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Ist die Clematis winterhart/mehrjährig? Anleitung zum Überwintern

Clematis - Waldrebe

Unter den weltweit vorkommenden, mehr als 300 Clematis-Arten tummeln sich laubabwerfende und immergrüne Klettersträucher sowie verschwenderisch blühende, krautige Stauden. Angesichts dieser Vielfalt liegt es auf der Hand, dass die Frage nach der Winterhärte nicht mit einem kurzen Ja oder Nein zu beantworten ist. Eine differenzierte Betrachtungsweise bringt Licht ins Dunkel und stellt sicher, dass Ihre Clematis es nicht bei einem kurzen Intermezzo im Garten und auf dem Balkon belässt. Die folgende Anleitung umschreibt kompakt und verständlich, wie Sie eine Waldrebe Art-gerecht überwintern.

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Mehrjährig sind sie alle – winterhart nicht immer

Clematis zählen zu den Kosmopoliten im Pflanzenreich. In nahezu jeder Region dieser Erde sind sie in freier Natur anzutreffen, wobei sie bewaldete Berge bevorzugen, worauf ihr zweiter Vorname Waldrebe zurückzuführen ist. Überwiegend gedeihen sie als laubabwerfende Kletterpflanzen, die ihre krümmungsfähigen Blattstängel nutzen, um an Bäumen emporzuranken. Einige wenige Clematis haben tropische und subtropische Klimazonen zur Heimat auserkoren, wo sie dank der milden Temperaturen das ganze Jahr hindurch ihr Laubkleid tragen.

In ihrem jeweiligen Verbreitungsgebiet verfügen Waldreben über das Potenzial für ein langes Leben. Unter Idealbedingungen erreichen die Kletterkünstlerinnen ein Alter zwischen 20 und 70 Jahren. Das gelingt den europäischen und asiatischen Arten, weil sie über eine gute Winterhärte verfügen. Demgegenüber kennen immergrüne Clematis keinen Frost, sodass sie – ungeachtet ihres mehrjährigen Wachstums – nicht winterhart sind. Der folgende Überblick der populärsten Arten für den Ziergarten gibt Aufschluss über die differenzierte Winterhärte:

  • Echte/Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba): winterhart bis – 37 Grad Celsius
  • Italienische Waldrebe (Clematis viticella): winterhart bis – 25 Grad Celsius
  • Alpen-Waldrebe (Clematis alpina): winterhart bis – 25 Grad Celsius
  • Stauden-Waldrebe (Clematis integrifolia, Clematis recta): winterhart bis – 25 Grad Celsius
  • Berg-Waldrebe (Clematis montana): winterhart bis – 20 Grad Celsius
  • Japanische Waldrebe (Clematis florida): winterhart bis – 12 Grad Celsius
  • Chinesische, halbimmergrüne Waldrebe (Clematis kweichowensi): winterhart bis – 12 Grad Celsius
  • Chinesische, immergrüne Waldrebe (Clematis armandii): winterhart bis – 6 Grad Celsius
  • Australische, immergrüne Waldrebe (Clematis microphylla): nicht winterhart: Temperaturminimum 5 Grad Celsius

Während über die Winterhärte reiner Arten konkrete Aussagen getroffen werden können, gilt dies nicht für die opulenten Hybriden. Immerhin können aufgrund der Elternpflanzen Rückschlüsse darauf gezogen werden, inwieweit ein Hybride Kälte-resistent ist. Die weltberühmte Waldrebe ‚Rubens‘ entstammt der Clematis montana und verfügt über eine ähnlich gute Winterhärte. Die Italienische Waldrebe stand Pate für zahlreiche Jackmanii-Hybriden, die sich mit besonders großen Blüten in Szene setzen und ebenso Frost-verträglich beschaffen sind, wie die reine Art.

Frostempfindliche Clematis überwintern – So gelingt es

Clematis - Waldrebe

Die Überwinterung von immergrünen, halbimmergrünen und anderen, bedingt winterfesten Waldreben verläuft unter freiem Himmel selten erfolgreich, sodass die Kultivierung im Kübel empfehlenswert ist. Die entsprechenden Arten sowie alle daraus hervorgegangenen Hybriden bescheren Ihnen nur dann ein mehrjähriges Wachstum, wenn sie die kalte Jahreszeit hinter Glas verbringen können. So gelingt die Überwinterung:

  • Ab einem nächtlichen Temperaturminimum von 5 Grad Celsius einräumen
  • Das Winterquartier ist hell und frostfrei bei 5 bis 15 Grad Celsius
  • Von September bis März nicht düngen
  • Reduziert gießen, damit der Wurzelballen nicht austrocknet

Befindet sich Ihr Garten innerhalb einer wintermilden Weinbauregion oder verfügt über ein adäquates Mikroklima? Dann bestehen gute Aussichten, dass die früh blühende, immergrüne Clematis armandii ausgepflanzt werden kann. Auf einen Winterschutz sollte dennoch nicht verzichtet werden. Die Abdeckung der Wurzelscheibe mit Laub und Reisig hält Frost und Schnee auf Abstand. In den ersten 2 bis 3 Standjahren schützt eine Schilfmatte die Triebe vor eisigem Wind.

