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Baumschnitt-Anleitung – Zeiträume, häufige Fehler & Tipps

Baumschnitt an Apfelbaum

Besonders im Frühjahr und Herbst greifen viele zu Säge oder Baumschere und rücken damit den Gehölzen zu Leibe. Das Ergebnis ist längst nicht immer, wie gewünscht. Mal wird der Austrieb gestört, mal zu wenig entfernt. Anstatt die angestrebte Optik zu erreichen, wirken die Bäume nahezu verstümmelt oder wachsen merkwürdig wild und chaotisch. Wer das verhindern möchte, ist mit der folgenden Baumschnitt-Anleitung bestens beraten. Was muss weg? Was darf bleiben? Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verschnitt gekommen?

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Zeiträume

Der Baumverschnitt sollte bei nahezu allen Gehölzen während der Ruhephase, also in der Vegetationsperiode, erfolgen. Diese beginnt im späten Herbst mit dem Fall des Laubs und endet kurz vorm nächsten Austrieb im Frühjahr. Viele Gärtner verpassen den richtigen Moment und schädigen damit den neuen Trieben. Beweis dafür sind Bäume, die nur wenige Früchte tragen, einseitig austreiben oder ein schwaches Wachstum an den Tag legen.

Baumpflege

Wer im Frühling also nicht ausreichend Zeit hat, sollte den Baumverschnitt lieber im Herbst vor Einsatz des ersten Frosts durchführen. Dann haben die Gewächse noch ausreichend Zeit sich zu erholen und der neue Austrieb wird nicht gestört. Ausnahmen bilden hier Gehölze, die dicht wachsen aber nur wenige Fruchtstände aufweisen. Darunter fallen beispielsweise die Weiden. Diese sind am besten mit einem ausdünnenden Verschnitt im Sommer beraten.

Schritt für Schritt

So viele Unterschiede es auch beim korrekten Verschnitt der verschiedenen Baumarten gibt, einige Grundlagen bleiben immer gleich. In der folgenden Baumschnitt-Anleitung sind diese zusammengefasst.

  1. Die Schnittwerkzeuge gründlich reinigen und am besten desinfizieren.
  2. Auf die eigene Sicherheit beim Arbeiten achten.
  3. Zunächst kleine Störfaktoren entfernen. Dazu gehören sogenannte Wassertriebe, die dünn und einzeln nach oben schießen, sowie Triebe die nach innen wachsen.
  4. Je nach Baumart die zu entfernenden Längen markieren, beispielsweise mit Kreide.
  5. Wenn möglich von oben nach unten schneiden, um die entsprechenden Längen einzuhalten.
  6. Seitentriebe so entfernen, dass die Schnittstellen kurz außerhalb eines Astrings liegen. Der Astring ist eine wulstige Verdickung kurz vor dem Stamm oder nächstdickerem Ast.
  7. Bei ausgefransten Schnittstellen mit einem Messer nacharbeiten, bis die Wunde glatt und gerade ist.

Häufige Fehler – Checkliste

Bei Minustemperaturen schneiden

Bei Frost kann dem Baum ungeahnter Schaden zugefügt werden. Die Rinde kann reißen oder brechen, die Schnittstellen erfrieren und absterben. Selbst bei Gewächsen, die am besten im Winter geschnitten werden, sollten also frostfreie Tage abgewartet werden.

Große Schnittstellen unbehandelt lassen

Was bei kleinen Schnittwunden unproblematisch ist, kann bei Stellen mit einem Durchmesser von mehr als zwei Zentimetern zu Befällen mit Keimen und Schädlingen führen. Allerdings nur, wenn der Verschnitt nicht richtig durchgeführt wurde oder ein erhöhtes Risiko für Infektionen besteht. Sind die Schnittstellen ausgefranst oder leiden der Baum oder umstehende Gewächse unter Krankheiten, sollte ein Verschluss aufgetragen werden. Allerdings erst, nachdem die betreffende Stelle desinfiziert wurde. Ansonsten gilt es, auf die Selbstheilungskräfte des Gehölzes zu vertrauen.

Unsaubere Arbeitsmittel verwenden

Die Säge oder Baumschere lagen während des ganzen Jahres im Schuppen und werden nur benutzt, um den Baum zu verschneiden? Damit sind Infektionen nahezu vorprogrammiert. Sämtliche Schnittwerkzeuge sind vor und nach jedem einzelnen Einsatz – das heißt auch zwischen verschiedenen Bäumen – gründlich zu desinfizieren. Auf diese Weise können Keime und eventuelle Schädlinge nicht auf die Schnittstellen übertragen werden. Auch eine potenzielle Ansteckung zwischen den Gehölzen wird damit vermieden.

Ausgefranste Schnittstellen stehen lassen

Die Rinde ist ausgefranst, das letzte Stück des Astes ist weggebrochen – wer das so stehen lässt riskiert Schäden am Baum. Die unregelmäßigen Wunden schließen sich deutlich schlechter und laufen damit Gefahr, Eintrittsstellen für Krankheiten und Schädlinge zu werden. Besser ist es hier, glatte Stellen zu kreieren.

Falsche Form anstreben

Die optimale Form ist in jedem Fall nach oben verjüngend. Die Gründe hierfür sind ganz einfach: Zum einen gelangen so Licht und Luft an alle Zweige und Bereiche des Baums. Zum anderen bietet der Baum so weniger Angriffsfläche für Wind und Niederschlag. Ist die Spitze hingegen zu breit, können Schnee und Stürme zum Abbrechen von Ästen führen.

