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Anleitung: Holz & Möbel Ablaugen – So wird es gemacht

Wenn viele Farb- und Lackschichten einem Schrank, Tisch oder Türen den natürlichen Charme nehmen, kann dieser durch Ablaugen wieder hergestellt werden. Bedingung ist, dass es sich um Echtholz handelt. Was unter Ablaugen zu verstehen ist, welche Arbeitsschritte erforderlich sind und ob sich der Arbeitsaufwand in Verbindung mit den anfallenden Kosten lohnt, ist der folgenden Do-it-yourself Anleitung zu entnehmen.

Video-Tipp

Ablaugen – Definition

Beim Ablaugen, auch Abbeizen genannt, handelt es sich um eine chemische Bearbeitung von Echtholz, bei der Farb- und Lackschichten vom Holz abgetragen wird. Unterschieden wird beim Abbeizen zwischen alkalischen/ablaugenden und lösenden Abbeizmittel. Das Ablaugen zählt zur alkalischen Methode. Abbeiz-/Ablaugmittel sind in der Regel mit Netz- sowie Verdickungsmitteln versehen. Verdickungsstoffe sorgen für eine festere Konsistenz, sodass das Ablaugmittel bei der Anwendung besser auf dem Holz haftet und nicht bei senkrechter Anwendung auf beispielsweise Türen, auf den Boden tropft. Die Netzmittel bestimmen über die Wirkungseffizienz des Produkts. Je nach Netzmittelstoff senken sie die Oberflächenspannung des Farb- und Lacklösungsmittels. Auf diese Weise ist es möglich, durch mehrere Lack- und Farbschichten hindurch zu gelangen.

Zu den alkalischen Abbeizlaugen zählen

  • Natron- und Kalilauge
  • Ammoniakwasser
  • Calciumoxid
  • Natrium-, Calcium- und Kaliumcarbonat
  • Kaliumsilicat

Mögliche Verdickungsmittel können sein

  • Kleister oder Leim
  • Bimsstein
  • Talkum
  • Säge- oder Kieselmehl
  • Stärke

Als geeignete Netzmittel stehen zur Auswahl

  • Alkylaryl- sowie Fettalkoholsulfonat
  • Waschmittelpulver „Rei“
  • Seife- und Seifenwurzelextrakt
  • Spülmittel wie „Pril“
Tipp:

Ablaugmittel sind im Handel als Fertigprodukt in Form von Pasten oder als Pulver zum Mischen erhältlich. Sie ersparen das Suchen beim Kauf der einzelnen Bestandteile.

Geeignete Holzarten

Theoretisch sind alle Arten von Echtholz zum Ablaugen geeignet. Bei manchen ruft dieses Entfärbungsverfahren unerwünschte Verfärbungen im Holz hervor. Eiche zählt zu diesen Echthölzern, die aufgrund vieler enthaltender Gerbstoffe graue oder bräunliche Verfärbungen durch das Ablaugen erhalten können. Ein gründliches Abspülen nach dem Abbeizen entfernt diese Verfärbungen nicht immer. Aus diesem Grund sollte im Vorfeld an einer unsichtbaren Stelle ausprobiert werden, ob sich das Holz für das Abbeizen eignet.

Ablaugmittel-Wirkung

Möbel und Holz  abbeizen/ablaugen

Beim Abbeizen mit alkalischen Ablaugmitteln kommt es zu einer Verseifung fettsäurehaltiger Beschichtungen. Der feste Farb- und Lackstoff wird in der Folge verflüssigt und läuft ab beziehungsweise kann mit einem saugfähigem Tuch/Schwamm aufgesogen werden. Aus diesem Grund wirken Ablaugmittel nur bei ölhaltigen Farben und Lacken sowie bei Alkydharzlack, wie sie oft auf Antiquitäten oder dem Holz alter Häuser zu finden sind. Auf Dispersionsfarbe oder Acryllack zeigt ein Ablaugmittel keine Wirkung. Hier sind lösungsmittelhaltige Abbeizmittel einzusetzen.

Unterschied zu lösungsmittelhaltigen Abbeizmitteln

Lösungsmittelhaltige Abbeizmittel beinhalten spezielle organische Stoffe, wie zum Beispiel Benzin, Aceton, Methanol oder Dichlormethan. Sie „durchfressen“ die Farb- und Lackschichten, sodass sie sich vom Holz lösen und im Anschluss abgetragen werden können. In der Regel werden bei der Anwendung Gase freigesetzt, die vor allem beim Einatmen schwere gesundheitliche Probleme hervorrufen können. Aus diesem Grund ist auf lösungsmittelhaltige Abbeizmittel nur zurückzugreifen, wenn eine andere Art der Farb- und Lackentfernung nicht möglich ist. Bei der Anwendung ist das Tragen einer Atemschutzmaske angeraten.

