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Zwetschgen, Pflaumen und Mirabellen – Unterschiede erkennen

Doch ob Pflaume, Zwetschge (die in manchen Regionen Deutschlands auch Zwetschen oder Quetschen geschrieben werden), Mirabelle oder Reneklode: Alle sind Unterarten der Kulturpflaume (Prunus domestica), die ihrerseits höchstwahrscheinlich aus einer Kreuzung zwischen der Kirschpflaume und dem wilden Schlehdorn hervorgegangen ist. Pflaumen gehören zu den robustesten Obstbäumen und gedeihen in ganz Mitteleuropa. Es sind rund 2000 verschiedene Arten und Sorten bekannt, deren Früchte als sehr gesund gelten. Pflaumen, ganz gleich welcher Art, enthalten viele Vitamine der B-Gruppe und wirken sich positiv auf das Verdauungssystem aus.

Video-Tipp

Pflaumen – eine große Pflanzenfamilie

Bereits in der Jungsteinzeit haben die Menschen zumindest im Süden Deutschlands primitive Pflaumen gesammelt und verspeist. Dies konnte archäologisch durch Funde nachgewiesen werden. Später entstanden vor allem in den antiken Gärten Griechenlands und Italiens etliche regionale Kultursorten, die im Verlaufe des Mittelalters schließlich über die Alpen in den Norden gelangten. Seit dem Hochmittelalter wurde die Pflaume in ganz Deutschland kultiviert, zugleich haben sich verwilderte Formen ausgebreitet und vermehrt. Während man früher eine neue Sorte durch das Abstechen von Wurzelausläufern erhielt, werden Edelpflaumen heute in der Regel auf eine Unterart veredelt. Der Begriff „Pflaume“ (lateinisch Prunus domestica) ist dabei der Oberbegriff für die zahlreichen Unterarten wie Edelpflaume, Mirabelle oder Zwetschge. Diese wiederum werden in verschiedene Sorten unterteilt.

Tipp:

Wenn Sie im Garten einen Pflaumenbaum anpflanzen möchten, so wählen Sie möglichst eine gegen das Scharka-Virus tolerante Sorte. Diese bei Pflaumen ganz gleich welcher Art häufig vorkommende Pflanzenkrankheit beeinträchtigt den Ertrag und die Qualität der Früchte.

Echte Pflaume / Kulturpflaume (Prunus domestica)

Pflaume

Echte Pflaumen erkennen Sie an ihren relativ großen Früchten, die meist rund oder eiförmig sind. Das Fruchtfleisch ist sehr weich, es schmeckt süß und saftig. Aus diesem Grund eignen sich die Echten Pflaumen vor allem für den Frischverzehr bzw. die Herstellung von Marmeladen und weniger als Kuchenbelag, denn die Früchte ziehen sehr viel Saft. Doch Vorsicht: Einige Sorten werden durch Erhitzen sauer.

Beliebte Pflaumensorten

  • ‚The Czar‘ ist bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland verbreitet. Sie hat sich für den Hausgarten bestens bewährt und liefert bereits Anfang August weiche, saftige und süß-aromatische Früchte.
  • Auch die ‚Königin Viktoria‘ ist eine alte, sehr gut bewährte Sorte. Sie wird seit über 150 Jahren kultiviert und liefert sehr große, hellviolett-gelbe Früchte. Diese schmecken in warmen Sommern sehr süß und hocharomatisch, bleiben in regnerischen jedoch eher wässrig. Auch diese Sorte gilt als früh reifend, so dass Sie bereits ab Ende August ernten können.
  • ‚Jojo‘ gilt als vollkommen resistent gegen das Scharka-Virus. Sie trägt mittelgroße bis große Früchte, die erst bei Vollreife geerntet werden sollten. Dann sind sie süßsäuerlich und aromatisch im Geschmack.
  • ‚Hanita‘ ist ebenfalls eine scharkatolerante Sorte, die zudem bereits früh nach der Pflanzung in den Ertrag geht. Die mittelgroßen und eher festen Früchte reifen Anfang September und haben ein fein säuerliches Aroma.

