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Welche Mittel gegen Trauermücken helfen – 16 Hausmittel

Gelbtafel

Trauermücken können zum Problem werden, wenn Sie sich unabsichtlich, aber effektiv als „Trauermücken-Züchter“ betätigen. Der Artikel verrät Ihnen, wie Sie das verhindern. Trauermücken sind ärgerlich, schaden aber weder Ihren Pflanzen noch Ihnen in irgendeiner Weise, solange sie nicht zur Massenvermehrung ansetzen. Das können Sie durch einfache Hausmittel stoppen, und durch ähnlich simple Mittel dauerhaft verhindern:

Video-Tipp

Trauermücken erkennen

Wenn auf einmal kleine schwarze Punkte vor Ihren Augen auftauchen, die sich bewegen – liegt das hoffentlich nicht an der vergangenen Partynacht, und Sie müssen auch nicht schnellstens zum Augenarzt. Wenn Sie Zimmerpflanzen haben, wird nur gerade eine Generation Trauermücken geschlüpft sein.

Die dunkle Farbe hat den Mini-Mücken zwar den eher traurigen Namen eingebracht, der scheint sie aber nicht sonderlich zu stören – das muntere Herumtänzeln ist absolut charakteristisch für die Trauermücken; wenn Sie so etwas sehen, sind es Trauermücken. Gott sei Dank nur Trauermücken, die kleinen Flieger richten keinen Schaden an, sind an ihrem Zick-Zack-Flug gut zu erkennen und lassen sich leicht und gut dezimieren, es gibt viel hartnäckigere und schwerer identifizierbare Zimmerpflanzen-Schädlinge.

„Nur“ Trauermücken? Die Luft ist schwarz und die Mini-Flieger sind auch irgendwie ziemlich eklig? Ja, denn wenn Sie Trauermücken an ihrem tänzelnden Flug erkennen, sehen Sie erwachsene Trauermücken (Imagines). Die erwachsenen Trauermücken leben gerade einmal fünf Tage bis eine Woche. In dieser Zeit tun sie Ihren Pflanzen nichts, Null, sie fressen nämlich niemals, sondern leben von den Nährstoffreserven ihrer Larvenzeit. Vielleicht nippen sie mal ein einem Mikrotropfen Wasser, aber eigentlich leben geschlechtsreife Trauermücken nur zu einem Zweck: Sich ihr ganzes Leben lang zu paaren, um sich fortzupflanzen (eigentlich auch nicht schlecht).

Herumfliegende Trauermücken sind kein Problem

Wie gesagt, herumfliegende Trauermücken wollen nichts anderes als Liebe machen, und dazu bleiben ihnen ohnehin nur ein paar Tage – unter diesem Gesichtspunkt betrachtet könnten Sie die Trauermücken einfach gewähren lassen, bis sich das Problem bald selbst erledigt hat.

Das Problem sind aber zunächst nicht die Trauermücken selbst, sondern mögliche Besuche eher naturferner Menschen (Vorgesetzte, Schwiegermütter, etc.), deren Minen Sie deutlich ablesen können, wie sie darüber denken, dass Sie „in Ihrer Wohnung Ungeziefer züchten“.

Außerdem ist das Lebensziel Fortpflanzung bei den erwachsenen Trauermücken ein Problem: Wenn Sie die Trauermücken gewähren lassen, werden die weiblichen Trauermücken (die im Sinne einer gut durchdachten Fortpflanzungsstrategie prozentual überwiegen) Eier in die Erde Ihrer Zimmerpflanzen legen. Aus denen in kurzer Zeit hungrige Larven schlüpfen, die jungen Pflanzen dann schon Schäden zufügen können (mehr dazu siehe Artikel „Trauermückenlarven bekämpfen – so geht’s!“); außerdem werden es in jeder Generation mehr Trauermücken, und der Generationszyklus der Trauermücke ist sehr kurz.

