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Schneckenbekämpfung – was tun bei einer Schneckenplage?

Verschwinden ganze Pflanzen über Nacht, findet man Blätter und Blüten angefressen oder die Früchte ausgehöhlt an der Pflanze, sind meist Schnecken am Werk. Oft sieht der Gärtner an den angefressenen Pflanzen sogar noch die Schleimspuren der Übeltäter oder deren graugrünen Schneckenkot. Gehäuseschnecken richten im Garten kaum Schaden an. Zudem stehen einige Gehäuseschnecken wie die Weinbergschnecke unter Naturschutz und dürfen daher nicht bekämpft werden. Für den Kahlfraß sind in der Regel Nacktschnecken verantwortlich wie die Arion- oder Deroceras-Arten. Häufigste Schnecke im Garten ist die Spanische Wegschnecke (Arion vulgaris).

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Lebensweise

Schnecken bestehen zu einem Großteil aus Wasser (85%). Sie können ihren Wasserhaushalt allerdings selbst nicht aktiv beeinflussen. Deshalb sind sie bevorzugt bei feuchter Witterung oder in der Nacht aktiv. Während des Tages oder bei Trockenheit verstecken sich Nacktschnecken in Spalten, unter Steinen oder in dichten (feuchten) Pflanzenbeständen.

Vermehrung

Schnecken sind von Natur aus Zwitter, allerdings sind alle herumkriechenden Schnecken zunächst männlich. Treffen sich zwei Exemplare der gleichen Art, tauschen sie untereinander Samen aus. Erst jetzt entwickeln sich beide Schnecken zu weiblichen Spezies und befruchten die gebildeten Eier mit den Samen. Eine Eiablage von jeweils 50-70 Einzeleiern erfolgt in Regionen, in denen die Eier vor Austrocknung geschützt sind. Je nach Schneckenart entwickeln sich jährlich mehrere Generationen, die bis zu 400 Eier legen können. Die Überwinterung erfolgt als Schnecke oder Ei.  Aber schon ab Temperaturen von etwa 5 Grad sind die Schnecken wieder aktiv.

Fressverhalten

Schnecken wittern ihre Nahrung schon aus großer Entfernung, denn sie können sehr gut riechen. Häufig finden die Schnecken begehrte Pflanzen schon in der Folgenacht der Pflanzung. Die Schnecken können dabei auch aus weiter entfernten Gärten zuwandern, denn obwohl sie sehr langsam erscheinen, schaffen sie über Nacht doch eine Strecke von etwa 25 m.

Schneckenbekämpfung

Nacktschneckebekämpfung

Natürlich gefällt es keinem Gärtner, wenn seine mühsam gezogenen Pflänzchen durch Schnecken in kürzester Zeit dem Erdboden gleichgemacht werden. Die eine oder andere Schnecke ist vielleicht noch zu verkraften, eine ganze Schneckenplage kann jedoch auf keinen Fall einfach so hingenommen werden. Es gibt unterschiedliche Methoden, das Problem anzugehen. Am besten funktioniert eine Kombination aus mehreren Bekämpfungsmethoden.

Neuzuwanderung verhindern

Aus feuchten Bereichen wie Wiesen oder Hecken wandern die Schnecken in die Beete im Garten. Eine Zuwanderung kann in diesen Fällen durch einen Streifen an Wasser entziehendem oder scharfkantigem Material an der Grenze verhindert oder stark eingeschränkt werden. Die Schnecken benötigen zur Überwindung der Barriere sehr viel Schleim. Diese Schutzstreifen müssen an der gesamten Grundstücksgrenze (oder Beetgrenze) in einer Breite von etwa 2 cm ausgestreut werden.

Geeignete Materialien:

  • Sägemehl (sehr fein)
  • Sand (scharfkantig wie Quarzsand)
  • Branntkalk
  • zerbrochene Eierschalen
  • Urgesteinsmehl
  • scharfkantiger Mulch

Bei feuchtem Wetter werden diese Schutzstreifen allerdings schnell wirkungslos und müssen erneuert werden. Als wirkungsvoll haben sich daher sogenannte Schneckenzäune in der Schneckenbekämpfung etabliert. Schneckenzäune sind gebogene Bleche, die rings um das zu schützende Areal in den Boden eingedrückt werden – und zwar lückenlos. Zu Beginn ist es einmalig notwendig, alle Schnecken im Inneren des abgesperrten Areals zu fangen.

