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Weidenbohrer bekämpfen: Schadbild und Mittel | Ist die Raupe giftig?

Kleine Weidenbohrerraupen treten gegen einen großen Baum an und gewinnen dennoch das Duell. Die Zeit ist ihr heimlicher Verbündeter und natürlich ihr Fleiß. Mag es auch Jahre dauern, irgendwann gibt sich jeder Baum geschlagen. Zu viele Löcher durchziehen den Stamm und schwächen seine Vitalität. Eile ist geboten, um den Raupen den Weg ins tiefste Innere der Obstbäume zu versperren.

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Steckbrief

  • Weidenbohrer ist eine Schmetterlingsart (Nachtfalter)
  • stammt aus der Familie der Holzbohrer
  • Cossus cossus lautet sein wissenschaftlicher Name
  • befällt ausschließlich Laubbäume
  • Weiden sind bevorzugte Wirtspflanzen, aber auch Apfel- und Birnbäume
  • der Falter ist behaart, die Flügel graubraun gefleckt
  • Flügelspannweite: bis 8 cm bei Männchen, 10 cm bei Weibchen
  • dämmerungs- und nachtaktiv
  • Larven erreichen bis 10 cm Länge
  • kräftige Rotfärbung, schwarzes Nackenschild

Giftigkeit

Die Raupe ist an sich nicht giftig. Sie hat aber kräftige Schneidwerkzeuge und weiß sich zu wehren. Das tut weh. Ein direkter Kontakt mit ihr kann auch zu Hautreizungen führen.

Schadbild

Weidenbohrer - Cossus cossus

Der Falter ist auf der Baumrinde farblich gut getarnt, die Raupen stecken tief in den Baumstamm. Wie kann dann ein Befall eindeutig und vor allem rechtzeitig festgestellt werden? Die hinterlassenen Spuren sind es, die eindeutige Hinweise auf die Anwesenheit des Weidenbohrers geben.

  • Rinde weist große rundovale Bohrlöcher auf
  • in den Öffnungen befindet sich rötliches Bohrmehl
  • der Raupenkot wird aus dem Bohrloch heraus befördert
  • er kann daher ebenfalls an der Lochöffnung entdeckt werden
  • es lassen sich große Flächen der brüchigen Rinde ablösen
  • der Baum verströmt starken Essiggeruch

Der typische Essiggeruch ist eine Einladung an weitere Falter. Sie legen ihre Eier dazu, was dem Fortschreiten des Befalls einen kräftigen Schub gibt. Der angerichtete Schaden ist spätestens jetzt dem Baum deutlich anzusehen.

  • verdorrte Zweige
  • welkende Blätter

Im Endstadium des Befalls stirbt der Baum schließlich ab.

Tipp:

Ein stark durchlöcherter Baum verliert zunehmend an Stabilität und kann „unerwartet“ abknicken. Die umstürzenden Baumteile stellen eine Gefahr da. Eine vorsorgliche Fällung ist anzuraten, sofern der Befall bekannt und nicht mehr einzudämmen ist.

Natürliche Feinde

Der Weidenbohrer hat hierzulande einige natürliche Feinde:

  • Raubvögel
  • Spechte
  • Schlupfwespen

Gegen die tief im Stamm verborgenen Raupen sind allerdings auch diese Feinde machtlos.

Vorbeugung

Den Nachtfalter von den eigenen Obstbäumen fernzuhalten ist unmöglich. Es steht bisher kein geeignetes Mittel zur Verfügung, den Baum für diesen Schädling weniger anziehend zu machen. Es bleibt daher nur, den Baum regelmäßig zu kontrollieren, um zumindest den Befall frühzeitig zu entdecken.

  • zweimal im Jahr kontrollieren
  • vor allem in Gebieten, in denen der Weidenbohrer gehäuft vorkommt
  • im Juni und Juli nach abgelegten Eiern suchen
  • ab Juli bis September den Stamm auf Öffnungen absuchen
  • insbesondere den bodennahen Teil

Bekämpfung

Weidenbohrer - Cossus cossus

Die Bekämpfung des Weidenbohrers ist nicht einfach. Die Raupen, die den Schaden anrichten, verstecken sich schwer erreichbar im Inneren des Baumes. Lediglich in ihrem Frühstadium sind sie nah an der Oberfläche und dadurch leichter zugänglich. Leider stehen nur wenige Mittel für die Bekämpfung bereit. Dass der Baum tatsächlich auch gerettet wird, ist nicht immer gesichert. Ein Übergreifen auf nahe Bäume ist jederzeit möglich, was den Erfolgsdruck noch erhöht. Eine Notfällung ist oftmals die einzige Möglichkeit die Auswirkung der roten Raupen zu begrenzen.

Quassiabrühe

Ein Bitterholz der ganz besonderen Art ist das Quassiaholz. Der darin enthaltene Wirkstoff Quassin ist für zahlreiche Ungezieferarten tödlich, so auch für die Eier und die frisch geschlüpften Larven des Weidenbohrers. Um Quassin aus dem Bitterholz zu extrahieren, muss eine Brühe zubereitet werden. Dieses natürliche Pflanzenschutzmittel können Sie ganz einfach selbst herstellen.