Winterharte Arten sind im Kübel angreifbar

Angaben zur Winterhärte beziehen sich ausschließlich auf Clematis im Beet. Tief im Boden ist der Wurzelballen so gut geschützt, dass er strengen Frost übersteht. Mit hinein in diese Betrachtungsweise spielen die lokalen Standortbedingungen sowie eine fachgerechte Pflanzung. Das gilt nicht für Kübelpflanzen, da sich der Wurzelballen hier in einer angreifbaren Position befindet. Das vergleichsweise geringe Substratvolumen sowie die dünnen Gefäßwände bieten keine ausreichende Abschirmung gegen Frost. Mit den folgenden Vorkehrungen können frostfeste Clematis-Arten im Kübel dennoch draußen überwintern:

  • Vor Wintereinbruch den Topf ummanteln mit mehreren Lagen Folie
  • Zum Schutz vor Frost von unten den Kübel auf einen Holzblock stellen
  • Das Substrat abdecken mit Herbstlaub, Holzwolle oder Rindenmulch

In windexponierten Lagen umgeben Sie den Kübel zusätzlich mit einer Kokos- oder Schilfmatte, die den Kübelrand um etwa 10 cm überragt. Von Vorteil ist ein Standort vor der Südwand des Hauses oder in einer regen- und windgeschützten Gartennische.

Tipp:

Eine konkurrenzarme Unterpflanzung sorgt für einen schattigen Fuß im Sommer und dient im Winter als Pufferzone gegen Frost. Kleine Ziergräser und Farne erfüllen diese Aufgabe als nützliches Fußvolk für die königliche Clematis perfekt. Das Japanische Berggras (Hakonechloa macra), die zierliche Waldhain-Simse (Luzula sylvatica) oder das kleine Himalaja-Venushaar-Farn (Adiantum venustum) sind ausgezeichnete Kandidaten für diese Funktion.

Frostfeste Klettersträucher im Pflanzjahr schützen

Handelt es sich bei Ihrer Clematis weder um eine Kälte-empfindliche noch um eine getopfte Pflanze, kommen Sie dennoch nicht um einen Winterschutz herum. Zumindest im Pflanzjahr kann die Kletterkönigin nicht auf diese unterstützenden Maßnahmen gegen strengen Frost verzichten:

  • Im Spätherbst die Beeterde anhäufeln mit Laub und Nadelreisig
  • Um die jungen Triebe Reisig beistecken als Windschutz
  • Ab September keinen Dünger mehr verabreichen
  • Bei Kahlfrost im Winter ab und zu gießen, damit der Wurzelstock nicht austrocknet

Hat eine winterharte Waldreben-Art mit diesem Schutz ihren ersten Winter gesund überstanden, verfügt sie in den Folgejahren über eine stabile Frostresistenz aus eigener Kraft. Sollte die Pflanze strengen Frostperioden Tribut zollen und zurückfrieren, ist dies kein Grund zur Beunruhigung. Schneiden Sie im Frühjahr die abgestorbenen Triebe zurück bis ins gesunde Holz. Aus einem vitalen Wurzelstock treibt die Clematis erneut aus.

Tipp:

Die fachgerechte Pflanzung trägt maßgeblich zur erfolgreichen Überwinterung einer Garten-Clematis bei. Wählen Sie einen sonnigen bis halbschattigen Standort, um die junge Waldrebe so tief einzusetzen, dass der Wurzelhals etwa 10 cm mit Erde bedeckt ist.

Stauden-Clematis nehmen Sonderstatus ein

Clematis - Waldrebe

Stauden-Clematis sind die Überlebenskünstler innerhalb der facettenreichen Waldreben-Gattung. Die krautigen Pflanzen gedeihen an nahezu jedem Standort und begeistern mit wunderschönen Blüten- und Blattformen. Da sie keine Kletterorgane besitzen, werden die Triebe mithilfe von Rankhilfen in die gewünschte Richtung dirigiert. Einige Arten bilden indes so kräftige Stängel aus, dass sie ohne Stützhilfe auskommen. Sämtliche Staudenclematis sind zuverlässig froststabil. Die krautigen Triebe ziehen im Winter zwar vollkommen ein, um pünktlich im Frühling erneut auszutreiben. Um krautige Waldreben-Arten richtig zu überwintern, wird ein kräftiger Rückschnitt ins Pflegeprogramm integriert. So machen Sie es fachgerecht:

  • Im November oder Dezember alle Triebe bis auf 10 oder 20 cm über dem Boden zurückschneiden
  • Im Pflanzjahr die Wurzelscheibe abdecken mit einer Schicht aus Laub und Tannenwedel
  • Kübel in jedem Jahr mit einem Wintermantel ausstatten aus Folie, Jute oder Vlies

Wenn im zeitigen Frühjahr die Quecksilbersäule den Gefrierpunkt übersteigt, kann der Winterschutz entfernt werden. Um die jungen Triebe und Knospen vor verspätete Bodenfröste zu wappnen, sollte bis Ende Mai ein licht- und atmungsaktives Vlies griffbereit sein. Kündigt der Wetterbericht nächtlichen Frost an, bewahrt schon eine einfache Haube eine Stauden-Clematis vor Erfrierungen.