Natürliche Feinde fördern

Igel fördern zur Schneckenbekämpfung

Es gibt eine ganze Reihe an natürlichen Feinden für Schnecken. Zur Schneckenbekämpfung ist es daher sinnvoll, diesen Tieren einen entsprechenden Schutz und geeignete Lebensräume zur Verfügung zu stellen.

  • Igel: Reisighaufen, Igelhöhlen
  • Vögel: Nistmöglichkeiten
  • räuberische Käfer: Insektenhotels, alte Stämme, verrottetes Holz, Laub- oder Reisighaufen

Per Hand absammeln

Meist sind die Schnecken nachts oder an feuchten Tagen unterwegs. Deshalb ist es möglich, in der Dämmerung mit einer Taschenlampe bewaffnet auf die Jagd zu gehen und sie von den Pflanzen abzusammeln. Allerdings stehen Gärtner in diesem Fall vor der Frage, was er mit den eingesammelten Schnecken tun soll.

  • durchschneiden
  • einfrieren
  • mit kochendem Wasser übergießen
  • an Hühner oder Enten verfüttern

Wer die Schnecken nicht töten möchte, muss sie in ausreichender Entfernung wieder aussetzen. Nachbars Garten reicht in diesem Fall nicht, denn dann sind die Schnecken in kürzester Zeit wieder zurück.

Tipp:

Wer Holzbretter, alte Ziegel oder eine alte Plastiktüte auslegt und dem Boden darunter feucht hält, kann auf nächtliche Suchaktionen verzichten, denn die Schnecken nutzen diese Bereiche für ihr Tagesquartier und können bequem dort eingesammelt werden.

Schneckenfallen aufstellen

Zwar können Schneckenfallen in jedem Gartenmarkt für ein paar Euro gekauft werden, nötig ist das jedoch nicht. Mit einfachen Mitteln kann jeder Gärtner effektive Schneckenfallen ganz einfach selbst bauen. Für einen Garten von etwa 100 m² sind etwa 20 Schneckenfallen notwendig. Das bedeutet rund zwei Stunden Aufwand, bringt aber eine ganze Menge.

  • bereits im Frühjahr vor der Bepflanzung eine schwarze Folie (oder Brett) auf die Beete legen und darunter Gemüseabfälle legen
  • aufgeschnittene Paprika oder ausgehöhlte Tomaten an einen feuchten, schattigen Platz legen
  • umgestülpte Blumentöpfe über Gemüseabfälle stellen
  • Bierflasche oder Glas zwei Drittel tief in den Boden einlassen und mit etwas Bier füllen; Bierfallen funktionieren am besten in Kombination mit einem Schneckenzaun

Vorbeugende Bodenmaßnahmen

Auch mit einer gezielten Pflege des Bodens kann eine Schneckenplage im Garten stark dezimiert werden. Ab Herbst werden die Beete nicht mehr bearbeitet. In dieser Zeit legen die Schnecken noch einmal Eier ab, aus denen dann im kommenden Frühjahr ab Februar die Folgegeneration schlüpft. Schnecken legen ihre Eier in Hohlräume im Boden, damit sie vor Frösten geschützt sind. Der Gärtner kann diesen Kreislauf durchbrechen, indem er im Winter den Boden mehrfach mit einer Harke (Grubber) bearbeitet. So werden die Schneckeneier an die Oberfläche befördert und erfrieren, vertrocknen oder werden von Tieren gefressen.

Nematoden

Der Einsatz von Nematoden ist eine sehr effektive und umweltschonende (allerdings teure) Möglichkeit zur Schneckenbekämpfung. Bei Schnecken können beispielsweise Phasmarhabditis hermaphrodita eingesetzt werden. Bei den Nematoden handelt es sich um winzige Fadenwürmer, die in die Schnecken eindringen und sie innerhalb einer Woche abtöten. Nematoden werden von speziellen Nützlingsfirmen kultiviert und als Granulat zum Auflösen in Wasser geliefert. Die Nematoden-Flüssigkeit wird dann auf das Beet gegossen. Das Mittel wirkt jedoch nicht optimal gegen die Spanische Wegschnecke und muss deshalb im Abstand von ein paar Wochen mehrfach ausgebracht werden.