Pflaumen können sehr unterschiedliche Farben aufweisen: Neben blauen gibt es auch rote, gelbe oder grüne Früchte. Heutzutage unterteilt der Gärtner die Echten Pflaumen in zwei Untergruppen, nämlich die der meist veredelten Edel-Pflaume und die der Renekloden.

Echte Edel-Pflaume (Prunus domestica var. subrotunda)

Edelpflaumen, auch als Rundpflaumen oder Edel-Rundpflaumen bezeichnet, haben meist kugelige und dunkelblau oder dunkelrot gefärbte Früchte. Die Früchte können einen Durchmesser von bis zu fünf Zentimetern erreichen, wobei manche modernen Sorten auch noch größer werden. Bekannte, altbewährte Sorten sind beispielsweise ‚Große Blaue Frühe‘, ‚Schöne von Löwen‘ (eine Pfirsichpflaume), die ‚Blaue Weinpflaume‘ oder ‚Kirkes‘.

Renekloden (Prunus domestica var. claudiana)

Reneklode

Renekloden bilden große, runde grüngelbe Früchte mit viel Süße und vollem Aroma. Sie schmecken frisch vom Baum am besten, eignen sich jedoch aufgrund ihrer Saftigkeit nicht als Kuchenbelag. Auch zum Transport sowie zum längeren Lagern eignen sich die sehr weichen Renekloden überhaupt nicht. Im Volksmund waren die sehr süßen Früchte manchmal auch als „Wasserlatschen“ bekannt. Zu den ältesten Sorten gehört die seit über 500 Jahren kultivierte ‚Große Grüne Reineclaude. Sie besticht durch ihr würzig-süßes Fruchtfleisch und reift Anfang September. ‚Oullins Reneklode‘ reift dagegen bereits Mitte August und bringt große, saftige Früchte mit einem milden Aroma hervor. Die Sorte gilt als robust und ertragreich. Ebenfalls recht anspruchslos ist die würzige und rötlich violette ‚Graf Althanns Reneclaude‘. Sie reift zwischen Anfang bis Mitte September und eignet sich sowohl für den Frischverzehr als auch für die Kompottherstellung sehr gut.

Zwetschge / Zwetsche

Zwetschge

Zwetschgen oder auch Zwetschen (die Schreibweise variiert je nach Region) erkennen Sie an vier charakteristischen Merkmalen: Die Form der Früchte ist deutlich länger als breit, die Farbe bei den neueren Sorten meist stahlblau. Das gelbgrüne bis honiggelbe Fruchtfleisch ist fest und schmeckt angenehm süß mit einer feinen Säure-Note. Charakteristisch ist zudem die weiße „Beduftung“, wobei es sich um einen natürlichen Wachsüberzug handelt. Mit Hilfe dieses genialen Tricks schützt die Pflanze ihre Früchte vor einer Verdunstung bzw. Austrocknung. Zwetschgen werden vor allem für die Herstellung von Kuchen, Marmeladen und Musen, Trockenobst und Obstbrand verwendet.

Beliebte Zwetschgen-Sorten

Heute gibt es eine große Auswahl an tollen Sorten wie der frühen, zum Backen besonders gut geeigneten ‚Katinka‘, der aromatischen ‚Elena‘, der weltweit ersten komplett scharkaresistenten ‚Jojo‘, der ertragreichen und spätreifenden ‚Presenta‘ und die selbstfruchtbare ‚Toptaste‘. Die meisten Zwetschgensorten sind allerdings selbststeril und benötigen daher im Umkreis von 100 Metern eine geeignete Befruchtersorte. Eine Seltenheit unter den Zwetschgen ist die Sorte ‚Tipala‘ mit ihren gelben Früchten, die Ende Juli reifen und sehr süß schmecken. Auch sie zeigt eine hohe Toleranz gegen die Scharka-Krankheit. Das wichtigste Kriterium für die Sortenwahl ist die Toleranz bzw. Resistenz der Früchte gegenüber der gefürchteten Scharka-Krankheit.

