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Wespennest im Dach/Dachboden – das ist zu tun

Wespennest

Ein Wespennest unterm Dach löst bei vielen Hausbesitzern zunächst einen kleinen Schockmoment aus. Oft lösen Unwissenheit und Angst vor diesen Tieren Panik aus, die in den meisten Fällen jedoch unbegründet ist. Dennoch ist Vorsicht geboten, besonders dann, wenn Kinder und Allergiker betroffen sind. Wespen sind keine generell aggressiven Tiere, sie stechen nur, um sich selbst zu verteidigen. Wird der Dachboden lediglich als Stauraum genutzt, besteht keine Gefahr. Ansonsten gibt es einige Dinge, die man unbedingt beachten sollte, um Gefahrensituationen zu vermeiden.

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Dachboden ideal für den Nestbau

Dachböden sind häufig warm, trocken und dunkel, vor Wind, Wetter und Fressfeinden wie Vögeln geschützt und somit ideal für den Nestbau. Wespen, die vermehrt in Richtung Dach fliegen aber auch auffälliges Summen und Herumschwirren, können ein Indiz dafür sein, dass sie sich unterm Dach eingenistet haben. Meist fällt ein Nest erst dann auf, wenn es bereits eine beachtliche Größe erreicht hat. Im Frühjahr ist es meist noch relativ klein und unauffällig.

Bis zum Sommer ist das Volk je nach Wespenart auf mehrere Tausend Mitglieder angewachsen, das Wespenvolk ist komplett. Jetzt stürzen sich, speziell die Deutsche und Gemeine Wespe, auch vermehrt auf menschliche Nahrung, die süß und klebrig ist. Ein Nest zu diesem Zeitpunkt zu eliminieren wäre lebensgefährlich. Wenn der Bereich, in dem sich das Nest befindet, nur sporadisch genutzt wird, ist es sicher ratsam, die Tiere nicht zu bekämpfen und lieber bis zum Spätherbst bzw. Winter zu warten, dann stirbt die alte Königin und das Volk löst sich auf.

Wespenarten, die sich unterm Dach ansiedeln

Als störend werden vor allem die Gemeine und Deutsche Wespe empfunden, denn sie stürzen sich mit Vorliebe auf zuckerhaltige Nahrung. Beide bauen ihre Nester in dunklen Hohlräumen wie verlassenen Maulwurfs- und Mäusebehausungen aber auch in Rollladenkästen oder auf Dachböden. Auch die Sächsische Wespe nutzt das Dachgebälk unisolierter Dachböden, Dachfenster und Ähnliches zum Nestbau. Sie gehört zu den weniger bekannten Wespenarten und ist auch als ‚Dachbodenwespe‘ bekannt.

  • Lebenszyklus von Gemeiner und Deutscher Wespe dauert von April/Mai bis Oktober
  • Die Nester der Deutschen Wespe sind grau und nicht frei hängend
  • Sie können im Extremfall einen Umfang von bis zu 200 cm erreichen
  • Sie beherbergen zwischen 1000 und 10.000 Tiere
  • Das Nest der Gemeinen Wespe ist beige bis Hellbraun und ebenfalls nicht frei hängend
  • Es wird von 500 – 7000 Tieren besiedelt
  • Die Sächsische Wespe hat einen kürzeren Lebenszyklus
  • Sie ist etwa von Ende Mai bis Anfang August aktiv
  • Ihr Nest ist grau, herzförmig, frei hängend und erreicht etwa Fußballgröße
  • Es wird von 100 – 300 Tieren besiedelt

Im Unterschied zu Deutscher und Gemeiner Wespe verschmäht die Sächsische Wespe süße Lebensmittel. Sie ist sehr friedfertig und verteidigt ihr Nest nur im unmittelbaren Nestbereich.

Dachböden meist schwieriges Terrain

Wespe

Oft sind Dachböden nur schwer zugänglich, denn nicht selten werden hier Alltagsgegenstände, Möbel und vieles mehr gelagert. Darüber hinaus befinden sich die Nester meist in Höhen, in die man ohne Leiter oder andere Hilfsmittel nicht hinkommt. Dementsprechend schwierig ist es, die Nester zu erreichen, um sich ihrer zu entledigen oder die Tiere mit entsprechenden Mitteln vertreiben zu können. Wer sich nun mit dem Gedanken trägt, das Nest loswerden zu wollen, sollte für einen freien Zugang sorgen, Stolperfallen beseitigen und so zusätzliche Gefahrenquellen ausschließen.