Wenn die Nachkommen einer einzigen Trauermücken bei Ihnen schlüpfen, haben Sie rund 30 Trauermücken. Darunter sind mindestens 20 Weibchen, jedes Weibchen legt 30 Eier, macht 600 hungrige Larven und 600 neue Trauermücken, von Schlüpfen bis Schlüpfen dauert das Ganze unter einem Monat. In der nächsten Generation sind es (400 x 30) 12.000 Trauermücken, in der übernächsten (8.000 x 30) knapp eine viertel Million Trauermücken …

Die Gradlinigkeit dieser exponentiellen Entwicklung können Sie alleine dadurch stören, dass Sie an einem schönen Sonnentag das Fenster hinter dem Fensterbrett mit den Zimmerpflanzen öffnen und einen großen Teil der herumfliegenden Trauermücken mit einer Zeitung in die Freiheit wedeln. Mit Pflanzenimporten aus dem Süden eingeführte Trauermücken überleben den Winter in unseren Klima nicht, die Populationen heimischer Trauermücken werden in der freien Natur durch alle möglichen heimischen Insekten im Zaum gehalten.

Herumfliegende Trauermücken loswerden

Trauermücke

Aber wenn ein paar Weibchen zurückbleiben, würden die immer noch Nachkommen produzieren. Je mehr Weibchen Sie an der Eiablage hindern, desto kleiner wird die nächste Generation … und Sie können hier mit einfachen Mitteln durchschlagende Erfolge erzielen, wenn Sie das Gewimmel nicht dulden, sondern sofort dagegen vorgehen:

  • Gelbsticker in Erde der Zimmerpflanzen stecken
  • Weitere Gelbtafeln im Raum verteilen
  • Z. B. an Lampen, die Tiere werden vom Licht angezogen
  • Fertige Gelbsticker gibt es im Gartencenter und im Baumarkt
  • Gelbtafeln selber machen spart auf Dauer viel Geld
  • Zimmerpflanzen sparsam gießen
  • Zimmerpflanzen nur von unten (über den Untersetzer) gießen
  • Im Untersetzer nicht lange Wasser stehen lassen
  • Blumenerde kühl und trocken lagern
  • Angebrochene Beutel luftdicht verschließen
  • Sand in 3-cm-Schicht auf Blumenerde aufbringen
  • 3-cm-Schicht Sand in Untersetzer  füllen
  • Geeignet sind Vogelsand (ohne Kalk), Chinchilla-Sand, feiner Quarzsand
  • Fein gemahlene Muskatnuss enthält insektizid wirksame Myristinsäure
  • Gleichmässig auf die Blumenerde streuen
  • Fleischfressende Pflanzen fressen auch Trauermücken

Für den Haus- und Kleingarten sind gegen Trauermücken außerdem mehrere Pflanzenschutzmittel mit Neem zugelassen, und Sie können sogar das Niemöl, das noch im Schrank herumsteht, weil es gegen Hausstaubmilben nicht ausreichend wirkte, mit Wasser verdünnt um die Pflanzen sprühen.

Mit all diesen Maßnahmen machen Sie es „Mutter Trauermücke“ schon richtig schwer, ihre Eier abzulegen. Sie wird sich anstrengen und es trotzdem schaffen (was tut man nicht alles für die Kinder), wenn auch in erheblich geringerem Maße. Deshalb bleibt das oben beschriebene Programm ein Dauerprogramm, sobald in einem Haushalt das erste Mal Trauermücken gesichtet wurden. Sand und Co. wirken auch vorbeugend gegen Trauermücken, und ein, zwei Gelbtafeln sollten sich immer irgendwo zwischen den Pflanzen befinden – damit Sie mehr davon aufstellen können, wenn sich steigender Trauermückenbefall abzeichnet.
 
Für den normalen Haushalt, in dem niemand in Hysterie ausbricht, wenn gelegentlich ein Insekt zu sehen ist, reichen diese simplen Maßnahmen vollkommen aus. Sie brauchen weder Nematoden einkaufen noch Raub-, Sumpf-, oder Tanzfliegen fangen gehen, sondern einfach nur ein wenig darauf achten, dass die Trauermücken nicht überhand nehmen. Wenn Sie nicht jedes einfliegende Insekt sofort töten, helfen diese Besucher Ihnen übrigens dabei.

