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Bonsai beschneiden – Anleitung zum Formschnitt

Bonsaipflanzen werden nach einer alten chinesischen Tradition gezüchtet, die aus normalen Bäumen Zwergbäume kreiert. Dabei können die Bäumchen nach den Vorstellungen ihrer Züchter in Form gebracht. Dazu sind vor allem regelmäßige Formschnitte nötig, die auch Gestaltungsschnitte genannt werden. Diese schränken das Wachstum der Bäume ein und regen an gewissen Stellen zum Neutrieb aus, um eine bestimmte Form zu erhalten. Wir haben Ihnen in folgender Anleitung zusammengestellt, wie Sie am besten beim Formschnitt vorgehen und auf was Sie besonders achten sollten.

Video-Tipp

Werkzeugauswahl

Zum Schneiden gibt es extra dafür hergestellte Bonsaischnittwerkzeuge, um besonders Quetschungen an den Pflanzen zu vermeiden. Eine Gartenschere ist vielleicht für den Erstschnitt ausreichend und verrichtet gute Dienste. Für weitere regelmäßige Formschnitte ist es unabdingbar, mit Bonsaiwerkzeugen zu arbeiten. Denn die meisten Gartenscheren haben stumpfe Schneiden, die eng aneinander stehen. Sie können einen dicken oder harten Ast quetschen. Dabei kann es zu Verletzungen und manchmal sogar zum Verlust des Astes kommen. Eine Bonsaischere ist für feine Wurzeln, Blätter und Äste geeignet, während eine Konkavzange für kräftige Äste, die vor allem am Stamm sitzen, verwendet wird. Diese Zange hinterlässt nach dem Schnitt eine kleine Vertiefung, die ein unauffälliges und schnelles Zuwachsen der Schnittwunde ermöglicht. Alle Wunden werden jedoch immer mit einem Wundheilmittel versorgt, zum Beispiel mit einem japanischen Wundkitt.

Baumwachstum

Im Allgemeinen streben Bäume danach das Wachstum von Seitentrieben zugunsten von Haupttrieben zu unterdrücken, die an den Äußeren Spitzen der Äste sitzen. Mit diesem natürlichen Mechanismus wird die Beschattung des Baumes durch andere Bäume verhindert. Zudem ist er für das natürliche Höhenwachstum verantwortlich. Da sich der Wachstumstrieb an die Spitzen der Bäume verlagert, sterben die unteren und inneren Zweige mit der Zeit ab und die oberen Zweige entwickeln sich überproportional. Dieser Wachstumsprozess ist bei der Bonsaizucht natürlich unerwünscht! Durch das Beschneiden der Spitzen einer Bonsaipflanze wird dieser Prozess gebremst und damit das Wachstum besser auf die unteren und inneren Knospen verlagert.

Bester Schnittzeitpunkt

Vor oder nach der Wachstumsperiode ist der beste Zeitpunkt, um Ihre Bonsaipflanzen in Form zu schneiden. Dieser Formschnitt wird im Normalfall regelmäßig in Abständen von zwei Jahren vorgenommen.

Schnittform

Bonsai Bäumchen schneiden

Bevor Sie mit den Schneiden beginnen, sollten sie immer ein konkretes Ziel haben und wissen, wie Ihr Bonsai nach dem Schnitt ausschauen soll. Dieses Ziel sollten Sie bei jedem Formschnitt befolgen. Abhängig von Ihrem Ziel, kann es zu Korrekturen an verschiedenen Teilen des Bonsais kommen. Je nachdem werden am Laub, an den Ästen oder am Stamm Schnittmaßnahmen durchgeführt. Die Wurzeln werden erst beim Umtopfen geschnitten. Wenn Sie zum Beispiel einen Baumsprössling aus Ihrem Garten zum Bonsai züchten möchten, dann müssen Sie ihm erst einmal eine grundlegende Form verleihen und auch große Äste entfernen. Welchen Ast Sie wegnehmen und welchen Sie behalten, das ist natürlich Ihrer Fantasie überlassen. Sie bestimmen damit aber schon zu Beginn das Aussehen des Baumes als fertiger Bonsai.

Tipp:

Stellen Sie den Baum für das Schneiden immer auf Augenhöhe und entfernten zuerst einmal verdorrte Äste und andere tote Pflanzenteile. Schauen Sie sich Ihren Bonsai einige Zeit genau an und befolgen dann Ihr Schnittziel für den zum Baum zugehörigen, ausgewählten Formschnitt.

Grundregeln für Äste, die immer entfernt werden

  • senkrecht wachsende Äste, die nicht mehr gebogen werden können, da sie schon zu stark sind
  • bei zwei Ästen, die auf gleicher Höhe am Stamm entspringen, immer einen entfernen
  • Äste, die sich auf der Vorderseite des Stammes kreuzen
  • Äste mit unnatürlich wirkenden Kurven und Drehungen, die nicht anders gebogen werden können
  • unverhältnismäßig dicke Äste, die sich in der Nähe der Spitze des Baumes befinden
Tipp:

Die Äste im unteren Bereich des Baumes sollten immer dicker sein. Denn sie lassen den Bonsaibaum natürlich erscheinen.