Unterschied zur Farbentfernung durch Abschleifen

Ein Abschleifen kann eine alternative Möglichkeit zur Farb- und Lackentfernung sein, wenn sie in einer Schicht vorhanden ist. Der alte Schrank aus der Anfang des 19. Jahrhunderts hat vielfach die verschiedenen Farbtrends durchlebt. In den fünfziger Jahren dominierte Vanille-Gelb, in den Siebzigern war knalliges Orange modern, im nächsten Jahrzehnt bestimmte dunkles Grün die Inneneinrichtung, während sich derzeit Schwarz, Grau und Weiß mit Farbklecksen und Naturholz durchsetzen. Neuanstriche von Schrank und Türen erfolgten in der Regel auf den vorherigen Anstrich, sodass mit dem Abschleifen mehrere Farbschichten abzutragen wären. Dies kostet viel Zeit- sowie Kraftaufwand und eine Menge an Schleifpapier, weil sich die abgeschliffene Farbe unverzüglich in das Schleifpapier absetzt und die Körnung minimiert. Das alkalische Abbeizen zeigt sich im Vergleich spürbar effektiver, kostengünstiger und weniger arbeitsintensiv.

Natronlauge selbst herstellen

In manchen Fällen erweisen sich Abbeizer aus dem Handel mit einer zu geringen Wirkung. Um eine ausreichende Wirkung sicherzustellen, empfiehlt sich eine Natronlauge selbst herzustellen. Zum Ablaugen ist eine Natronlauge in Verbindung mit Hausmittel schnell selbst zubereitet. Es ist auf Schutzvorkehrungen wie Handschuhe, Augen- und Atemschutz sowie eine Schürze zu achten, da Natronlauge stark ätzend wirkt. Ein vorsichtiger Umgang und ein fester, stabiler Untergrund zur Laugenzubereitung sind erforderlich. Der Vorteil bei der Selbstherstellung ist, dass auf einfache Hausmittel zurückgegriffen werden kann. Die benötigten Hausmittel finden sich in jedem normalen Haushalt und müssen in der Regel nicht hinzu gekauft werden.

Material

  • 100 Gramm 10prozentiges Ätznatron (Natriumhydroxid)
  • Ein Liter Wasser
  • Circa 200 Gramm Verdickungsmittel wie Stärke oder Tapetenkleister (je nach gewünschter Konsistenz Menge änderbar)
  • Bei Bedarf eine halbe Handvoll Netzstoff (nicht unbedingt notwendig)
  • Ein Metalleimer
  • Ein Holzstab zum Vermengen
Tipp:

Eine erhöhte Menge/Konzentration von Ätznatron verstärkt nicht die Wirksamkeit und führt zu keiner Prozessbeschleunigung. Aufgrund der ätzenden Eigenschaften und eventuell weißen Rückständen auf dem Holz, sollte die genannte Dosierung nicht überschritten werden.

Herstellung

  • Wasser in den Metalleimer füllen (Metall, weil durch eine chemische Reaktion Mischung Hitze entsteht)
  • Ätznatron gleichmäßig und langsam hinzufügen
  • Wichtig: das Ätznatron muss in das Wasser geschüttet werden und nicht das Wasser in das Natron
  • Umrühren
  • Ist die Lauge abgekühlt, Verdickungsmittel langsam unter Rühren einstreuen
  • Zwischendurch Konsistenz prüfen
  • Wird ein Netzmittel verwendet, ist dies nach der Abkühlung vor dem Verdickungsmittel einzurühren
  • Mischung ist gebrauchsfertig, wenn gewünschte Konsistenz erreicht ist

Benötigte Materialien zum Ablaugen

Neben dem Ablaugmittel sollten folgende Materialien zum Abbeizen vorhanden sein:

  • Spachtel oder spezielle Farb- und Lackabzieher
  • Schmaler Holzbearbeitungsbeitel
  • Kratzbürste aus Metall
  • Kunststoff- oder Wurzelbürste
  • Pinsel mit Kunststoffborsten oder Kunststoffschwamm
  • Alte Tücher/Lappen
  • Handschuhe für die Chemikalienanwendung
  • Mund- und Augenschutz

Des Weiteren sollten folgende Utensilien griffbereit liegen:

  • Schüssel mit sauberem Wasser, Gartenschlauch oder Hochdruckreiniger
  • Ein Liter Wasser mit einem Spritzer Essigessenz

Arbeitsschritte beim Ablaugen

Erster Schritt

Ablaugmittel auf den Farbflächen mit einem Pinsel oder einem Kunststoffschwamm verteilen. Selbst angerührte Natronlauge wird großzügig aufgetragen. Lässt die Feuchtigkeit auf der Farboberfläche nach, ist Natronlauge erneut aufzutragen, bis eine Lösung der Farbe zu erkennen ist. Zeigt sich kein nennenswerter Erfolg oder lösen sich zu wenige Farbstellen, kann der Vorgang wiederholt werden. Es ist darauf zu achten, dass die gesamte Fläche erneut mit dem Ablaugmittel bedeckt wird. Auf diese Weise werden Farbunterschiede des Holzes vermieden.

alte Tür ablaugen abbeizen

Zweiter Schritt

Je nach Wirksamkeit des Ablaugmittels dauert es rund fünf Minuten, bis sich die Farbe/der Lack löst. Noch festsetzende Partikel werden mit einem Ablöser, einem Spachtel oder einer Drahtbürste entfernt. Vor allem in Ecken können sich Farbreste hartnäckig zeigen. Diese sind auch nach dem vollständigen Abtrocknen behutsam mit einem scharfen Stecheisen oder einem Beitel lösbar. Da sich darunter eine unterschiedliche Holzfarbe verbergen kann, sollte die Stecheisen-/Beitel-Methode nicht an zu vielen Stellen angewendet werden. Ein erneutes Ablaugen der gesamten Holzfläche wäre in der Folge notwendig, um die Farbunterschiede auszugleichen.