Wenn Sie eine Nachzucht seltener exotischer Pflanzen angesetzt haben, eine Horde zarter Salatpflänzchen noch sehr klein dem Auspflanzen entgegen wächst oder die Trauermücken Ihr Gewächshaus gekapert haben, kann das anders aussehen; dann möchten Sie das Areal vielleicht trauermückenfrei machen. Das ist möglich und wird im Artikel „Trauermückenlarven bekämpfen“ beschrieben, verursacht aber erheblich mehr Aufwand, hier kommen dann z. b. parasitäre Nematoden und Raubmilben aus dem Handel zum Einsatz.

Für den normalen Haushalt ist es aber sogar vorteilhaft, die Trauermücken wie im Kreislauf der Natur in den Kreislauf des eigenen Haushalts einzubinden (der einem Naturkreislauf durchaus ähnelt und bei durchdacht agierenden Menschen auch ähnlich gut funktioniert). Trauermücken schaden nämlich den Pflanzen gewöhnlich insgesamt nicht, auch die Larven ernähren sich von organischen Abfällen, Trauermücken gehören zu den wichtigsten Zersetzern organischer Reste. Und sie ernähren sich auch von Pilzmyzelien, die in Blumenerden immer wieder zum Problem werden; die Trauermücken im Blumentopf verbessern also die Erde und beugen übermäßigem Pilzbefall vor.

Besser nicht

Gegen Trauermücken werden im gewerblichen Bereich einige Pflanzenschutzmittel angeboten, mit Pirimiphos-methyl, Deltamethrin, Magnesiumphosphid und mehr, alle umweltgefährlich und giftig für Wasserorganismen.

Trauermücken an Gelbsticker

Aber die sind für den Haus- und Kleingarten nicht zugelassen, besser so, sie sind giftig beim Einatmen oder verursachen Allergien, reizen Haut und  Augen, stören das Hormonsystem oder explodieren beim Kontakt mit Wasser – und deshalb sollten Sie auch besser nicht den Tipps folgen, wie Sie an solche Mittel illegal herankommen. Vor allem nicht den Tipps, im Haus- und Kleingarten nicht zugelassene Pflanzenschutzmittel zu verwenden, deren Zulassung auch noch gerade generell widerrufen wurde, wie bei Calypso oder anderen Pflanzenschutzmitteln mit Thiacloprid (dazu: www.ndr.de/ratgeber/garten/Insektizide-Gefahr-im-Garten,insektizide102.html ).

So richtig empfehlenswert ist auch der Tipp nicht, die Erde durch erhitzen zu sterilisieren – damit machen Sie entweder weitgehend tote Erde „noch toter“ oder berauben eine gute Erde der Inhaltsstoffe, die sie gut machen (dazu gleich unten). Konsequenter wäre dann die Umstellung auf rein mineralische (anorganische) Substrate, in denen sich Trauermücken nicht vermehren können. In diesem ganzen Bereich, vom Öko-Zierpflanzen-Anbau über Alternativsubstrate bis hin zur substratlosen Kultur gibt es gerade viele spannende Ansätze, über die Sie sich informieren könnten.

Wo kommen die Trauermücken her?

Fliegen in Blumenerde

Falls Sie sich fragen, wie bei Ihnen Trauermücken schlüpfen konnten, obwohl Sie Zimmerpflanzen beim Kauf immer genau auf Schädlinge untersuchen und auch sonst sehr auf Hygiene achten:

So ganz genau werden Sie das wohl nie ergründen können. Denn die Mini-Flieger aus der Familie der Zweiflügler (Unterordnung 1, Mücken, Unterordnung 2 sind die Fliegen) waren evolutionär ausgesprochen erfolgreich. Weltweit sind aktuell um 1.800 Arten bekannt (und das sind ganz bestimmt nicht alle), 600 Arten davon leben bei uns in Europa.

Leben können Trauermücken so ziemlich überall, auf den Inseln rund um die Antarktis und in heißen Wüsten (wo sie Temperaturspitzen eingegraben im Wüstensand überstehen), auf Bergen mit über 4.000 m Höhe, in der Tundra und in dunklen Höhlen; am allerliebsten leben sie aber in schön feuchten und schattigen Biotopen. Also Wälder und Moore, Wiesen und Weiden, Feldern und gut gewässerte Hausgärten, vielleicht noch mit Teich – Deutschland ist für eine Trauermücke sowieso schon einmal eine prima Umgebung.
 
