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Amsel, Turdus merula – Steckbrief, Brutzeit und Futter im Winter

Amsel

Die Amsel zählt zu den Vogelarten, die bis zum 19. Jahrhundert nur in Wäldern beheimatet waren. Danach trauten sie sich in langsam in die Menschennähe und zogen in Park- und große Grünanlagen, bevor sie ganze Städte besiedelten. In deutschen Gärten ist sie eine der am meisten anzutreffende Vogelart. Sie zeigen ein besonderes Verhalten bei der Brut, ebenso wie bei der Überwinterung und der Nahrungsaufnahme. Ihr Gesang ist deutlich von den anderen Drosselarten zu unterscheiden. Die Hausgarten-Tierbeschreibung erklärt alle Details zur Amsel.

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Steckbrief

  • Name: Amsel
  • Wissenschaftlicher Name: Turdus merula
  • Gattung: Drosseln (Turdidae)
  • Vorkommen: nahezu europaweit, Nordafrika, Australien
  • Größe: Länge 24 Zentimeter und 27 Zentimetern
  • Gewicht: zwischen 71 Gramm und 150 Gramm
  • Gefieder: dunkelbraun bis schwarz – teilweise mit Weißfärbungen (Albinos)
  • Nahrung: Insekten und Beeren
  • Durchschnittliches Alter: zwischen vier und sechs Jahre

Erkennen

Die Amsel ist hinter der Misteldrossel die zweitgrößte Drosselart ihrer Gattung, von denen es über 170 Unterarten gibt. Zwischen Männchen und Weibchen bestehen einige Unterschiede. So weist das Amselmännchen ein fast rabenschwarzes Gefieder auf, während die Weibchen sich in einem beige-braunen bis dunkelbraunen Federkleid präsentieren. Vor allem die Bauchpartie ist bei den Weibchen oft heller, als der Rest des Gefieders.

Zudem ist der Schnabel bei den männlichen Schwarzdrosseln gelb bis orange. Der Weibchenschnabel geht mehr ins hornfarbige und ist deshalb unauffälliger sowie ein Merkmal, welches das Weibchen schneller mit einer anderen Drosselart verwechseln lässt. Ein besonderes Detail sind hingegen die Augenringe. Bei den Männchen stechen diese orangefarbig hervor und betonen die große, dunkle Iris. Die Augenringe der Weibchen sind heller und gehen ins Beige über.

Auffallend und als deutliches Erkennungsmerkmal ist der verhältnismäßig lange Schwanz von Amseln. Dieser beträgt zwischen 104 Millimeter und 116 Millimeter. Die Die Flügelspannweite liegt bei 34 Zentimeter bis 38,5 Zentimeter. Die Weibchen sind grundsätzlich etwas kleiner und leichter als die männlichen Artgenossen.

Sonder-Exemplare

In seltenen Fällen können Schwarzdrosseln beobachtet werden, die dem klassischen Aussehen gar nicht entsprechen. Sie weisen in der Regel Pigmentveränderungen auf, die als sogenannte Melanismus oder Albinismus bezeichnet werden. Dabei ist das schwarze beziehungsweise schwarz-braune Federnkleid mit weißen Akzenten versehen, die sich über den Kopf, den Schwanz oder die Flügel mit unterschiedlicher Intensität erstrecken können. Albinos sind an den roten Augen auszumachen. Sie haben allerdings nur eine geringe bis gar keine Überlebenschance in freier Natur.

Mauser

Wie alle Drosselarten, kommt auch die Schwarzdrossel regelmäßig in die Mauser. Der erste Federnwechsel geschieht bereits einige Tage nach dem Schlüpfen. Hierbei handelt es sich um eine Teilmauser. Als erwachsene Vögel erwartet sie die Vollmauser.

Amsel

Jungamsel

Zwischen Juni und August kommen die Jungtiere in die sogenannte Jugendmauser, wenn sie ihre ersten Federn gelassen haben. Dieses erhalten sie erst einige Tage nach dem Schlüpfen, weil Amseln als Nesthocker nackt schlüpfen. Das erste Gefieder ist sehr feingliedrig und wärmt kaum, weshalb die Nestvögelchen die Wärme der Mutter benötigen, um nicht zu erfrieren.