Dritter Schritt

Gelaugte Fläche großzügig mit Wasser unter Zuhilfenahme einer Wurzelbürste reinigen. Am effektivsten mit hoher Reinigungskraft zeigt sich die Säuberung mit einem Hochdruckreiniger. Hier ist auf den vorsichtigen Umgang zu achten, damit ein zu hoher Wasserdruck das Holz nicht beschädigt. Vor allem bei Weichhölzern, wie Fichte oder Kiefer, sollte auf einen Hochdruckreiniger verzichtet werden. Dieser könnte wie eine Fräse Dellen ins Holz bringen. Kommt es zu Wasseransammlungen zum Beispiel in Ecken, ist dieses kontinuierlich zu trocknen.

Vierter Schritt

Nach der Reinigung mit Wasser empfiehlt sich eine Nachbehandlung mit Essigessenz. Abgelaugte Flächen werden mit dieser abgerieben. Auf diese Weise erfolgt ein weiterer Reinigungseffekt, Laugenreste werden neutralisiert und der Geruch, welcher durch die chemische Reaktion entsteht, wird minimiert.

Fünfter Schritt

Im letzten Schritt muss dem Holz ein langsames Trocknen ermöglicht werden. Eine Volltrocknung kann sich bis zu 1.5 Monaten hinziehen. Eine beschleunigte Trocknung durch künstliche Wärmequellen wie Haarföhn sollte nicht erfolgen. Dies könnte zu Spannungen im Holz führen, Risse verursachen und eine einwandfreie Funktionalität wie Schubladenöffnungen oder Türschließungen durch einen Zusammenzug des Holzes negativ beeinflussen. Geleimte Leisten könnten sich lösen.

Laugenbad

Eine Ablaugmethode ist das Laugenbad. In der Regel benutzen dies Fachunternehmen, die täglich mit abzubeizenden Hölzern zu tun haben. Im Privatbereich eignet sich das Tauchbad, wenn viele kleinere Gegenstände mit vielen Ecken abgebeizt werden sollen. Um Türen oder große Schränke in einem Laugenbad einzutauchen, müsste ein riesiges Tauchbecken zu Verfügung stehen, das in Privathaushalten meist nicht vorhanden ist. Allein diese Anschaffungskosten würden einen akzeptablen Rahmen sprengen.

Kosten

Fertig-Ablauger und Mischprodukte sind in jedem Baumarkt erhältlich. In Online-Heimwerker-Shops und Fachhandeln für Reinigungsmittel kann unter anderem Ätznatron zur Selbstherstellung erworben werden. Im Preis zeigen sie sich günstig und wie folgend:

  • 250 Milliliter Ätznatron – ab 2.50 Euro
  • 500 Milliliter Ätznatron – ab 4 Euro
  • 1 Liter Ätznatron – ab 7 Euro
  • 2,5 Liter Ätznatron – ab 12 Euro
  • 1 Liter Fertig-Ablauger – ab 10 Euro
  • 10 Liter Fertig-Ablauger – ab 70 Euro
  • 20 Liter Fertig-Ablauger – ab 130 Euro

Kosten für Fachunternehmen

alter Lack auf Holz

Im Vergleich zu den Kosten, die beim DIY-Ablaugen entstehen, zeigen sich die Kosten für die Beauftragung eines Fachunternehmens deutlich höher. Diese variieren von Unternehmen zu Unternehmen, sodass folgende Preisangaben lediglich der Orientierung dienen.

  • Kommoden mit maximal 80 Zentimeter Breite – ab 130 Euro
  • Holztruhen mit maximal 60 Zentimeter Breite – ab 70 Euro
  • Tische mit maximaler Breite von einem Meter – ab 120 Euro
  • Sitzbänke mit maximaler Breite von einem Meter – ab 120 Euro
  • Stühle ohne Armlehnen ab 50 Euro – mit Armlehnen ab 70 Euro
  • Büfett-Schrank mit Aufsatz bis 140 Zentimeter Breite – ab 220 Euro
  • Büfett-Schrank ohne Aufsatz bis 140 Zentimeter Breite – ab 180 Euro
  • Zimmertüren bis zu zwei Quadratmeter Größe – ab 110 Euro
  • Haustüren bis zu zwei Quadratmeter Größe – ab 180 Euro
  • Fensterläden – pro Quadratmeter rund 50 Euro
  • Treppengeländer – pro laufenden Meter durchschnittlich 10 Euro
Autor Heim-Redaktion

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