Wespennest vom Profi beseitigen lassen

Wenn von dem Wespennest eine konkrete Bedrohung für die Bewohner ausgeht oder es die Lebensqualität der Hausbewohner stark einschränkt, kommt man um die Beseitigung meist nicht herum. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sich Kleinkinder oder Allergiker regelmäßig in der Nähe des Nestes aufhalten. Ein bewohntes Nest am Dachfenster, unterm Dachziegel oder an versteckten Stellen unterm Dach, sollte grundsätzlich von einem Fachmann entfernt werden. Dafür können Kosten zwischen 50 und 150 Euro anfallen. Nur diese Personen verfügen über das nötige Wissen und die richtige Ausrüstung samt Schutzkleidung, um das Wespennest sicher und gefahrlos zu beseitigen.

Der Profi entfernt das Nest komplett und siedelt es an einen anderen Ort um. Allerdings ist das Umsiedeln genehmigungspflichtig und nur bei Vorlage eines triftigen Grundes möglich. Nach dem der Fachmann das Nest entfernt hat, beseitigt er sämtliche Spuren. Das ist notwendig, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sich die neuen Königinnen wieder in der Nähe des alten Nestes niederlassen sehr hoch ist, da sie sich an dessen Duft orientieren. Das alte Nest wird nicht mehr benutzt, es bleibt leer. Bei der zuständigen Gemeinde- oder Stadtverwaltung kann man sich informieren, wer zum Beseitigen von Wespennestern befähigt ist. In der Regel sind das Schädlingsbekämpfer, Imker und teilweise auch die örtliche Feuerwehr oder die Naturschutzbehörde.

Erste Hilfe bis zum Entfernen durch den Profi

Maßnahmen bis zum Eintreffen des Profis sind besonders dann erforderlich, wenn sich einzelne Bienen in bewohnte Bereiche des Hauses verirrt haben. Bis dahin sollte man Fenster und Türen geschlossen halten und das Wespenvolk nicht unnötig aufregen. Jegliche Erschütterungen des Nests und dessen unmittelbarer Umgebung sollten unbedingt vermieden werden. Anderenfalls könnten das die Wespen als Bedrohung empfinden und mit Aggression reagieren.

Des Weiteren kann man versuchen, die Tiere mithilfe von getrocknetem Lavendel oder Basilikum fernzuhalten. Teilweise ist auch die Rede von brennendem Kaffee als Vergrämungsmittel. Aus Brandschutzgründen ist das im Haus bzw. auf dem Dachboden allerdings nicht empfehlenswert. Sehr effektiv sollen in Salmiak getränkte Tücher sein, die man in dem betreffenden Bereich verteilt. Allerdings wird Salmiak auch von der menschlichen Nase als sehr unangenehm empfunden. Auch mit Nelken gespickten Zitronen oder Orangen wird eine gewisse Wirkung nachgesagt. Oder man versucht, die Tiere mit Duftölen wie Teebaum- und Nelkenöl oder Zitronella vom Nest fernzuhalten oder zu vertreiben.

Tipp:

Ganz gleich, was man unternimmt, um die Wespen zu vertreiben, man sollte immer einen Sicherheitsabstand von mindestens 3 m zum Nest einhalten.  

Wespennest vorzugsweise im Winter beseitigen

Geht von dem Wespennest keine unmittelbare Gefahr aus, ist es ratsam, mit dem Beseitigen bis zum Winter zu warten. Die alte Königin des Wespenvolkes stirbt im Herbst ab. Nur die Arbeiterinnen sind bis zum Winter teilweise noch auf Nahrungssuche, bis sie schließlich auch absterben. Allein die befruchteten Jungköniginnen überleben den Winter und suchen sich einen frostsicheren Unterschlupf, wo sie in eine Art Winterstarre verfallen. Jetzt wo das Nest unbewohnt ist, und auch kein weiteres Mal als Behausung genutzt wird, kann man es am einfachsten loswerden. Nachdem es komplett beseitigt wurde, muss der Nistbereich gründlich gereinigt werden, um eine Neuansiedlung in diesem Bereich zu vermeiden.