Lebermoosextrakt

Eine tierfreundliche und umweltschonende Maßnahme gegen eine Schneckenplage ist das Besprühten der Pflanzen mit einem Gemisch aus Lebermoosextrakt und Wasser. Schnecken meiden derart behandelte Pflanzen selbst dann, wenn ihnen keine andere Nahrungsquelle zur Verfügung steht. Moose haben im Laufe ihrer Entwicklung Abwehrstoffe gegen Schimmelpilze und Bakterien entwickelt, das Lebermoos auch gegen Schnecken. Die Dosierung erfolgt „nach Gefühl“. Fast kein Hersteller gibt exakte Dosierungsempfehlungen für das Produkt, allerdings ist eine Überdosierung von Lebermoos nahezu unmöglich. Am besten man fängt mit einer kleinen Menge an und steigert die Dosierung nach Bedarf. Lebermoosextrakt muss frühzeitig und regelmäßig angewendet werden. Für eine erste Orientierung können etwa 5 ml Extrakt auf einen Liter Wasser gegeben und im wöchentlichen oder zweiwöchigen Rhythmus auf die Pflanzen gesprüht werden.

Chemische Bekämpfung

Nacktschnecken

Chemische Mittel gegen Schnecken sind in der Regel in gepresster Form, sogenanntem Schneckenkorn, auf dem Markt. Schneckenkorn kann unterschiedliche Wirkstoffe enthalten, die die Schnecken abtöten. Die meisten dieser Gifte wirken bei oraler Einnahme, es gibt aber auch Kontaktgifte, die durch die Schleimhäute aufgenommen werden. Gifte sollten immer als letzte Möglichkeit zum Einsatz kommen, wenn nichts anderes mehr wirkt. Denn wenn andere Tiere die vergifteten Schnecken fressen, können diese auch sterben. Viele dieser Gifte wirken zudem auch schädlich auf Menschen. Wer Schneckenkorn im Garten einsetzt, sollte dies sehr kontrolliert tun. Am besten wird das Schneckenkorn nicht auf den Gartenboden aufgebracht, sondern in Spaltfallen deponiert.

  • Methiocarb (Handelsname „Mesurol“): Nervengift, das nicht nur die Schnecken, sondern auch viele andere Tiere schädigen kann; das Mittel ruft beim Menschen Atemlähmungen hervor
  • Methaldehyd: entzieht den Schnecken Wasser und tötet sie dadurch ab (kann für Kinder bei Einnahme tödlich sein)
  • Eisen(III)-phosphat („Ferramol“): biologisch verträglichster Stoff; Schnecken, die Eisen(III)-phosphat gefressen haben, ziehen sich zurück und sterben ein paar Tage später, da ihr Wasserhaushalt gestört ist

Fazit

Eine Förderung von Nützlingen, Absammeln, Schneckenzäune oder auch Schneckenfallen sollten die Schneckenplage in der Regel so weit eindämmen, dass chemische Mittel gar nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt notwendig sind. Mit der Schneckenbekämpfung sollte immer sehr frühzeitig begonnen werden, vor allem nach einem milden Winter. Am besten schon dann, wenn die Außentemperatur die 10-Grad-Grenze überschreitet. In diesen Fällen können sich große Schneckenplagen gar nicht erst bilden.

Tipps für Schnellleser

  • meist sind Nacktschnecken für die Schäden an Pflanzen verantwortlich
  • sie sind nachtaktiv und bevorzugen einen feuchten, schattigen Unterschlupf am Tag
  • Nacktschnecken legen bis zu 400 Eier
  • schon sehr frühzeitig mit der Bekämpfung beginnen (Februar)
  • Zuwanderung durch Barriere aus scharfkantigen Materialien um die Beete einschränken
  • optimale Bedingungen für Fressfeinde schaffen
  • Folie, umgedrehte Blumentöpfe oder Holzbretter auslegen
  • darunter Schnecken tagsüber absammeln
  • Schneckenfallen einsetzen
  • Nematoden gegen Schnecken ausbringen
  • Lebermoosextrakt auf die Pflanzen sprühen
  • im Winter den Gartenboden mehrfach harken (befördert die Schneckeneier an die Oberfläche)
  • chemische Mittel nur im Ausnahmefall einsetzen
  • am besten gleich mehrere Methoden gleichzeitig anwenden
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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