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Wie und wo überwintern Schmetterlinge? Alle Infos zum Winter

Im Sommer zieren Schmetterlinge die Natur mit ihren prächtigen Farben, doch bereits im Spätsommer sind die Falter (Lepidoptera) immer weniger zu sehen, bis sie dann meist im Herbst ganz verschwunden sind. Sie beginnen recht früh mit der Vorbereitung für die kalte Jahreszeit. Manche ziehen wie einige Vogelarten, in südlichere Gefilde, wo es wärmer ist, während andere je nach Schmetterlingsstadium beziehungsweise Lebenszyklus, sich unterschiedlich auf den Winter vorbereiten. Experten erklären, wie und wo sie den Winter verbringen.

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Überwinterung

Bei Schmetterlingen und ihrer Überwinterungsart, kommt es darauf an, in welchem Lebenszyklus sie sich befinden. Darüber hinaus überwintern einige Schmetterlingsarten nicht in den kalten Westeuropa-Gebieten. Insgesamt gibt es fünf Überwinterungsstrategien, die sich grundlegend auf Folgendes beziehen:

  • Falter
  • Puppen
  • Raupen
  • Eier
  • Abzug in den Süden

Falter

Von über 180 Tagfalterarten, die in Westeuropa derzeit bekannt sind, überwintern ledig sechs Lepidoptera-Arten in der kalten Region. Diese Schuppenflügler, wie sie auch genannt werden, sind die einzigen, welche den Winter in ihrer Falter-Gestalt verbringen.

Wenn der Herbst beginnt, machen sie sich auf die Suche nach einem geschützten Ort, an dem sie sowohl vor Fressfeinden, als auch vor der Kälte Schutz finden. So wählen sie überwiegend Höhlen aus, wie sie in manchen Bäumen zu finden sind. Aber auch in Gartenschuppen oder Ritzen unter Dachpfannen finden sie oft ihr Winterquartier. Vor allem in Stadtgebieten, wo nur wenig Natur zur Überwinterung einlädt, kann es auch sein, dass sie sich in wärmeren Kellerräumen ein Plätzchen zum Überwintern suchen.

Zu den Lepidoptera-Arten, welche in heimischen Gefilden überwintern, gehören:

  • Kleiner Fuchs
  • C-Falter
  • Zitronenfalter
  • Tagpfauenauge
  • Admiral-Falter
  • Trauermantel

Winterstarre

Falter zählen zu den wechselwarmen Tiergruppen. Das bedeutet, ihre Körpertemperatur kann sich Außentemperaturen anpassen. Sinken diese, sinkt auch die Körpertemperatur und zwar bis 0 Grad Celsius. Dann fallen sie in die sogenannte Winterstarre. Die Winterstarre tritt in der Regel bei Umgebungstemperaturen ab circa fünf Grad Celsius ein. Im Vorfeld, etwa bei Temperaturen zwischen zehn und 15 Grad Celsius, beginnen die Falter mit dem Herabsetzen des Stoffwechsels. Die Atmung wird immer flacher, das röhrenförmige Herz verlangsamt den Herzschlag und die Bewegungsaktivität nimmt rapide ab. Dieser Prozess ist beim Übergang in die Winterstarre abgeschlossen und die Organfunktionalität beträgt hier dann nur noch zwischen drei und sieben Prozent im Vergleich zur Frühjahres- und Sommerzeit.

Tagpfauenauge

Durch das Herunterfahren aller lebensnotwendigen Funktionen sowie regungslosen Körperhaltung, benötigt der Schmetterling keine Nahrung, weil der Energiebedarf in der Winterstarre ebenfalls auf ein Minimum reduziert ist.  Über Energiereserven verfügen sie nicht, wie es zum Beispiel beim Frosch der Fall ist, der sich vorab ein Fettdepot anfrisst, das auch zusätzlich der Körperwärmung dient.

Entstarrung

Sollten die Umgebungstemperaturen auf über acht Grad Celsius ansteigen, „erwacht“ der Schmetterlingsfalter aus der Winterstarre. In der Regel begibt er sich aber erst zurück in die „Normalität“, wenn draußen der Nektar wieder auf ihn wartet. Das ist meist ab März der Fall, wenngleich manche Exemplare auch schon im Januar oder Februar ihre Winterquartiere verlassen.

Puppen

Die Schmetterlings-Puppen überwintern überwiegend an Pflanzenstängeln oder anderen Pflanzenteilen. Dort werden sie in Kokon eingesponnen, sodass sie nicht herunterfallen. Aber auch eingegraben im Boden, finden sie ein passendes Winterquartier. Leider ist das Überwintern für Puppen heutzutage nicht mehr so einfach. Dies beruht darauf, dass im Herbst Felder oft umgegraben werden, viele Pflanzen zum Winter hin einen teils massiven Rückschnitt erhalten und durch Laubhaken in den Gärten die Böden aufgehoben werden.