  1. Sie benötigen 150 Gramm Bitterholz. Übergießen Sie es mit 2 l Wasser und lassen Sie es einen Tag so stehen.
  2. Kochen Sie die Lösung eine Stunde kräftig auf.
  3. Sieben Sie die Holzspäne aus und lassen Sie sie trocknen. Sie können bis zu drei Mal wieder verwendet werden.
  4. Verdünnen Sie vor dem Anwenden die Brühe mit 10 l Wasser.
  5. Besprühen Sie den Baumstamm in regelmäßigen Abständen mit der Quassiabrühe. Spülen Sie den Belag nach 2-3 Tagen mit klarem Wasser wieder ab. Fangen Sie mit der Behandlung im zeitigen Frühjahr an und bleiben Sie bis zum Herbst dabei. Die Brühe ist über den gesamten Zeitraum haltbar.
Tipp:

Seien Sie zurückhaltend mit der Anwendung von Quassiabrühe. Versprühen Sie sie nur lokal begrenzt. Sie ist nicht nur für den Weidenbohrer giftig, sondern auch für viele Nützlinge.

Insektizid

Gegen Eier und frisch geschlüpfte Larven des Weidenbohrers wirkt auch das Kontaktgift Pyrethrum. Verschiedene Chrysathmenarten sind die Ausgangsbasis für die Herstellung von Insektiziden mit diesem Wirkstoff. Auf dem Handelsmarkt sind mehrere Präparate mit jeweils unterschiedlichen Namen erhältlich. Das Gift schädigt die Nervenzellen des Weidenbohrers aber auch anderer Insekten. Dabei ist es gleich, ob es sich um einen Schädling oder Nützling handelt. Deswegen sollte dieses Insektizid ebenfalls sparsam eingesetzt werden.

Schlupfwespen

Schlupfwespe

Schlupfwespen sind winzig kleine Insekten, die mit den großen gefürchteten Wespen nicht zu verwechseln sind. Seit Jahren werden sie schon erfolgreich gegen Lebensmittel- und Kleidermotten eingesetzt. Die Schlupfwespen sind jedoch nicht nur auf diese beiden Arten spezialisiert. Das macht sie interessant für die Bekämpfung von anderen Faltern.

  • sind sehr klein, etwa 0,4 mm
  • fliegen nicht, sie kriechen
  • ernähren sich von Eiern und Raupen
  • sind für Menschen vollkommen ungefährlich
  • ebenso für andere Tiere und Pflanzen
  • haben sie ihre Nahrung vertilgt, verschwinden sie von der Bildfläche
  • sterben ab und zerfallen zu Staub
  • Kärtchen mit Schlupfwespen können über das Internet bezogen werden

Raupen abtöten

Raupen, die schon tief ins Innere des Baumes vorgedrungen sind, werden von den zuvor genannten Maßnahmen kaum erreicht. Gerade deswegen ist es enorm wichtig, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wenn der Befall allerdings spät entdeckt wird, bleibt nichts anderes übrig, als den Baum den Raupen zu überlassen oder eine äußerst rabiate Methode zu versuchen. Mit einem stabilen Draht wird in die von außen sichtbaren Löcher gestochen. Die großen Raupen werden vom Draht durchbohrt und getötet. Das ist nichts für sensible Gemüter. Leider werden so auch nicht alle Raupen erwischt, aber mit Sicherheit ihre Anzahl deutlich reduziert.

Befallene Teile wegschneiden

Wenn der ganze Baum stark in Mitleidenschaft gezogen ist, muss er gefällt und der Wurzelstock ausgegraben werden. Ist dagegen nur ein Teil der Äste vom Weidenbohrer befallen, kann großzügiges Wegschneiden der betroffenen Partien ein gangbarer Rettungsweg sein.

  • bis in das gesunde Holz schneiden
  • der Monat Mai ist die ideale Zeit
  • Schnittwunden mit entsprechenden Schutzmitteln versiegeln
Tipp:

Egal ob der ganze Baum oder nur Teile gefällt werden, stets ist die fachgerechte Entsorgung der Holzabfälle sicherzustellen. Ansonsten überleben die Raupen auch im Totholz und machen sich schon bald über andere Bäume her. Die effektivste Vernichtungsart ist das Verbrennen.

Fazit

Weidenbohrer sind eine tödliche Gefahr für unsere Apfel- und Birnbäume. Gerade wenn die Raupen unentdeckt bleiben und jahrelang ungestört die Stämme aushöhlen. Ein aufmerksamer Obstbaumbesitzer, der die Anzeichen kennt und zeitig den Kampf aufnimmt, hat dagegen gute Chancen die Raupen zu vertreiben und noch lange von seinen Obstbäumen zu ernten.

Autor Heim-Redaktion

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