Was man nicht tun sollte

Solange ein Nest bewohnt ist, sollte man es weder selbst beseitigen noch zerstören. Zum einen drohen empfindliche Geldstrafen, da die Tiere unter Naturschutz stehen und zum anderen ist das sehr gefährlich.  Was man noch beachten sollte:

  • Die Wespen auf keinen Fall provozieren
  • Hektische Bewegungen in der Nähe des Nestes vermeiden
  • Anpusten des Wespennestes oder herumschwirrender Wespen unbedingt unterlassen
  • Menschlicher Atem reizt die Tiere und versetzt sie in Alarmbereitschaft
  • Schon eine einzige Wespe, die sich bedroht fühlt, reicht aus
  • Feuer und Rauch zur Bekämpfung von Wespen ungeeignet
  • Beides würde sie aggressiv machen und genau das Gegenteil bewirken
  • Auf handelsübliche Wespensprays und sogenannte Elektroverdampfer möglichst verzichten
  • Laut Umweltbundesamt sind sie keineswegs unbedenklich
  • Viele von ihnen enthalten Nervengifte, die Menschen und Haustieren schaden können
  • Auch von herkömmlichem Bauschaum oder Benzin ist abzuraten
  • Beide können die Bausubstanz des Hauses nachhaltig schädigen
Tipp:

Solange das Nest bewohnt ist, sollte auf keinen Fall die Flugbahn bzw. das Einflugloch  verschlossen oder blockiert werden. Die Tiere würden sich einen anderen Ausweg suchen und bald auch in andere Bereiche des Hauses vordringen.

Wespen töten, letzter Ausweg

unbedingt Gesetzeslage beachten

Wespen töten ist grundsätzlich verboten. Dennoch kann es in Ausnahmefällen gerechtfertigt sein. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn sie eine Gefahr für Menschen darstellen, beispielsweise bei Allergikern, für die schon ein einziger Stich lebensbedrohlich sein kann. Auch wenn sich das Nest an einer unzugänglichen Stelle befindet und ein Umsiedeln nicht möglich ist, kann der Fachmann die Tiere auf humane Art und Weise töten. Allerdings ist auch hierfür eine entsprechende Genehmigung einzuholen.

Wespenbefall künftig vermeiden

Um künftig zu verhindern, dass sich Wespen den Dachboden zum Nestbau aussuchen, sollten kleine Lücken im Dachstuhl, z.B. unterm Dachziegel, oder an Kabelschächten verschlossen werden. Auch Hohlräume, die bevorzugt zum Nestbau genutzt werden, sollte man verschließen. Fenster können mit Fliegengitter ausgestattet werden, sodass man sie problemlos offen stehen lassen kann. Bestenfalls kontrolliert man, vor allem unzugängliche Bereiche regelmäßig auf mögliche Nestbautätigkeit, um schon bei den ersten Anzeichen aktiv werden zu können.

Wespen benötigen für ihren Nestbau entsprechendes Baumaterial. Dazu bedienen sie sich sehr  gerne an Holzverkleidungen und -verschalungen. Werden diese Hölzer regelmäßig mit umweltfreundlichen Farben und Lacken gepflegt, kann man ihnen so das Baumaterial entziehen. Neben Holz nutzen sie gegebenenfalls auch Dämmmaterialien oder Ähnliches, um sich unterm Dach einzunisten.

Fazit

Wespen sind teilweise Angst einflößend aber auch schützenswert. Es sind sehr nützliche Tiere, die unliebsame Schädlinge auf natürliche Weise bekämpfen, sich als Aasfresser betätigen und bei der Bestäubung unzähliger Blütenpflanzen helfen. Leider haben sie auch den Ruf aggressiv zu sein. Das stimmt aber nur bedingt, denn aggressiv reagieren sie nur bei Gefahr oder Bedrohung. Besonders bedrohlich erscheinen sie, wenn sie ihre Nester in menschlichen Behausungen wie z.B. unter dem Dach bauen. Wenn man sich jedoch an einige Verhaltensregeln hält und etwas Geduld aufbringt, kann man zumindest für kurze Zeit mit diesen Tieren leben. Und falls das Entfernen eines Nestes unumgänglich ist, sollte das immer ein Fachmann übernehmen, um jegliche Gefahren auszuschließen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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