Haben sich hier die Puppen bereits für den Winter niedergelassen, werden sie aus ihren sicheren Quartieren manövriert und ihren Fressfeinden ausgeliefert, wie Vögeln oder Mäuse.
Dementsprechend seltener werden Schmetterlinge im Folgejahr zu sehen sein. Überleben die Puppen den Winter an einem geeigneten Platz, entwickeln sie sich im Frühjahr weiter, um dann als Falter ab circa April oder Mai durch die Lüfte zu flattern.

Zu den Faltern, welche als im Stadium einer Puppe überwintern, zählen beispielsweise:

  • Weißlinge
  • Schwalbenschwanz
  • Aurorafalter

Raupen

Raupen können sowohl als Jungraupen, als auch als halberwachsene und erwachsene Raupen in kalten Gefilden überwintern. Je nach Schmetterlingsart, verbringen sie die kalte Winterzeit an unterschiedlichen Orten. Einige bevorzugen einen Platz inmitten der Vegetation, während andere sich an Pflanzenstielen oder Blattunterseiten festspinnen. Auch bauen sich bestimmte Schmetterlingsraupen extra für den Winter dichte Gespinste, die ihnen in Felsspalten oder Ähnlichem Schutz bieten. Die Raupen der Falter „Ameisenbläulinge“ zieht es in Ameisennester, um dort die kälteste Jahreszeit zu verbringen.

Folgende Schmetterlingsraupen überwintern auf die eine oder andere Art:

  • Bläulinge
  • Große Schillerfalter
  • Schachbrett

Winterstarre

Wie auch die Falter, fallen die Schmetterlingsraupen in die Winterstarre. Ihr Körpersystem fährt um über 95 Prozent zurück, der Körper wird bewegungsunfähig und die Körpertemperatur senkt sich bis auf 0 Grad Celsius. Im Gegensatz zu den Faltern, fressen sie sich bis zum Herbstbeginn reichlich Fettdepots an, damit sich der Raupenkörper aus diesen während der Winterstarre ernähren kann. So kommt er gut über die Zeit hinweg, ohne Nahrung aufnehmen zu müssen, da sich durch die Winterstarre auch der Energiebedarf um circa 95 Prozent reduziert.

Winterende

Steigen die Temperaturen im Februar/März, löst sich die Starre langsam, die Temperatur steigt gleichmäßig mit der Außentemperatur und die Schmetterlingsraupen werden wieder aktiv. Im Frühling fressen sie sich noch einmal richtig satt, um ausreichend Energie aufzunehmen, damit sie dann in das nächste Entwicklungsstadium der Verpuppung übergehen können.

Schmetterlingseier

Postillon Raupe

Die Eier der Schmetterlinge sind sehr robust und überstehen den Winter ohne speziellen Frostschutz. Sie werden während des Sommers an verschiedenen Pflanzenteilen abgelegt und dort durch Anheftung festgesetzt, sodass sie bei starkem Wind nicht davonfliegen. Allerdings sind sie an den Pflanzenteilen angeheftet, auch optimales Futter für ihre Fressfeinde. Spinnen, Frösche oder Käfer sind nur einige Beispiele von Tierarten, die Schmetterlingseier sehr appetitlich finden. Dies ist ein weiterer Grund, warum die Anzahl an Schmetterlingsfalter auch kontinuierlich abnimmt.

Tipp:

Die weiblichen Falter bevorzugen überwiegend Pflanzen zur Eierablagerung, die auch als Nahrungsquelle dienen. Um die Eier vor hungrigen Feinden zu schützen, empfiehlt sich, vor allem diese während des Sommers immer wieder auf abgelegte Eier zu kontrollieren. Werden welche gefunden, sollten Sie die betroffenen Pflanzenteile abschneiden und beispielsweise im Gartenhaus oder einer Garage lagern, wo die Umgebungstemperatur in etwa der Außentemperatur gleicht.  

Beispiele von Faltern, die als Eier überwintern:

  • Zipfelfalter
  • Apollofalter
  • Nierenfleckfalter

Wanderschmetterlinge

Manchen Schmetterlingsarten ist es in Westeuropa einfach zu kalt und der Körper ist nicht in der Lage, überlebensfähig auf eisige Wintertemperaturen zu reagieren. Dabei handelt es sich in der Regel um Falterarten, die ursprünglich aus wärmeren Gefilden stammen und für den Sommer nach Westeuropa zogen. Die meisten von ihnen zieht es deshalb im frühen Herbst wieder zurück in den kältefreien Süden. Im folgenden Frühjahr kommen überwiegend die Neugenerationen zurück, nachdem manche ihrer Muttertiere die Alpen bis ins südliche Europa oder sogar bis nach Afrika überflogen haben.