Im Anschluss verlieren sie diese Erstlingsfedern durch eine Mauser und erhalten dann das sogenannte Hemmungsgefieder. Es ist fester in seiner Substanz, aber immer noch sehr weich und biegsam. In diesem Stadium wird der männliche Nachwuchs auch Stockamseln genannt. Im Frühjahr geborene Jungvögel erhalten noch im Spätsommer das nächste Gefieder: das Fortschrittskleid. Mit diesem verlassen sie das Nest sicherer als mit dem Hemmungsgefieder. Im folgenden Frühjahr verlieren sie durch die Mauser auch dieses Federkleid und erhalten starke, dichte und widerstandsfähige Federn, wie sie die Erwachsenen Tiere besitzen.

Erwachsene

Schwarzdrosseln mausern im Erwachsenenalter in der Regel im August, sofern sie in Mitteleuropa leben. In kälteren Regionen findet die Mauser im Frühjahr statt, wenn es sich um Zugvögel handelt und in wärmeren Südeuropa kommt es überwiegend im Frühsommer zur Mauser. Die erste Mauser des Gefieders eines erwachsenen Vogels, erlebt die Amsel erst nachdem sie eine Brut hinter sich gebracht und die Jungen aufgezogen hat. Der Federwechsel erstreckt sich ungefähr über drei Wochen.

Gesang

Ab April und insbesondere in den Sommermonaten, ist der Gesang der Schwarzdrossel den meisten Menschen bekannt. Dieser besteht aus kreativ gestalteten Strophen, die eine gleichbleibende Melodie beinhalten. Er klingt ein wenig gefällig und ist als der normale Gesang zu werten. Besonders auffällig ist allerdings der sogenannte Reviergesang. Hierbei geben singen zwei bis drei Singwarte einen Gesang, der fast nur aus lauten „Tix-Lauten“ besteht. Er findet nur unter den männlichen Amseln statt, die mitunter wechseln. Der Reviergesang dauert pro Strophe circa zwei Sekunden und zieht sich über 20 bis 30 Minuten hin.

Ab früh morgens, oft noch vor dem Aufgang der Sonne, beginnen sie, wiederholen diesen gegen Mittag und sind nochmals am Abend vor Sonnenuntergang zu hören. Er findet während der Brutzeit statt. Sehr typisch für Amseln ist der abwechselnde Gesang zwischen mehreren Schwarzdrosseln, die auf den Gesang der Artgenossen mit nahezu identischen Lauten antworten. Dies wird als Kontergesang bezeichnet.

Nahrung

Turdus merula findet ihre Nahrung vor allem auf dem Boden. Dort suchen sie nach tierischer Nahrung. Je nach Angebot bedienen sie sich auch verschiedener Nahrungsquellen, wie Beeren-Sträucher oder Obstbäumen.

Folgende Nahrung liefert ihnen alle lebensnotwendigen Bestandteile:

  • Würmer
  • Schnecken
  • Käfer
  • Blutegel
  • Spinnen
  • Insekteneier und Larven
  • Blattläuse
  • Beeren vom Holunder, Himbeeren oder Heidelbeeren
  • Früchte wie Kirschen, Birnen und Äpfel
Amsel mit Regenwurm

Seltener zählen folgende Tiere in den unterschiedlichsten Entwicklungsstadien zu ihrer Speiseliste:

  • Eichhörnchen
  • Eidechsen
  • Kleine Fische
  • Feinde

Wie bei allen anderen Tierarten ebenfalls, haben auch die Amseln einige Feinde, die ihnen nach dem Leben trachten beziehungsweise diesen als Nahrung dienen. Dazu zählen vor allem

  • Greifvögel wie Habicht, Falken oder Adler
  • Sperber
  • Elstern
  • Katzen
  • Menschen

Wenn im Herbst die Jagdsaison beginnt, ist auch das Leben der Turdus merula gefährdet. Die Drosselgattung ist hier in der Regel zum Abschuss freigegeben.

