unseren Laubwäldern. Das hat zur Folge, dass dort eine geringere Vielfalt an krautigem Bodenwuchs zu verzeichnen ist. Viele dieser Pflanzen sind wegen ihres geringen Lichtbedarfs bei uns als Zimmerpflanzen beliebt:
Begonien (Begonia)
- Aronstabgewächse (Araceae) wie das Einblatt (Spathiphyllum), Kolbenfaden (Aglaonema)
- Flamingoblumen (Anthurium)
- Dieffenbachie (Dieffenbachia)
- Pfleilwurzgewächse (Marantaceae) wie die Korbmarante (Calathea Zebrina)
- Sauerkleegewächse wie Biophytum sensitivum
- Pfeilblätter (Alocasia)
- Strahlenaralien (Schefflera), teilweise auch Kletterpflanzen
- Raublattgewächse, Borretschgewächse (Boraginaceae)
- Schwanenblume (Butomaceae)
- Gottesaugen (Tradescantia) wie das Zebra-Ampelkraut (Tradescantia zebrina)
- Zwergpfeffer (Peperomia) wie Peperomia caperata
- Silbernetzblatt (Fittonia)
Zudem gehören auch unterschiedliche Palmen und Bambusarten (wie der Riesenbambus) zu den typischen Vertretern des tropischen Regenwaldes. Aber auch Pflanzenarten, die in mitteleuropäischen Gärten angepflanzt werden, sind im Regenwald anzutreffen wie Buchsbaumgewächse (Buxaceae). Heute sind mehr als 200 Palmenarten mit etwa 2500 Unterarten bekannt. Die meisten Palmen sind in den tropischen Regenwäldern zu Hause, denn sie benötigen viel Wärme und Feuchtigkeit, allerdings auch etwas mehr Licht als andere Pflanzen, die dort vorkommen. Deshalb findet man sie meist auf Lichtungen oder am Rand des Regenwaldes. Palmen mit geringem Lichtbedarf:
- Bergpalme (Chamaedorea elegans)
- Große Strahlenpalme (Licuala grandis)
- Kentia Palme (Howea fostweriana)
- Australische Schirmpalme (Livistona australis)
Eine ganz besondere Pflanzenart, die im tropischen Regenwald vorkommt, sind die fleischfressenden Pflanzen. Hierzu gehören beispielsweise:
- Kannenpflanzen (Nepenthes)
- Schlauchpflanzen (Sarracenia) wie Sarracenia purpurea
Viele Pflanzen, die wir als Gewürze oder Früchte kennen, oder deren Holz zu Möbeln verarbeitet wird, stammen aus dem tropischen Regenwald. Um nur einige Beispiele zu nennen:
- Banane (wächst auf Lichtungen)
- Zimt
- Ingwer
- Papaya (Carica papaya)
- Echte Vanille
- Mahagonibaum
Im tropischen Regenwald herrscht eine unglaubliche Artenvielfalt. Die einzelnen Pflanzen haben sich wegen der ungünstigen Boden- und Standortbedingungen extrem spezialisiert. Oft kommen die Pflanzen im Umkreis von mehreren Hundert Metern nur ein einziges Mal vor, große Ansammlungen der gleichen Art sind sehr selten. Einige Pflanzen sind sehr schattenverträglich, andere bilden wunderschöne Blüten und sind daher als Zimmerpflanzen beliebt. Sie alle mögen es das ganze Jahr über warm und eher feucht.