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Wespennest selbst entfernen und entsorgen – Anleitung

Wespennest direkt am Haus

Unter dem Dach ist ein beliebter Platz, an dem Wespenköniginnen mit ihrem Volk residieren. Schwärmen die emsigen Arbeiterinnen aus, um Nahrung für die Brut heranzuschaffen, ist eine Belästigung der Hausbewohner kaum zu verhindern. Die Gesetzeslage erlaubt indes erst dann die Beseitigung von Wespennestern, wenn eine Gefahrenlage besteht aufgrund von kleinen Kindern, eingeschränkt bewegungsfähigen Senioren oder Allergikern in der unmittelbaren Umgebung. Diese Anleitung erklärt im Detail, wie Sie gesetzeskonform Wespen vertreiben, den Nest-Aufbau selbst entfernen und richtig entsorgen. Profitieren Sie von unseren Hinweisen zur sachkundigen und sicheren Vorgehensweise.

Video-Tipp

Häufige Standorte für ein Wespennest

Schwirren Wespen in den Wohnräumen umher oder ist die Kaffeetafel auf der Terrasse von den Brummern umlagert, besteht Grund zu der Annahme, dass sich ein Wespenvolk in ihrem Haus angesiedelt hat. Das Dilemma nimmt bereits im März/April unbemerkt seinen Anfang, wenn eine junge Wespenkönigin Ihr Heim zum Nistplatz für Ihr Volk bestimmt. Halten Sie daher an folgenden Standorten regelmäßig Ausschau nach einem Wespennest:

  • Unter dem Dach
  • In Rollladenkästen oder unter Holzverschalungen
  • In Gartenlauben oder alten Schuppen
  • Innerhalb von Nischen im Mauerwerk

In unseren Breiten sind es vornehmlich die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe, die als Dunkelhöhlennister für ihr Volk an diesen Standorten ein Wespennest erbauen. Diese Arten sind überdies für den schlechten Ruf von Wespen verantwortlich, da sie die mit Abstand größten Völker bilden mit mehreren Tausend Arbeiterinnen. Befindet sich das Nest noch im Aufbau, bestehen deutlich bessere Aussichten, die Ansiedlung doch noch zu verhindern, indem Sie den Rohbau selbst entfernen.

Behördliche Genehmigung einholen

Alle Wespenarten unterliegen dem Bundesnaturschutzgesetz, da sie in ihrem Bestand gefährdet sind. Wespen zu töten, ihr Nest zu vernichten oder sie anderweitig im Lebensrhythmus zu stören, wird mit hohen Geldstrafen geahndet. Haben Sie ein Wespennest ausfindig gemacht, von dem eine Bedrohung für die Hausbewohner ausgeht, bedarf es für die Beseitigung einer Sondergenehmigung bei der zuständigen Behörde. In der Regel kümmern sich die Untere Naturschutzbehörde oder das städtische Ordnungsamt um die Angelegenheit. Sie erleichtern den Beamten die Entscheidung, wenn Sie dem formlosen Antrag weitere Informationen hinzufügen. Hilfreich ist beispielsweise ein ärztliches Attest, das eine Insektenallergie nachweist. Können Sie mit Fotos und Erläuterungen aufzeigen, dass vom Wespennest eine akute Gefährdung für das unmittelbare Wohnungsumfeld ausgeht, erhöhen sich die Aussichten auf einen positiven Bescheid.

Gesetzeslage unbedingt beachten
Tipp:

Erst wenn einem Antrag auf Sondergenehmigung stattgegeben wird, darf ein Wespennest tatsächlich entfernt werden. Während der Bearbeitungszeit ist es ratsam, den Bereich rund um das Nest abzusperren. Mithilfe von Fliegengittern lassen sich mitunter die Flugbahnen so umleiten, dass zumindest sensible Aufenthaltsorte im Haus von den Wespen nicht mehr angeflogen werden.

Schutzausrüstung

Wespen sind von Natur aus nicht aggressiv. Vielmehr sind die Arbeiterinnen emsig und unermüdlich darum bemüht, Nahrung für den Nachwuchs und die Königin heranzuschaffen. Fühlen sich die Wespen hingegen bedroht, verteidigen sie ihr Nest mit Vehemenz. Sofern Sie sich dem Bau nähern, um das Volk zu vertreiben, sollten Sie dies einzig mit einer Schutzausrüstung tun, die sich an einer Imker-Ausrüstung orientiert:

  • Schutzanzug als Overall mit Helm und integriertem Schleier
  • Alternativ ein Imkerhemd mit Wulstkragen, eine Schutzhose, Helm und Schleier
  • Stabile Handschuhe mit langen Stulpen
  • Gummi- oder Lederstiefel
  • Langärmeliger Jogging-Anzug

Der Schleier sollte mit Druckknöpfen am Kragen befestigt sein, damit er sich infolge hastiger Bewegungen nicht lösen kann. Ziehen Sie am unteren Rand ein dünnes Kunststoffkabel ein, legt sich der Schleier nicht bei jedem Windstoß auf das Gesicht. Wir empfehlen, den Nacken zusätzlich zu schützen mit einem Kragen, wie er in der Unfallmedizin nach einem Schleudertrauma angewendet wird.