Tipp:

Wer in Norddeutschland wohnt, wird in seinem Garten höchstwahrscheinlich eher Zwetschgen- als Pflaumenbäume stehen haben. Viele Pflaumensorten benötigen recht viel Sonne und vor allem Wärme, um ihr typisches Aroma ausbilden zu können. Viele Zwetschgen sind dagegen robuster und reifen auch mit wesentlich weniger Wärme sehr gut aus. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen: Die frühreife ‚Bühler Frühzwetschge‘ braucht Wärme, damit die Früchte ihr Aroma voll entfalten können.

Halbzwetschge (Prunus domestica subsp. intermedia)

Allerdings ist Zwetschge längst nicht gleicht Zwetschge. Diese Unterart der Pflaume wird botanisch noch einmal in die so genannte „Echte Zwetschge“ sowie die eng verwandte „Halbzwetschge“ unterteilt. Bekannte Unterarten und Sorten sind beispielsweise die umgangssprachlich so genannte „Eierpflaume“ (wobei es sich eigentlich um eine Zwetschge handelt) mit ihren rundlichen, roten oder gelben Früchten. Bekannte Sorten sind etwa die ‚Blaue Eierpflaume‘, ‚Gelbe Eierpflaume‘, ‚Coes Rotgefleckte‘ oder die ‚Gigant‘. Zum Kochen besonders gut geeignet sind die so genannten Kuchelzwetschgen mit Sorten wie ‚Anna Späth‘, ‚Königin Victoria‘ oder ‚Wangenheims Frühzwetsche‘.

Mirabelle / Gelbe Zwetschge (Prunus domestica subsp. syriaca)

Mirabellen

Mirabellen haben eine kugelige Form und sind meist gelb (bei vielen Sorten zudem rot gepunktet) oder grün gefärbt. Die Früchte sind sehr süß, aromatisch und saftig. Sie eignen sich am besten für den Frischverzehr, können aber auch prima zu Kompott oder zu einer (gemischten) Marmelade verarbeitet werden. Die Bäume gelten als wärmeliebend. Die robuste, würzig-süße ‚Mirabelle von Nancy‘ ist seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Die alte französische Sorte erfreut sich aufgrund ihres hervorragenden Geschmacks bis heute großer Beliebtheit. Die Bäume liefern einen hohen Ertrag, wobei die Früchte allerdings bei Regen zum Platzen neigen. Geschmacklich ähnlich eingestuft wird die kleinere, aber hocharomatische ‚Metzer Mirabelle‘. Die neueren Sorten werden dagegen häufig mit Zwetschgen eingekreuzt und liefern so größere Früchte. So sind die goldgelben Früchte der aromatischen ‚Bellamira‘ meist doppelt so groß wie die der Nancy-Mirabelle. Die bekannte Geisenheimer Kreuzung ist geschmacklich am besten, wenn sie sonnenseits röte Bäckchen bekommt.

Die wilden Verwandten der Pflaumen

Neben den üblicherweise in den Hausgärten angebauten Prunus-Gewächsen gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Pflaumenarten, die weniger bekannt sind bzw. deren Kultur aus den unterschiedlichsten Gründen wenig verbreitet ist. Viele dieser Arten eignen sich wunderbar für die Anlage einer Obst- bzw. Wildobsthecke und können zu diesem Zweck teilweise sogar aus wild wachsenden Beständen gesammelt werden. Die Früchte eignen sich für die Zubereitung von besonderen Konfitüren, Gelees oder auch Spirituosen. Vor allem aber freuen sich heimische Kleintiere und Vögel im Herbst über das reichliche Nahrungsangebot.