Grobe Einteilung der Formschnitte

Die Formschnitte für Nadel- und Laubbäume unterscheiden sich in vielen Faktoren, schon allein wegen ihres unterschiedlichen Blatt- und Knospenaufbaus. Bonsaiformen oder Stilarten selbst gibt es sehr viele, je nach Geschmack des Züchters, wie beispielsweise die Kaskaden- oder die Doppelstammform. Dazu ist aber auch ein gewisses Verständnis über die grundlegenden Formschnitte für Nadel- und Laubbäume notwendig.

Formschnitt für Nadelbäume

Im Mai und April

Sobald aus den Knospen neue kerzenförmige Triebe wachsen, wird mit dem Schneiden begonnen. Nur der kräftigste Trieb wird in der Mitte entfernt, sodass die Seitenkerzen weiter wachsen können. Sie sollten in einem ausgewogenen Verhältnis zu den übrigen, schwächeren Trieben stehen.

Tipp:

Je schwächer der Trieb ist, desto weniger wird er eingekürzt. Triebe bis 1 cm Länge müssen stehen bleiben. Ist der Trieb sehr stark, dann wird mehr von ihm weggenommen. Stehen Triebe zu eng, werden diese bis auf ein oder zwei ausgelichtet. Wer mag, kann die Fingerspitzen statt eine Schere verwenden. Die Triebe lassen sich leicht abdrehen.

Ende Juni

Bonsai Bäumchen schneiden

Damit die Nadeln schön kurz bleiben, werden alle zu lang gewachsenen Triebe bis auf 1 cm zurückgeschnitten. Am restlichen Stück bilden sich meist erst nach einem Jahr wieder neue Knospen mit kürzeren Nadeln.

August und September

In diesem Zeitraum werden die Nadeln vom Vorjahr braun. Sie können diese Nadeln einfach mit den Fingern abstreifen. Falls Ihnen das nicht gelingt, so verwenden Sie die Bonsaischere und schneiden die Nadeln bis zum Ansatz zurück. Nun kann mehr Licht einfallen, sodass sogenannte schlafende Augen zum Austreiben angeregt werden. Sind die Knospen aber viel zu klein und schwach, ist es besser, die alten Nadeln an der Pflanze zu lassen. Auch frisch im Frühling ausgetriebene Nadeln werden vollständig stehengelassen, meist vier bis fünf Nadelbüschel.

September bis März

In dieser Zeit werden die zu dicht gewordenen Bereiche ausgelichtet. Die nicht zum Formenaufbau benötigten Knospen werden bis Mitte November einfach mit einer Pinzette ausgeknipst. Die für Sie interessant erscheinenden Knospen, von denen Sie glauben, dass sie dem gewünschten Formziel dienlich sind, bleiben stehen.

Formschnitt für Laubbäume

Die Knospenstellung der Äste ist bei den Laubbäumen sehr unterschiedlich und daher in zwei grundlegende Hauptgruppen unterteilt:

Wechselständige Knospen

Über diese Art von Knospen verfügen beispielsweise Gummibaum, Weißbuche, Weißdorn und Hainbuche. Diese Bonsaibäume dürfen im Frühling erst einmal richtig austreiben und werden erst auf ein bis zwei Blätter zurückgeschnitten, sobald sie fünf bis sechs Blätter ausgebildet haben. An Bonsais, die sich noch in der Phase des Astaufbaus befinden, bleiben jedoch drei Blätter stehen.

Tipp:

Für einen schöneren Formenaufbau von Laubbaumbonsais schneiden Sie möglichst auf eine Knospe, die nach unten gerichtet ist.

Gegenständige Knospen

Bonsai Bäumchen schneiden

Über gegenständige Knospen verfügen zum Beispiel Liguster, Flieder und Kastanie. Auch diese Bonsaibäumchen dürfen im Frühling schön austreiben und werden auf ein bis drei Blätter zurückgeschnitten. Eine Knospe steht eventuell immer in die falsche Richtung ab, da es sich um zwei Knospen genau gegenüber auf gleicher Höhe handelt. Entfernen Sie einfach gegebenenfalls eine unerwünschte Knospe.
Allgemeine Schnittmethoden für Bonsais

  • starke Triebe schräg über einer Knospe schneiden (mit Bonsaischere)
  • schwache Triebe rechtwinklig zur Wuchsrichtung über einer Knospe schneiden (mit Bonsaischere)
  • Äste am Stamm, die ganz entfernt werden sollen, direkt am Stamm abkappen (mit Konkavzange)

Fazit

Der Formschnitt für Bonsais scheint im ersten Augenblick sehr schwer. Mit jedem Schnitt wird Ihnen das Formen Ihres Bonsais jedoch immer besser von der Hand gehen. Sobald der Bonsai aber seine Endform erreicht hat, müssen Sie bereits beim Öffnen der Knospen die Triebe auszupfen, damit er auch in seiner Form bleibt. Vereinzelte, zu groß gewordene Blätter und zu lange Internodien können auch im Laufe der Wachstumsperiode einfach weggeschnitten werden. Um Ihren eigenen Stil zu finden, können Sie ruhig experimentierfreudig sein, sofern Sie die oben aufgeführten Grundregeln des Bonsaischneidens beachten.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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