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Verblühte Blüten beim Flieder schneiden: warum und wann?

Kaum ein anderes Ziergehölz läutet den Frühling schöner ein als der Flieder. Denn besonders attraktiv zeigt sich der Syringa vulgaris im Mai, wenn der Strauch seine Blüten in intensiven Violett- oder Weißtönen präsentiert und einen intensiven Duft im Hausgarten versprüht. Die verwelkten Blüten sind nicht besonders ansehnlich, doch das ist nicht der einzige Grund, warum sie geschnitten werden sollten.

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Gründe für das Ausputzen

Die vielen verschiedenen Schnittarten für das Gehölz dienen nur einem Zweck: den Flieder formschön und blühfreudig zu erhalten. Neben einem Pflanzschnitt, dem Aufbauschnitt und dem Erziehungsschnitt, die vor allem eine dichte Verzweigung fördern, um eine harmonische Strauchform zu erhalten, gibt es auch das Ausputzen. Damit ist die Entfernung der verblühten Blüte gemeint. Das Ausputzen dient nicht nur einem gepflegten Erscheinungsbild, sondern hat noch weitere Vorteile:

Vermeidung der Selbstaussaat

Die Praxis zeigt, dass auch ungeschnittener Flieder bis ins hohe Alter blühfreudig bleiben. Deshalb müssen verblühte Blüten nicht unbedingt herausgeschnitten werden. Wie viele andere üppig blühende Ziergehölze neigt auch der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) dazu, sich selbst auszusäen. Gerade die Wildformen breiten sich auf diese Weise gerne in kurzer Zeit unkontrolliert im Garten aus. Wer nicht möchte, dass sich der Flieder massenhaft durch Samenproduktion im Garten vermehrt, sollte auf jeden Fall die Blüten noch vor der Samenreife entfernen. Andere Fliedersorten wie der Edelflieder entwickeln nur sterile Blüten und können sich deshalb nicht durch Aussaat selbst vermehren.

Triebbildung fördern

Flieder nach der Blüte schneiden

Zwar schadet es dem Flieder nicht, die Blüten am Strauch zu belassen, wenn sie verblüht sind, allerdings steckt die Pflanze dann sehr viel Energie in die Samenproduktion, um sich zu vermehren. Werden die Blüten herausgeschnitten, kann sich der Flieder voll und ganz auf die Ausbildung der jungen Triebe und die entsprechende Blüte im Folgejahr konzentrieren. Das ist vor allem bei jungen Gehölzen wichtig, die noch in der Wachstumsphase sind. Je mehr Kraft ein Strauch für die Ausbildung von Trieben und Blättern verwenden kann, umso gleichmäßiger und buschiger wächst er.

Tipp:

Bei großen Solitärgehölzen von Syringa vulgaris kann der Blütenschnitt auch entfallen. Die Blüte im Folgejahr ist kaum beeinträchtigt, wenn alte Blumen am Strauch verbleiben.

Zeitpunkt

Flieder ist sehr schnittverträglich. Generell wächst ein Syringa vulgaris jedoch am besten, wenn er so wenig wie möglich geschnitten wird. Vor allem bei Jungpflanzen ist es weder notwendig noch sinnvoll, gleich einen jährlichen Rückschnitt vorzunehmen. Ähnlich wie eine Vielzahl von Blühsträuchern bildet auch der Flieder die Knospen für die Blüten im Vorjahr. Er braucht also Zeit, um sich zu entwickeln und eine reiche Blütenfülle zu produzieren. Schneidet man also nach der Anlage der Blütenknospen im Spätsommer bis Herbst, fällt im Folgejahr die Blüte aus. Der beste Zeitpunkt für einen Schnitt ist deshalb direkt nach dem Verblühen gekommen.

  • später Frühling oder Frühsommer
  • Mitte Mai bis Ende Juni
  • vor der Samenreife
  • regenfreier Tag
  • vormittags
Tipp:

Wurde der Schnitt nach der Blüte vergessen, müssen sie nicht ein ganzes Jahr warten. Ein leichter Pflegeschnitt oder auch Korrekturen sind bis in den Herbst möglich.

Werkzeug

Rückschnitt

In der Regel sind die Triebe an den Blüten noch sehr weich und können daher auch herausgebrochen werden. Um aber unnötige Verletzungen und große Wunden zu vermeiden, ist es sinnvoll, geeignetes Werkzeug zu benutzen.