Diese Sorten sind extra-winterhart

Clematis - Alpen-Waldrebe

Konsultieren Sie diese Anleitung zum Überwintern vor dem Erwerb einer Clematis? Dann ziehen Sie eine der folgenden, handverlesenen Arten und Sorten in die engere Wahl, die sich in der Praxis als besonders frostfest erwiesen haben:

Blue Princess (Clematis alpina)

Die früh blühende Alpenwaldrebe ist in Deutschland heimisch, sodass sie über eine stabile Frosthärte bis – 25 Grad Celsius verfügt. Die royale Blütenschönheit punktet überdies mit zweimaliger Blütezeit, einer beeindruckenden Wuchskraft und gesunder Konstitution. Ihre hellblauen Blüten mit weißer Mitte werden 5 cm groß und erscheinen in so großer Schar, dass sie die hellgrünen Blätter nahezu überdecken.

  • Blütezeit: April bis Mai und September
  • Wuchshöhe: 220 bis 320 cm

The President (Clematis-Hybride)

An dieser Premium-Sorten kommt man nicht vorbei. Wo The President residiert, verwandeln sich Fassaden und Zäune in ein furioses Blütenmeer. Jede einzelne Blüte erstrahlt in Purpurrot und trumpft auf mit einem Durchmesser von mindestens 10 cm. Zu den zahlreichen Vorzügen dieses bewährten Clematis-Hybriden zählt eine bedingungslose Winterhärte bis – 25 Grad Celsius.

  • Blütezeit: Mai bis September
  • Wuchshöhe: 180 bis 400 cm

Blue Angel (Clematis viticella)

Mit italienischem Temperament und hellblauen, gerüschten Blüten hat sich diese Waldrebe eine große Fangemeinde unter den Hausgärtnern erobert. Ihre Popularität basiert zudem auf einer robusten Gesundheit und ausfallsicheren Winterhärte für bis zu – 25 Grad Celsius.

  • Blütezeit: Juni bis Oktober
  • Wuchshöhe: 200 bis 400 cm

Odorata (Clematis montana)

Verschwenderische Blütenfülle, beeindruckende Wuchskraft und eine Winterhärte bis zu – 20 Grad Celsius zeichnen diese hochkarätige Berg-Waldrebe aus. Wo es gilt, große Fassaden zu begrünen, sollte die hellrosa blühende Odorata ganz oben auf der Wunschliste stehen. Die kreuzförmig angeordneten Blütenblätter umrahmen ein sonnengelbes Zentrum und verströmen einen verführerischen Vanille-Duft.

  • Blütezeit: Mai und Juni
  • Wuchshöhe: 400 bis 1200 cm

Baby Blue – Stauden-Clematis (Clematis integrifolia)

Sie begeistert mit blauen Glockenblüten, zweimaliger Blütezeit und dekorativem Fruchtschmuck im Herbst. Im Winter zieht sich die Stauden-Clematis in ihren Wurzelstock zurück, der klirrendem Frost bis – 25 Grad Celsius problemlos erträgt. Wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen den Boden erwärmen, sprießen die jungen Triebe emsig hervor, um ihr Blütenfestival zu wiederholen.

  • Blütezeit: Mai bis Juni und im September
  • Wuchshöhe: 30 bis 40 cm

Fazit

Rund um den Globus gedeihen Clematis als mehrjährige Kletterpflanzen mit märchenhafter Blütenfülle. Obschon eine Waldrebe ein Alter von bis zu 70 Jahren erreichen kann, geht damit nicht immer eine zuverlässige Frostresistenz einher. Zumindest tropische, immergrüne Waldreben haben nicht gelernt, unter winterlichen Bedingungen zu überleben. Daher sollten sie im Kübel kultiviert und hinter Glas überwintert werden. Die große Mehrheit europäischer und asiatischer Clematis-Arten ist so winterhart beschaffen, dass einzig im Pflanzjahr sowie im Kübel ein leichter Winterschutz sinnvoll ist. Wie diese Anleitung zum Überwintern im Detail ausführt, genügen bereits einfache Vorkehrungen als sicherer Geleitschutz für die Königin der Kletterpflanzen durch die kalte Jahreszeit.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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