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Quittenbaum pflanzen und pflegen – Anbau von Quitten

Quittenbaum (Cydonia oblonga)

Quittenbäume sind über tausend Jahren heimisch bei uns, erinnern sich aber durchaus an die wärmere Heimat: Kalte Lagen/Standorte mögen sie überhaupt nicht. Wenn Sie einem Quittenbaum einen sonnigen, geschützten Standort in einem klimatisch günstig gelegenen Garten anbieten können, wird er dort bei geringsten Pflegeansprüchen stattliche Quittenernten produzieren. Dass die Quittenfrüchte vor Genuss verarbeitet werden müssen, sollte Sie nicht am Anbau des Quittenbaums hindern, Quittengelee zählt zu den köstlichsten Gelees der Welt und ist leicht herzustellen (und weitere Verarbeitungsmöglichkeiten gibt es genug für „ein Leben mit Quitte“).

Video-Tipp

Steckbrief

  • Der Quittenbaum gehören zu unseren ältesten Obstbaumsorten
  • Botanisch heißen die Quitten “Cydonia”, vom “malus cydonia” = Apfel aus Kydon (alter Name einer Stadt auf Kreta)
  • Aus diesem Raum kamen die Wildformen, heute gibt es nur noch eine Art der Gattung, dafür weltweit verbreitet:
  • Cydonia oblonga, Quittenbaum oder Quitte, mit den gleichnamigen Früchten
  • Ein Quittenbaum produziert kein „Von-der-Hand-in-den-Mund“-Obst, sondern Obst, das vor dem Verzehr bearbeitet werden muss
  • Roh sind Quitten nicht giftig, aber hart, herb, tierisch sauer (wer einen Roh-Quitten-Esser kennt, melde sich)
  • Noch vor wenigen Jahren wollte kaum ein Hobbygärtner Früchte verarbeiten
  • Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass Omas Eingemachtes besser war als „Zuckersirup mit Obst-Deko“ in der Handels-Konserve
  • Und das Oma vor dem Einkochen keine Ausbildung zur Hexenkünstlerin absolvieren musste
  • Gerade für Quitten nicht, die lassen sich super einfach zu köstlichem Gelee verarbeiten (Rezept im Tipp ganz unten)
  • Oder zu Chutney, Relish, Saft, Schnaps, Kuchen, Fruchtschnitten …
Tipp:

Das Wort „Kernobstgewächs“ ist bekannt, die einheimischen Kernobstgewächse nicht mehr. Apfel und Birne geht grad noch, nach Lesen dieses Artikels ist auch die Quitte keine Unbekannte mehr. Aber was ist eigentlich mit den Felsenbirnen, Feuerdornen, Mehlbeeren, Mispeln, Weißdornen und Zwergmispeln? Eigentlich alles Gehölze, die uns genauso vertraut sein sollten wie die Eiche auf dem Dorfplatz oder die Linde vor dem Gasthof, aber im Gegensatz zu denen nutzbare Früchte tragen? Felsenbirne und Co. sind nur die Gattungen, hinter denen sich viele interessante und pflegeleichte Gehölz-Arten verbergen, die sicher wieder mehr ins Blickfeld des Hausgärtners rücken sollten, weil sie bei Anpflanzung im Garten mehrfachen Gewinn bringen.

Quitten pflanzen

Das wichtigste ist für die gerne fröstelnde (und mit Gänsehaut dann nicht gut wachsende) Quitten der Standort, der folgende Merkmale aufweisen sollte:

  • Warm, sonnig und etwas geschützt, Quitten sollten nicht ständig im Wind stehen
  • Möglichst nährstoffreiche Böden, wobei Humusgehalt um 1,5 – 2,5 % (Ackerboden) reicht
  • Optimale Bodenwerte: Kalium 15 – 25 mg, Phosphor 15 – 20 mg, Magnesium 12 mg, Bor 0,8 mg je 100 g Boden
  • Wichtig ist geringer Kalkgehalt, Boden-pH 6,0 – 6,3, bei pH-Werten über 7 neigen Quitten zu Chlorose
  • Am besten sollen der Quitten trockene Böden zusagen
  • Untergrenze: Versuchsstation im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz
  • Mit Jahresniederschlag um 660 mm an der Grenze zum unteren Drittel Deutschlands, ∅ sind 756 mm

Beim Platzbedarf hält sich die Quitte dafür bescheiden zurück; mit einer Wuchshöhe und –breite von je 5 – 6 m zählt sie ohnehin zu den eher kleinwüchsigen Obstbäumen, wächst aber auch noch sehr langsam. Genau die richtige Größe für sehr viele unserer Hausgärten, in Habitus und Blüte auch sehr schöne Obstbäume für den Ziergarten.