  • nur scharfes Werkzeug verwenden
  • sauber (mit Alkohol desinfiziert)
  • Rosenschere für die Blüten und dünnere Äste
  • Astschere oder Säge für stärkere Äste

Anleitung

Flieder gehört zu den Ziergehölzen, die sehr schnittverträglich sind. Trotzdem benötigt der Strauch nur selten ein Eingreifen des Gärtners. Die verblühten Blütenstände schneiden Sie möglichst direkt unterhalb des Blütenansatzes heraus. Wählen Sie als Ansatzpunkt für die Schere oder das Messer vorzugsweise das Knospenpaar direkt unterhalb der Blüte. Soll gleichzeitig der Zweig ein wenig gestutzt werden, müssen an dem jeweiligen Trieb mindestens drei Augenpaare stehen bleiben. Vorzugsweise schneiden Sie in diesem Fall knapp oberhalb eines nach außen stehenden Augenpaares. Die Triebe, die daraus entstehen, lassen den Strauch voluminöser erscheinen und verhindern, dass zu viel Schatten ins Innere der Krone geworfen wird. Damit können Sie vermeiden, dass der Fliederstrauch von innen her verkahlt.

  • direkt unterhalb des Blütenansatzes
  • kurz oberhalb eines Knospenpaares
  • die Neuaustriebe unterhalb der Blüte unbedingt stehen lassen
  • diese Triebe bilden die neuen Knospen für die Blüte im folgenden Jahr

Die frischen Schnittflächen sind mögliche Schwachstellen, in die Keime und Erreger eindringen können. Je schneller sich diese wieder verschließen, umso weniger stellen sie für den Flieder eine Gefahr da. Damit es nicht zu Infektionen mit Pilzen, Viren oder Bakterien über die Wunden kommt, sollten die Wunden schnell trocknen können. Das funktioniert am besten an einem warmen, regenfreien Tag. Bei feuchter Witterung oder drohendem Regen sollte der Schnitt deshalb lieber auf einen anderen Tag verschoben werden. Ähnliches gilt für heiße, sonnige Tage. In dieser Zeit sollten Sie den Strauch ebenfalls nicht durch einen Schnitt zusätzlich schwächen.

Tipp:

Schneiden Sie die alten Blütenstände nicht zu weit unten ab. An den neu ausgetriebenen Zweigen sitzen bereits die Knospen für das kommende Jahr.

Erhaltungsschnitt/Pflegeschnitt

Es empfiehlt sich, gleich beim Ausputzen der Blütenstände ein Blick auf die Zweige des Flieders zu werfen. Sind im Winter oder durch einen Sturm Triebe beschädigt oder abgestorben, sollten diese ebenso entfernt werden wie kranke Zweige. Gelegentlich, also alle zwei bis drei Jahre, kann es notwendig sein, ein paar Äste zurückzuschneiden, um die schöne Form zu erhalten. Dieser sogenannte Erhaltungsschnitt ist schnell und einfach durchzuführen und wird beim Flieder zusammen mit dem Herausschneiden der verblühten Blüten durchgeführt. Herausgeschnitten werden lediglich:

  • erfrorene, abgestorbene oder geschädigte Triebe
  • alte, verkahlte Triebe
  • nach innen wachsende Zweige
  • einen von zwei sich kreuzenden Ästen
  • schwache, kaum beblätterte Triebe
  • eventuell einzelne ältere Zweige etwas stärker einkürzen

Veredelter Flieder/Hochstämmchen

verblühten Flieder schneiden

Bei einem veredelten Flieder oder Fliederstämmchen wird die blühende Krone auf eine robuste Unterlage aufgepfropft. Ab und an kommt es dazu, dass die Unterlage sogenannte Wildtriebe produziert. All diese Triebe unterhalb der Veredelungsstelle müssen zeitnah entfernt werden. Meist ist die Veredelungsstelle direkt unterhalb der Krone angesiedelt. Sie ist an der leichten Verdickung am Stamm zu erkennen, wo sich neues, wulstiges Gewebe gebildet hat. Lassen Sie die Unterlage ungehemmt wachsen, kann es im schlimmsten Fall dazu kommen, dass die veredelte Krone von der Pflanze abgestoßen wird und abstirbt.

Fliederhecken

Haben Sie Ihren Duftflieder als Hecke kultiviert, sollten Sie beachten, dass in Deutschland beim Schneiden von Heckenpflanzen gesetzliche Regelungen eingehalten werden müssen. Unter anderem heißt es im Naturschutzgesetz, dass ein Rückschnitt nur in den Wintermonaten erlaubt ist. Vom 01. März bis 30. September sind starke Eingriffe in das Wachstum nicht erlaubt. Das hat folgenden Grund: Nistende Vögel könnten durch diese Schnittmaßnahmen gestört werden. Zwar sind schonende Pflegemaßnahmen zur Beseitigung des Zuwachses oder die Entfernung der Blüten erlaubt, trotzdem sollten Sie sich vergewissern, dass Sie brütende Vögel im Garten nicht zu sehr mit Ihrer Aktivität verschrecken, und sehr behutsam vorgehen.

Autor Heim-Redaktion

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