Vermehrung

Anders als die meisten Turdusarten, brüten die Schwarzdrosseln nicht zwischen April und Anfang Mai, sondern meist schon ab Februar. Voraussetzung ist allerdings, dass die Temperaturen nicht mehr zu kalt sind. Aus diesem Grund ist in nördlichen Regionen die Brutzeit in der Regel erst ab Frühjahresbeginn. Als einer der wenigen Drosselarten brütet die Amsel bis zu dreimal und in Ausnahmefällen sogar bis zu fünfmal, wenn sie bereits in den letzten Wintermonaten mit der ersten Brut begonnen haben. Im Normalfall erfolgt die letzte Brut im August.

Zudem ist die Schwarzdrossel ein sogenannter Schachtelbrüter. Das Weibchen wartet nicht mit einer erneuten Paarung und Brut bis die aktuelle Brut aus dem Nest ist, sondern widmet sich bei Gelegenheit einer erneuten Vermehrung. Nach dem Eierablegen bleibt das Muttertier im zweiten Nest, während sich das Vatertier um die vorherigen Nachkommen kümmert, bis diese flügge sind.

Nest

Die Turdus merula baut ihr Nest sowohl in dichten Sträuchern und Büschen, als auch in hohen Bäumen sowie seltener an Gebäuden, wie beispielsweise unter einer Dachrinne oder einem Vordach. Die Auswahl des Nestortes übernimmt das Amselmännchen, während das Amselweibchen den Bau fast vollständig allein ausführt. Dazu sammelt sie vor allem kleines Geäst, Gräser sowie Moos und formt diese zu einem halbkugeligen Nest, indem sie immer wieder „Probe“ liegt und sich kräftig im Nest hin und her bewegt, um eine optimale Form zu erreichen.

Schlussendlich wird das Nest mit feuchter Erde, Lehm oder Schlamm von außen umrandet, um diesem mehr Stabilität zu verleihen. Der Innenbereich wird mit Federn und Moos gepolstert. Schwarzdrosseln bauen grundsätzlich immer nur ein Nest. Eignet sich dieses aufgrund von Beschädigungen oder besondere Gefahren in der näheren Umgebung, wird innerhalb von zwei Tagen ein neues Nest an einem anderen Standort gebaut.

Tipp:

Wenn Sie ein leeres Nest finden, entsorgen Sie dieses nicht, denn andere Vögel möchten es gegebenenfalls für ihre Brut verwenden oder aber das darin befindliche Baumaterial für einen neuen Nestbau verwenden.

Brut

Die Amseln legen in der Regel bis zu sechs Eier, welche einzeln in einem 24-Stunden-Rhythmus kommen. So kann der Legeprozess schon mal bis über eine Woche lang anhalten. Die Eier besitzen eine bläulich-grüne Farbe und sind leicht grau marmoriert. Danach erfolgt innerhalb weniger Tage das Entwicklungsstadium, das sie zu flüggen Vögeln macht und veranlasst, das Nest zu verlassen, um sich unter anderem auch allein ernähren zu können.

Amsel

In den ersten 14 Tagen

  • Muttertier brütet auf den Eiern und hält sie warm

Nach circa 14 Tagen

  • Schlüpfen
  • Nackter Körper
  • Geschlossene Augen
  • Geschlossene Ohren

In den folgenden fünf Tagen

  • Erstes Gefieder bildet sich
  • Augen öffnen sich
  • Das Gehör entwickelt sich
  • Erste Futterrufe der Jungen

In den nächsten vier bis fünf Tagen

  • Das Hemmungsgefieder löst die ersten Federn ab
  • Jungen verlassen das Nest

In den weiteren 14 Tagen werden die Jungtiere trotz des Nestverlassens meist noch weiter vom Mutter- oder Vatertier gefüttert. Der Vater springt nur dann ein, wenn die Mutter bereits eine neue Brut besitzt.

Überwinterung

Bei den Schwarzdrosseln handelt es sich sowohl um Zug- als auch um Standvögel. Das bedeutet, manche verbleiben an ihrem Standort und überwintern dort, während die Zugamseln in wärmere Regionen fliegen.