Obwohl Quitten für Winterhärtezone 5a – 8b ausgewiesen sind und damit auch in den kälteren Regionen Deutschlands (Winterhärtezone 6 – 8) als frosthart gelten, kann sich die Entwicklung in warmem Klima als Frostanfälligkeit bemerkbar machen. Zu früher Frost im Herbst, Spätfrost im Frühling = ein paar abgefrorene Triebenden bei der Quitte, fast immer.

Neben dem schön kuschligen Standort ist eine gute Kaliumversorgung die beste Vorbeugung gegen diese Kälteempfindlichkeit, weil sie dafür sorgt, dass frische Triebe gut und schnell ausreifen. Das noch in den Genen der Quitten steckende Wärmebedürfnis macht sich aber auch dadurch bemerkbar, dass an kalten Standorten die Fruchtbarkeit und der Duft der Früchte nachlassen.

Tipp:

Es hilft nichts, für die wirklich kalten Lagen Deutschlands sind Quitten nicht gemacht: Dauernd Frostschäden wegschneiden macht keinen Spaß, Früchte ohne Aroma bekommen Sie auch im nächsten Supermarkt … In deutschen Kaltgebieten können Sie trotzdem Quitten pflanzen, wenn Sie einen Standort mit warmem Mikroklima bieten können; in der Talsohle einer Hügellandschaft oder nahe einer schützenden, Wärme abstrahlenden Hauswand zum Beispiel. Bei der Einschätzung der Gefährdung durch Spätfröste geht es übrigens nur um die Triebe, die Blüten zeigen sich bei der Quitte erst von Mai bis Juni, zumindest diese zarten Blätter sind damit fast nicht spätfrostgefährdet.

Pflanz-Anleitung

Wenn der optimale Standort gefunden ist, kann gepflanzt werden. Bei der kälteempfindlichen Quitte wird das Pflanzen im Frühjahr empfohlen, sie sollte eine Fläche von mindestens 3,5 x 2,5 m für sich bekommen. Eine besondere Bodenvorbereitung ist nicht erforderlich, auch sonst sind beim Pflanzen keine Besonderheiten zu beachten.

Der Quittenbaum wird wie jedes Gehölz die erste Zeit nach dem Pflanzen durchgehend feucht gehalten – hier aber wirklich nur bei extremer Trockenheit zum Gartenschlauch greifen, auch während des Einwurzelns möchten Quitten keinesfalls im Nassen stehen.

Quitten pflegen

Der einheimische Obstbaum ist ganz klar ein Fall für die entspanntesten unter den entspannten Gärtnern, weil er keinerlei besondere Aufmerksamkeit oder Pflege benötigt.

Einmal eingewurzelt, wächst ein Quittenbaum normalerweise zufrieden vor sich hin und übersteht vorübergehende Trockenheit ohne Schaden. Staunässe sollten Sie aber dringend vom Quittenbaum fernhalten, nasse Füße mag eine Quitte wirklich gar nicht.

Der Nährstoffbedarf ist gering; wenn Sie alle zwei Jahre etwas reifen Kompost unter die Erde mischen, reicht das einem Quittenbaum völlig. Wenn die Quitte in einen gerade neu aufgeschütteten oder sonst prekären Boden gepflanzt wurde, sollten Sie ihr etwas mehr Dünger gönnen. Quitten reagieren am besten auf organische Dünger, die physiologisch leicht sauer wirken sollten, fertig zu kaufen z. B. in dieser Form: werden.agrarshop-online.de/hauert-biogra-gartenduenger.php.