Kirschpflaume (Prunus cerasifera)

Kirschpflaume

Vermutlich ist die Kulturpflaume ein Hybrid (d. h. eine Kreuzung) aus dem heimischen Schlehdorn und der Kirschpflaume, von der es unglaublich viele Varianten gibt. Sie stammt ursprünglich vom Balkan bzw. aus Mittelasien und wird deshalb auch oft als „Türkenkirsche“ bzw. „türkische Kirsche“ bezeichnet. Der kleine Baum erreicht Wuchshöhen zwischen fünf bis zehn Metern, ist aber aufgrund seiner sehr frühen Blüte spätfrostgefährdet. Die meist gelben, roten oder orangefarbenen, zwischen zwei bis drei Zentimeter großen Steinfrüchte reifen im Hochsommer und können roh verzehrt werden. Die Kirschpflaume wurde (und wird auch heute noch) gerne als Unterlage für Veredelungen verwendet und schlägt sogar manchmal durch, wenn die aufgepfropfte Pflanze schon längst abgestorben ist. Bei einem Spaziergang können Sie in manchen Regionen manchmal noch die eine oder andere alte Sorte finden.

Schlehdorn (Prunus spinosa)

Schlehdorn

Der in Mitteleuropa heimische Schlehdorn wird auch als Schlehe oder Schwarzdorn bezeichnet und wächst als dorniger, zwischen zwei und drei Meter hoher Strauch. Die sehr reiche und dekorative Blüte erfolgt bereits vor dem Laubaustrieb im April, im Spätsommer reifen schließlich die etwa eineinhalb Zentimeter großen, schwarzblauen Früchte. Aufgrund ihres hohen Tanningehalts schmecken Schlehen zunächst extrem herb und adstringierend, was sich jedoch durch Frosteinwirkung ändert. Schlehen werden also immer erst nach dem ersten Frost gepflückt bzw. für einige Tage in die Tiefkühltruhe gepackt. Danach sind sie ausgesprochen aromatisch, allerdings nicht unbedingt süß genug für einen Rohverzehr. Sie eignen sich jedoch hervorragend für die Herstellung von Schlehenlikör, als Mischfrucht (beispielsweise in Kombination mit einem säuerlichen Apfel) für Gelees und Konfitüren sowie für die Herstellung eines herb-aromatischen Sirups.

Primitivpflaume (Prunus domestica)

Die Abgrenzung von Edel- und Primitivpflaumen ist aufgrund der großen Erscheinungsvielfalt nicht ganz einfach. Üblicherweise versteht der Botaniker unter „Primitivpflaumen“ regional in großer Vielfalt vorhandene, robuste Sorten mit eher kleinen, aber sehr aromatischen Früchten. In Norddeutschland unterscheidet man beispielsweise die im Lauenburgischen sowie in Westmecklenburg vorkommenden Kreeten, die sehr süße, gelb-rot marmorierte Früchte tragen sowie die in Ostholstein und an der Westküste wachsenden Kreeken, die etwas größer werden. In Süddeutschland weiß man dagegen die bereits seit Jahrhunderten kultivierten Ziparte mit ihren kleinen grünen Früchten sehr zu schätzen sowie auch den Spilling mit den etwas größeren, gelb-orangenen Früchten. Gerade letztere sind wegen ihres besonderen Aromas für die Herstellung von Obstgeist sehr beliebt. Dasselbe gilt für Kriecherl, eine Sammelbezeichnung für stark Ausläufer bildende Primitivpflaumen.

Fazit

Man unterscheidet Pflaumen, Zwetschgen, Renekloden und Mirabellen, von denen es jeweils eine Fülle pflanzenswerter Sorten gibt. Echte Pflaumen sind dagegen im Garten nur selten zu finden, was vor allem an ihren eingeschränkten Verwendungsmöglichkeiten liegt. Zum Backen sind die Früchte eher nicht so gut geeignet, denn sie saften stark nach und durchfeuchten so den Kuchenboden. Außerdem sind wir so an das dunkle Blau der Zwetschgen auf dem Obstkuchen gewöhnt, dass wir hierfür eher keine roten, gelben oder gar grünen Pflaumen verwenden wollen. Pflaumen sind meist rund und haben ein sehr weiches Fruchtfleisch, während Zwetschgen in der Regel eine längliche Form sowie ein festes Fruchtfleisch mit einer bereiften („bedufteten“) Schale aufweisen.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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