Tipp:

Bevor Sie ein Wespennest selbst entfernen, lassen Sie sich bitte vom Hausarzt bestätigen, dass Sie nicht allergisch sind gegen die Stiche. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann nicht ausgeschlossen werden, dass die eine oder andere aufgebrachte Wespe bis zur Haut durchdringt.

Der beste Zeitpunkt

Die Wahl des richtigen Termins für die Beseitigung von Wespennestern nimmt maßgeblichen Einfluss auf den erfolgreichen Verlauf. Die folgenden Zeitpunkte haben sich in der Praxis gut bewährt:

  • Idealerweise befindet sich das Nest zwischen April und August noch im Aufbau
  • In der Nacht herrscht nur wenig Aktivität im Nest
  • Alternativ in den frühen Morgenstunden, wenn die Dämmerung die Sichtverhältnisse verbessert

Entscheiden Sie sich für einen nächtlichen Termin, strahlen Sie das Nest bitte keinesfalls an mit einer Taschenlampe. Besser ist, Sie beleuchten den Bau mit rotem oder gelbem Licht, das die Insekten nicht anlockt.

Fluchtweg planen

Wie auch immer Sie ein Wespennest entfernen möchten; Sie werden es mit angriffslustigen Insekten zu tun haben, die ungemein schmerzhafte Stiche austeilen. Planen Sie daher im Vorfeld einen Fluchtweg, über den Sie sich rasch in Sicherheit bringen können. Schreiten Sie den Weg ab, um Stolperfallen zu beseitigen, wie herumliegendes Spielzeug oder Gartengeräte.

Umsiedeln statt töten

Wespen und Fliegen essen Pflaume

Befindet sich das Wespennest an einem frei zugänglichen Standort und kann problemlos vom Untergrund gelöst werden, besteht die Möglichkeit einer Umsiedlung des gesamten Volkes. Diese Maßnahme leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, denn Wespen sind unverzichtbarer Bestandteil im ökologischen Gleichgewicht. So gehen Sie dabei richtig vor:

  • Schutzkleidung anlegen und das Einflugloch im Nest mit Bauschaum verschließen
  • Das Wespennest mit einem engmaschigen Netz umhüllen
  • Von der Unterlage abtrennen und in einen luftdurchlässigen Sack stecken

Transportieren Sie das Nest zu einem etwa 4 Kilometer weit entfernten Standort. Wählen Sie einen halbschattigen, windgeschützten Platz, an dem Sie das Nest platzieren. Entfernen Sie Sack und Netz erst dann, wenn sich das Nest sicher an Ort und Stelle befindet. Behalten Sie während der gesamten Umsiedlung die Schutzkleidung an. Den Bauschaum im Einflugloch werden die Wespen innerhalb kurzer Zeit eigenständig entfernen, da sie das Material vertilgen.

Tipp:

Naturschutzvereine und Imker stehen Ihnen gerne hilfreich zur Seite, um ein Wespennest heil und sicher umzusiedeln. Auch für die Umquartierung größerer Populationen sind die Fachleute ausgerüstet, sodass das Wespenvolk nicht vernichtet werden muss.

Giftiger Wespenschaum nur im Freien

Ist ein Wespennest an mehreren Stellen mit Mauerwerk oder dem Dach fest verbunden, besteht die Gefahr, dass es auseinander bricht und ein Schwarm aufgebrachter Wespen über Sie herfällt. Da jetzt die Option einer Umsiedlung entfällt, rückt die Vernichtung mit Wespenschaum in den Fokus. Im Gegensatz dazu ist Wespenspray zu flüchtig, um ein Wespennest sicher zu entfernen und eignet sich vornehmlich für die Bekämpfung einzelner Exemplare. Da von den giftigen Substanzen eine Gesundheitsgefahr für Menschen und Haustiere ausgeht, werden chemische Insektizide ausschließlich im Freien angewendet. Diese Vorgehensweise hat sich als praktikabel erwiesen:

  • Zum empfohlenen Zeitpunkt die Schutzkleidung anlegen und den Fluchtweg planen
  • Aus einer sicheren Entfernung von 3 bis 4 Metern das Nest mit Wespenschaum vollständig umhüllen
  • Das Insektizid über Nacht einwirken lassen

Am nächsten Morgen überprüfen Sie, ob sich im Nest noch Leben regt. Können Sie keine Aktivität mehr registrieren, legen Sie aus Gründen der Vorsicht ein Insektennetz um den Bau. Erst dann lösen Sie das Nest vom Untergrund und tauchen es in einen Eimer mit kochend heißem Wasser. Jetzt können Sie davon ausgehen, dass alle Larven, Arbeiterinnen und die Königin vernichtet sind.