Allerdings schwankt die Zahl von nach Westeuropa fliegenden Schmetterlingen. Dies beruht auf verschiedenen Faktoren, die sich vor allem auf die Einwanderungs- beziehungsweise Flugbedingungen beziehen. Häufige Stürme, zahlreiche Regentage und starke Temperaturschwankungen sorgen dafür, dass sich immer weniger auf den Weg machen oder diesen nicht überleben. Aber mittlerweile verbleiben auch manche der zugewanderten Schmetterlingsfalter im Winter hier. Dies liegt an dem Klimawandel, durch den die Winter kontinuierlich kürzer und die Durchschnittstemperaturen höher werden.

Falter, die den Winter im warmen Süden verbringen, sind zum Beispiel:

  • Admiralfalter
  • Taubenschwänzchen
  • Postillon-Falter
  • Distelfalter

Gartenüberwinterung

Damit Schmetterlinge in jedem Entwicklungszyklus den Winter im heimischen Garten verbringen können, ist es wichtig, dass optimale Bedingungen für ein (sicheres) Winterquartier geschaffen beziehungsweise erhalten bleiben. In erster Linie sollten Sie im Spätsommer oder Herbst keine verwelkten Blütenstängel oder Staudenpflanzen abschneiden. Sie bieten einen von Schmetterlingsraupen sowie Puppen bevorzugten Überwinterungsplatz und könnten beim Abtrennen schlimmstenfalls aus Versehen entsorgt werden, wenn sie sich bereits angeheftet haben.

Da Schmetterlinge in jeder Entwicklungsphase und als Falter auch gern Kälteschutz in Rankpflanzen an windgeschützten Fassaden suchen, würde ein Rückschnitt im Herbst für viele von ihnen vermutlich den Tod bedeuten. Ratsam ist es deshalb, auf den Rückschnitt im Herbst zu verzichten und diesen auf das Frühjahr zu verschieben, wenn die „Sommervögel“ ihr Winterquartier wieder verlassen haben.

Hausüberwinterung

Distelfalter

Hat sich im Herbst ein Schmetterling, gleich welchen Lebenszyklus, in ein Wohnhaus „verlaufen/verflogen“, bedeutet hier eine Überwinterung meist den Tod.
Temperaturen über 12 Grad halten sie von der Winterstarre ab beziehungsweise lassen sie aufwachen. Das bedeutet, sie werden oder bleiben aktiv, was wiederum einen erhöhten Energiebedarf zur Folge hat. Da im Winter aber keine Nahrung zu finden ist, können sie keine Energie zu sich nehmen und werden schlussendlich verhungern. Aber einfach nach draußen in die Kälte abzusetzen, würde sie ebenfalls das Leben kosten, weil sie ohne entsprechende Kältegewöhnung sofort erfrieren würden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie die Schmetterlingstiere aus den wärmeren Umgebungen mit Bedacht an kältere Orte umplatzieren, wo die Temperaturen wenigsten 12 Grad Celsius, besser um die fünf Grad Celsius betragen.

 Dabei können Sie wie folgt vorgehen:

  • Schmetterling vorsichtig in eine kleine Pappschachtel mit Deckel schieben
  • Im oberen Bereich muss eine ausreichend große Öffnung für das Herauskommen im Frühjahr sein
  • Anfangs bleibt die Öffnung verschlossen
  • Geschlossene Schachtel an einen kalten Ort stellen, wie Garage oder Gartenhaus
  • Nach circa einer Woche sollte die im Schachtelinneren die kalte Umgebungstemperatur herrschen
  • Die Winterstarre tritt ein beziehungsweise vertieft sich
  • Die Öffnung im Deckel freilegen
  • Möglichst auf Störungen wie Lärm, verzichten
  • Nach der Winterstarre verlässt der Schmetterling im Frühjahr die Schachtel eigenständig
Tipp:

Sollte die Umgebungstemperatur weit in den Minusbereich fallen, ist es ratsam, die Schachtel für diesen Zeitraum in einen kühlen Kellerraum umzulagern. Auch wenn es dort wärmer sein sollte, als empfohlen, so steigen dennoch hier die Überlebenschancen, als wenn die Schmetterlinge Minustemperaturen von 20 oder mehr ausgesetzt werden.

Fazit

Schmetterlinge verbringen die kalte Winterzeit auf unterschiedliche Weise. Dies ist abhängig von der Schmetterlingsart sowie ihres Entwicklungsstadiums. Auch wenn immer mehr Arten in Westeuropa den Winter vielfach in der Winterstarre verbringen, so nimmt ihre Häufigkeit ab und sind immer weniger im Sommer zu sehen. Umso wichtiger ist es, dass ihnen Lebensraum für das Winterquartier erhalten bleibt beziehungsweise geschaffen wird und Sie den „Sommervögeln“ in jedem Lebenszyklus notfalls behilflich sind, sodass sie die Wintersaison überleben können.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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