Zugvögel

Die Zugamseln versammeln sich ab Spätsommer bis maximal Anfang November und ziehen in einem Schwarm vor allem in Richtung Türkei und Zypern. Manche von ihnen treibt es aber nicht in die Ferne, sondern wechseln ihren Standort lediglich von kalten Gebirgen in die wärmeren Täler oder von Nordeuropa nach Mitteleuropa. Zwischen März und April ziehen sie dann wieder aus den wärmeren Gebieten ab, fliegen zu ihren alten Revieren oder suchen sich neue Aufenthaltsorte, wo sie die kommenden Monate bis zum nächsten Herbst verbringen.

Standvögel

Bei den Standamseln handelt es sich überwiegend um Vögel, die in der Stadt leben sowie Brutvögel, die noch im späten August Eier gelegt haben.
Die Turdus merula gewöhnt sich zwar immer mehr an die kälteren Wetterverhältnisse, aber es wird noch viele Jahre dauern, bis sie nicht mehr so zahlreich am Kältetod versterben wird.

Amsel

Winterquartier

Bleiben die Amseln über Winter, schließen sie sich oftmals bereits Ende August mit Artgenossen zusammen und suchen ein passendes Winterquartier. Dort verbleiben sie überwiegend nach Eintritt der Kälte und verlassen diese nur selten. Sie kuscheln sich aneinander und wärmen sich dadurch gegenseitig. Auch sind Einzeltiere zu sehen, die aber eine deutlich geringere Überlebenschance im Winter besitzen.
Als optimale Winterquartiere wählen sie meist:

  • Dichtes Buschgeäst
  • Bäume
  • Sträucher
Tipp:

Schneiden Sie im Herbst die bevorzugten Pflanzen und Bäume nicht zurück, denn damit nehmen sie der Amsel einen möglichen Teil ihren winterlichen Lebensraumes. Verlegen Sie den Rückschnitt bis zum Winterende.

Körperfunktion

Die Körperfunktion der überwinternden Schwarzdrossel passt sich nicht den kalten Lebensbedingungen an, wie das zum Beispiel bei Tieren der Fall ist, die in die Winterruhe, den Winterschlaf oder die Winterstarre fallen. Im Gegenteil, denn die Kälte zerrt an ihren Energiereserven, weshalb sie sich in den kalten Monaten sehr wenig bewegen, um nicht noch mehr Energie zu verbringen. Ihr Energie- beziehungsweise Fettspeicher ist verhältnismäßig klein, so dass sie sich im Winter auf Nahrungssuche begeben müssen.

Nahrung

Ein besonderes Problem stellt in den frostigen Wintermonaten das stark reduzierte Nahrungsangebot dar. Vieles Futtergetier hat sich zur Überwinterung ein vor Fressfeinden sicheres Quartier gesucht, ist bereits vor Wintereinbruch gestorben oder ist in wärmere Gefilde gezogen und die Früchte- sowie Obstsaison ist schon lange beendet. Einige Samen sind manchmal zu finden, die verdaut die Amsel aber nicht, liefert also keine Energie. Bleiben fast nur noch Larven, die Vielfach unter Wasseroberflächen zu finden sind und an welche die Schwarzdrosseln schwer herankommen. Eine Zufütterung durch den Menschen ist notwendig. Hierbei sollte es sich um leicht verdauliche Nahrung handeln, wie zum Beispiel Meisenknödel oder Haferflocken. Gern nehmen sie auch Apfel- oder Birnenstückchen an.

Fazit

Die Turdus merula ist zwar zahlreich in Mitteleuropa vertreten, aber von denjenigen, die den Winter über bleiben, schaffen es nur die wenigsten Tiere, weil sie sich bisher körperlich noch nicht kalten Temperaturen anpassen konnten. Die offizielle Jagd auf Amseln beziehungsweise Drosseln allgemein, schmälert den Bestand zusätzlich, wie auch die Fressfeinde ihren Teil dazu beitragen, wobei vor allem die Eier vor ihnen nicht sicher sind. Umso schöner ist es von Frühjahr bis Herbst, wenn sie ab früh morgens überfüllte Städte oder auf dem Land die Umgebung mit ihrem auffälligen Gesang bereichern.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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