Tipp:

Mit Nest-Attrappen beugen Sie einer erneuten Ansiedlung von Wespen vor. Da diese Insekten großen Wert auf ein eigenes Territorium legen, legen Sie keine Nester an, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft befinden. Mit braunen Papiertüten basteln Sie sich im Handumdrehen eine Nest-Attrappe oder greifen auf Angebote aus dem Baumarkt zurück.

Verlassenes Wespennest entsorgen

Ist es Ihnen gelungen, die Wespen aus dem Nest zu vertreiben, warten Sie ab bis zum Winter. In der Zeit von November bis April können Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sich keine einzige Wespe mehr im Nest befindet. Die begattete Jungkönigin sucht sich für die Winterzeit ein sicheres Quartier, wo sie Frost und Schnee unbeschadet übersteht.

Schlagen Sie ein verlassenes Nest mit einem Hammer oder Spaten herunter. Nachdem Sie das Nest grob entfernt haben, schaben Sie den Untergrund ab und reinigen die Fläche sorgfältig mit einem Desinfektionsmittel. Verbliebene Duftstoffe könnten im nächsten Jahr eine Jungkönigin auf Wohnungssuche dazu verleiten, sich an dieser Stelle erneut anzusiedeln.

Wespen

Da ein Wespennest überwiegend aus Holzfasern besteht, handelt es sich um reinen Biomüll und kann auf dem Kompost entsorgt werden. Sofern Sie das Nest mit einem chemischen Insektizid behandelten, hat es hingegen nichts auf dem Komposthaufen verloren. Die verbliebenen Giftstoffe könnten den Mikroorganismen erheblichen Schaden zufügen. In diesem Fall entsorgen Sie das Nest bitte im Hausmüll.

Tipps für eine friedliche Koexistenz

Völlig zu Unrecht eilt Wespen der Ruf voraus, sie seien jederzeit angriffslustig und verfolgten übellaunig die Absicht, Menschen und Haustiere zu stechen. Fakt ist, dass sie zu den fleißigsten Lebewesen im Tierreich gehören, Pflanzen bestäuben und Schädlinge vertilgen. Befindet sich ein Wespennest nicht ausgerechnet in einem Haushalt mit kleinen Kindern oder einer aktuellen Allergieproblematik, liegt eine friedliche Koexistenz durchaus im Bereich des Möglichen. Folgen Sie diesen Tipps, können Sie schmerzhafte Konflikte auf der einen Seite und Völkermord auf der anderen Seite verhindern:

  • Niemals nach Wespen schlagen oder die Insekten anpusten
  • An den Fenstern Insektengitter anbringen
  • Süße und herzhafte Speisen stets abdecken
  • Getränke nicht offen herumstehen lassen
  • Beim Kaffeeklatsch auf dem Balkon weiße Kleidung tragen
  • Auf dem Tisch mit Nelken gespickte Zitronenscheiben auslegen
  • Wespen vertreiben mit Citronella-Duftkerzen
  • Im Garten reifes Obst rechtzeitig ernten
  • Kein Fallobst über längere Zeit liegen lassen

Mit einem cleveren Ablenkungsmanöver können Sie verhindern, dass sich hungrige Wespen über die Kaffeetafel hermachen und für Panik unter den Gästen sorgen. Legen Sie in sicherer Entfernung einige aufgeschnittene, überreife Weintrauben aus. Wie in Feldversuchen festgestellt wurde, sind mit Marmelade oder Honig gefüllte Schalen nicht als Ablenkung geeignet, da die Insekten auf diese Süßigkeiten aggressiv reagieren.

Fazit

Befindet sich ein Wespennest unter dem Dach oder an einem anderen Standort im Haus, sind Konflikte mit den Hausbewohnern kaum zu verhindern. Entscheiden Sie sich dafür, das Nest auf eigene Faust zu entfernen, ist dies einzig mit einer Sondergenehmigung erlaubt. Wespen unterliegen dem Naturschutz und dürfen nur dann bekämpft werden, wenn von ihrer Anwesenheit eine Gefahr für kleine Kinder oder Allergiker ausgeht. Solange sich ein Nest zwischen April und August im Aufbau befindet, können Sie das emsige Völkchen umsiedeln. Großnester erfordern häufig die Verwendung von Wespenschaum, sofern sich der Bau unter freiem Himmel befindet. Statten Sie sich mit einem stabilen Schutzanzug aus und gehen in der Nacht oder in den frühen Morgenstunden gegen die Wespen vor. Solange Sie keine chemischen Stoffe in ein Wespennest einleiten, kann es als Biomüll auf dem Kompost entsorgt werden. Andernfalls gehört das vergiftete Material in den Haus- oder Sondermüll.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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