In diesen Wäldern und Wiesen und Co. leben die Trauermücken in Laub und Pflanzen versteckt, aber in reichlichen Mengen: In ihren Lieblings-Biotopen (feucht und schattig) stellen die Trauermücken bis zu 70 % der ansässigen Mücken und Fliegen. Sie verbreiten sich auch im Rest des Landes sehr gut: Der Wind und Verkehrsmittel tragen sie weiter, beim Handel mit landwirtschaftlichen Produkten, Humus, Blumenerde werden sie in neuen Arten eingeschleppt und durch die Gegend gefahren, Gewächshäuser zur Aufzucht exotischer Zimmerpflanzen sind mit ihrem Klima und den fehlenden Feinden produktive Trauermücken-Zuchtstätten.

Wenn so viele kleine schwarze Punkte durch die Luft tänzeln, dass Sie sie bemerken, ist es wahrscheinlich nicht die erste Generation Trauermücken, die da herumfliegt. Sondern die zweite oder dritte Generation, die aus Eiern in der Erde ihrer Zimmerpflanzen hervorgegangen ist.

Da Trauermücken eigentlich überall „unterwegs sind“, können sie durchaus schon beim Händler in die Erde ihrer Zimmerpflanzen gelangt sein. Die im Handel verkauften Substrate namens „Blumenerde“ enthalten zwar häufig nicht mehr ein buntes Gemisch von Industrie- und Gewerbeabfällen, haben also mit Erde im Sinne von Gartenerde nicht viel zu tun.

Trauermücke

Aber unter den Hauptbestandteilen, aus denen ein Kultursubstrat (für den Händler, für Sie heißt es Blumenerde und ist im Topf der Zimmerpflanze) laut § 4 in Verbindung mit Anlage 2, Tabelle 7 Düngemittelverordnung bestehen darf, ist einiges, das tote organische Substanz fressende Trauermückenlarven bestimmt nicht verachten, hier die wohl „leckersten“ Beispiele:

  • 7.1. Pflanzliche Stoffe: Torf, Moorschlamm, Heilerde ohne Medikamentenrückstände, Pflanzliche Stoffe aus Lebens-, Genuss- oder Futtermittelherstellung + Landwirtschaft, Küchen und Kantinenabfälle, pflanzliches Filtermaterial aus der biologischen Abluftreinigung, pflanzliches Abfisch- und Rechengut aus der Gewässerbewirtschaftung
  • 7.2. Tierische Stoffe: Tierische Nebenprodukte nach Artikel 9 und 10 Verordnung (EG) Nr. 1069/2009 wie Festmist, Jauche, Magen- und Darminhalte und noch viel Schönes, das Sie bitte selbst in der Verordnung nachlesen (in der Blumenerde landen z. B. die gerade in den Medien so bedauerten, Zitat Gesetzestext: „aus kommerziellen Gründen getöteten Eintagsküken“)
  • 7.4 Andere Stoffe und Organismen: Schlämme aus der Nahrungsmittelindustrie, aus Abwässern der Milchverarbeitung, Getränkeherstellung, Gelatineherstellung, Herstellung pflanzlicher Lebens- und Genussmittel, Klärschlämme, Bioabfälle aus Ihrer Biotonne … usw.

All diese Stoffe sind in gekaufter Blumenerde zwar nicht mehr identifizierbar, können in ihr aber tatsächlich in Ihr Heim kommen; es ist also kein Wunder, dass Trauermücken auch in Häusern und Wohnungen auftreten und sich dort in Blumentöpfen entwickeln.

Wenn importierte Zimmerpflanzen in dieser Blumenerde verkauft werden, handelt es sich dann möglicherweise auch um importierte Trauermücken – die deutsche Winter draußen nicht überstehen, aber unsere Zimmertemperaturen ganz toll finden. Gärtner, die sich bereits mit der Zusammensetzung käuflicher Kultursubstrat beschäftigt haben, mischen sich ihre Blumenerde selbst, aus Gartenerde, Kompost und ggf. auflockernden Bestandteilen. In guter Gartenerde und Kompost sind natürliche Antibiotika und Mikroorganismen, die  Trauermücken keine Chance zu einer Massenvermehrung geben…

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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