Tipps

Das wichtigste beim Verschnitt von Bäumen ist die Beachtung von individuellen Besonderheiten. Von der Wahl des richtigen Zeitpunkts bis zum Ausmaß der Korrektur – diese Faktoren können sich von Baum zu Baum erheblich unterscheiden. Eine umfassende Recherche im Vorfeld ist daher entscheidend. In den meisten Fällen ist zudem das Hinterlassen von geraden und glatten Schnittstellen entscheidend. Klappt das nicht beim ersten Versuch, sollte mit einem Messer oder Cutter nachgeholfen werden.

Noch nie einen Baum verschnitten oder immer wieder Probleme dabei? Das Umschauen in der Umgebung hilft. Findet sich ein Grundstück oder Garten mit stets perfekt geformten Bäumen? Diese können zum einen als Anschauungsbeispiel dienen, zum anderen können die Besitzer nach praktischen Tipps gefragt werden. Funktioniert das nicht, schafft das Nachfragen in einer Gärtnerei oder Baumschule Abhilfe.

Sicherheitsvorkehrungen

Wacklige Leitern, stumpfe Schnittwerkzeuge und schlüpfrige Sprossen – beim Baumverschnitt muss auch auf die eigene Sicherheit geachtet werden. Was sich ohne Leiter nicht erreichen lässt, sollte möglichst mit einem Helfer bearbeitet werden. Lässt sich ein solcher nicht finden, sind Schnittwerkzeuge mit Teleskopgriffen eine gute Alternative. Zudem sollten die Utensilien scharf sein und stets vom Körper weg gehalten werden. Leitern müssen stabil stehen, bevor sie betreten werden.

Häufige Fragen

Kann ein Wundverschluss nach dem Baumschnitt dem Gehölze schaden?

Ja. Werden unter dem verschließenden Mittel bereits vorhandene Keime oder Schädlinge eingeschlossen, können sie sich lange Zeit unbemerkt vermehren und ausbreiten. Unter ungünstigen Umständen kann der Verschluss der Schnittstellen das Risiko für Krankheiten und Schädlingsbefall also sogar noch erhöhen.

Muss ich jeden Baum verschneiden?

Nein. Viele Bäume, vor allem Ziergehölze, kommen gut ohne einen Verschnitt aus. Eine individuelle Recherche ist hierbei wiederum entscheidend.

Sollte ich lieber zu viel als zu wenig verschneiden?

Die meisten Gehölze vertragen es besser, zu radikal als zu schonend verschnitten zu werden. Von einem zu heftigen Verschnitt erholen sich die Bäume auf Dauer, bei einem zu sanften können sie ‚verwachsen‘. Auf Dauer ist jedoch keines der beiden Extreme ideal. Mit zunehmender Übung bei Baumschnitt findet sich jedoch zumeist auch das Gefühl für die richtige Länge.

Wissenswertes zum Baumschnitt in Kürze

Grundsätzliches

  • Der Baumschnitt kann jederzeit durchgeführt werden. Meistens wird er aber im Frühjahr vor dem Austrieb vorgenommen.
  • Obstbäume können und werden oft sogar im Frühjahr und im Herbst zurück geschnitten – siehe Obstbaumschnitt.
  • Im Vergleich werden Obstbäume großzügiger zurückgeschnitten als andere Gehölze, damit die Früchte besser gedeihen.
  • Generell gilt: Alle Nebentriebe (=Konkurrenztriebe) werden abgeschnitten, die Haupttriebe werden gekürzt.
Baumschnitt

Rückschnitt nach Baumalter

Beim Baumschnitt kommt es ferner darauf an, welches Lebensalter der Baum hat: Im ersten Jahr sollten die Blüten entfernt werden. Dieses Vorgehen wirkt sich positiv auf die Wurzelbildung aus. Ab dem 2. Jahr wird regelmäßig der Erziehungsschnitt durchgeführt, der mit der ersten Regel des Baumschnitts begonnen wird. Es werden die Seitentriebe um etwa ein Viertel gekürzt. Triebe, die nach oben oder nach innen wachsen, und der zweite Mitteltrieb werden entfernt. Der Haupttrieb erhält ebenfalls einen Schnitt und wird eine Handbreit länger als die Seitentriebe belassen. Bei alten Bäumen wird oft radikal zu Werke gegangen: Diese erhalten einen Verjüngungsschnitt, dem bis zu ein Drittel der Baumkrone zum Opfer fällt.

Schneiden und Schnittwunden

  • Zu beachten bei jedem Baumschnitt ist der korrekte Ansatz des Schnittes: Sägen oder schneiden sollte man immer direkt hinter dem Astring schräg von oben nach unten.
  • Kleinere Schnittwunden verschließt der Baum oft selbst, wenn das richtige Wetter zum Schnitt gewählt wurde. Am günstigsten sind sonnige und frostfreie Tage.
  • Entstehen Schnittwunden, die einen größeren Durchschnitt als 3 cm haben, dann verschließt man diese am besten mit speziellen Wundverschlussmitteln – z.B. einem Kalkanstrich. Diese schützen auch vor dem Eindringen von Krankheitserregern in den Baum.
Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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