Quittenbäume schneiden

Quitten sollten niemals im Winter beschnitten werden – sie sind als „fertige Bäume“ nach Norden vorgedrungen; Wundverschluss in kalter Umgebung bei verlangsamtem Stoffwechsel gehörte nicht zu ihrem Entwicklungsprogramm. Der Quittenbaum kann deshalb seine Wunden nur gut schließen, wenn er in der Wachstumssaison beschnitten wird; als frühester Start für Schnittmaßnahmen sollte der Beginn des Monats März angesetzt werden (nach heute herrschender Meinung sollten übrigens auch ur-einheimische Gehölze nicht in der Wintersaison beschnitten werden, weil sie in der Wachstumssaison besser ihre Wunden verschließen können).

Es gibt keine feste Regel, wie oft eine Quitten beschnitten werden sollte. Die Ausbildung einer gefälligen Kronenform bekommt der Quittenbäume meist sehr gut alleine hin, Sie dürfen aber gerne gestaltend eingreifen, wenn einzelne Triebe querschießen.

Ansonsten geht es darum, die Krone luftig zu halten („Einen Hut muss man durchwerfen können!“, sagt der alte Obstbauer), Sie sollten also immer dann ausdünnen, wenn sich ein Dickicht von Ästen zu entwickeln beginnt. Erfahrungsgemäß gibt ein Quittenbäume jedes zweite Jahr und spätestens alle drei Jahre Anlass, die Baumschere zur Hand zu nehmen, um verwachsene Strukturen zu lichten.

Sorten

 Quitten sind die einzige Art ihrer Gattung, es gibt aber zwei Sortengruppen: Apfelquitten, Cydonia oblonga var. maliformis, trocken und wegen vieler Steinzellen hart im Fruchtfleisch, aber sichere Träger des typischen Quittenaromas. Birnenquitten, Cydonia oblonga var. oblonga, wegen weniger Steinzellen weicher als Apfelquitten und damit auch leichter – sie sollen allerdings auch im Geschmack leichter (fade) sein.

Bei den Zuchtsorten selbst ist Apfel- oder Birnenform nicht immer ein Thema, weil sich die Sortengruppen überschneiden und bei der Sortenwahl noch mehrere andere Merkmale eine Rolle spielen. Hier eine Sortenübersicht mit Stichworten zu den bekanntesten Sorten:

  • Cydonia ‚Bencikli‘, herb aromatische Quitte aus der Türkei, ergibt guten Süßmost zum Verschneiden mit Apfelmost, kleine Früchte mit dünner, harter, gelb-grüner Schale
  • Cydonia ‚Bereczki Birnenquitte‘ aus Ungarn, große welche Früchte mit mildem Aroma und hoher Saftausbeute, Befruchter für ‚Konstantinopeler Quitte‘
  • Cydonia ‚Bourgeaut‘
  • Cydonia ‚Cukurgöbek‘, birnenförmige Quitten aus der Türkei, zartfleischig, mittelgroß, aromatisch mit hellgelber Schale
  • Cydonia ‚Champion‘
  • Cydonia ‚Cydopom‘
  • Cydonia ‚Cydora‘
  • Cydonia ‚Cydora Robusta‘
  • Cydonia ‚Ekmek‘ aus der Türkei, bauchige mittelgroße Frucht mit gelber, dicker, harter Schale
  • Cydonia ‚Konstantinopeler Apfelquitte‘, für weniger warme Standorte geeignet, verträgt relativ strengen Frost, ein Befruchter in der Nähe wird empfohlen, bringt dann die höchsten Anfangserträge
  • Cydonia ‚Langfrüchtige‘
  • Cydonia ‚Leskovac‘ oder ‚Riesenquitte von Leskovac‘, braucht eine Befruchtersorte in der Nähe
  • Cydonia ‚Limon Ayvasi‘, zartes Fruchtfleisch in dünner harter Schale, geschmacksdominierendes Limonenaroma, Herkunft Türkei
  • Cydonia ‚Portugiesische Birnenquitte‘, bewährte Sorte, bringt einen hohen Anfangsertrag
  • Cydonia ‚Quebec‘
  • Cydonia ‚Radonia‘
  • Cydonia ‚Ronda‘, runde Frucht mit später Reife
  • Cydonia ‚Sekergeurek‘, türkische Quitten mit länglich ovalen Früchten, dünner harter Schale und cremig hellem, knackig süßem Fruchtfleisch
  • Cydonia ‚Sobu‘ aus der Türkei, große birnenförmige Früchte mit gelber dünner Schale, hoher Ertrag
  • Cydonia ‚Toronto‘
  • Cydonia ‚van Deman‘
  • ‚Vranja‘ oder ‚Riesenquitte von Vranja‘, bewährte Sorte mit hohem Anfangsertrag
  • Cydonia ‚Wudonia‘
Tipp:

Die obige Liste enthält im wesentlichen die aktuell im (spezialisierten) Handel verfügbaren Quittensorten; es sind schon einige ausgefallenere Sorten dabei für Hausgärtner, die gerne ganz besondere Pflanzen in Ihren Garten einladen. Doch es gibt noch viel mehr Quittensorten – die Sie im unterfränkischen Astheim besichtigen und erwerben können. Dort gibt es einen Quittenlehrpfad durch teils 100 Jahre alte Anbauflächen und die angeschlossene Baumschule verfügt über die größte deutsche Quittensorten-Sammlung, über 100 Quittensorten sollen es sein (Info unter www.quittensorten.de).

Ernte

Beim Kauf Ihres Quittenbäume wird Ihnen eine offizielle Erntezeit mitgeteilt, deren Daten je nach Sorte zwischen Mitte September und Ende Oktober liegen. Ein Anhaltspunkt, mehr nicht, wann genau Ihre Quitten reif werden, zeigt sich erst, wenn Ihr Quittenbaum die ersten Früchte trägt (und ist dann natürlich auch jeweils vom Wetter der Saison abhängig).

Auf jeden Fall gehören die Quitten zu den letzten Früchten im Saisonkalender und die Ernte wird nach Aussehen handverlesen, also Stück für Stück im besten Reifezustand gepflückt. Diesen besten Reifezustand müssen Sie also erkennen lernen:

  • Vollreife Früchte zeigen kein bisschen Grün mehr in der Schale, aber auch noch keine braunen Stellen
  • Sobald Verbräunungen zu sehen sind, wird massiv Stärke abgebaut, mit ihr auch Aromastoffe
  • Bis dahin: Je länger am Baum, desto aromatischer
  • Vor dem ersten Frost muss die Ernte aber unbedingt abgeschlossen sein
  • Eine Nachlagerung von 2 bis 3 Wochen lässt das volle Aroma reifen
  • Wenn Sie Wert auf maximalen Pektingehalt legen, wird ein wenig früher geerntet
  • Der perfekte Zeitpunkt ist gekommen, wenn die Farbe der Schale gerade von Grün nach Gelb oder Hellbraun umschlägt
  • Bei den meisten Sorten tritt dann auch der Filzüberzug deutlich zurück, der Stiel sitzt aber noch fest an der Frucht

Über eine längere Lagerung von Quitten weiß man noch wenig, Frischluftlagerung bei Temperaturen von 0,5 °C soll die Früchte gut und lange frisch erhalten. Für die bräuchten Sie dann aber wohl ein separates Lager, weil der intensive Quittenduft mitgelagerte andere Früchte im Geschmack verändern soll, bequemer ist sicher die sofortige Verarbeitung der Ernte, z. B. zu Quittengelee:

Tipp:

Zwei Rezepte für Quitten-Gelee im Handumdrehen, süß oder herb: 1. Vollreife Quitten mit Tuch oder Drahtbürste entpelzen, kurz abwaschen, entsaften (mit dem Dampfentsafter oder durch Weichkochen und Sieben), Zitronensaft nach Geschmack zugeben (Standard: 1 Zitrone auf 1 kg Quitten), Saft mit dem halben Gewicht an Gelierzucker mischen und mit Zitronenmelisse oder anderem würzen. Flüssigkeit unter Rühren ca. 2 Minuten sprudelnd kochen, Gewürze entfernen, Gelee in Twist-off-Gläser abfüllen. 2. Mit vollem Pektingehalt geerntete Quitten sollen ohne Gelierzucker gelieren, was die Herstellung pikanter Quittengelees á la Relish oder Chutney ermöglicht, mit ungewöhnlichen Gewürzen, als spannende Sauce zu Braten etc. Der perfekte Erntezeitpunkt wurde oben beschrieben, ob wirklich genug Pektin enthalten ist, können Sie vor dem Abfüllen durch die übliche Gelierprobe prüfen (ein paar Tropfen auf einem gekühlten Unterteller sollten schnell erstarren, bleiben sie zu weich, können Sie auch bei pikanten Rezepten etwas Gelierzucker zugeben).

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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