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Schamblumen, Aeschynanthus – Sorten und Pflege-Hinweise

Schamblume (Aeschynanthus)

Bei guter Pflege entwickelt sich die Schamblume zu einer reich blühenden Ampelpflanze, die einem rot-grünen Wasserfall ähnelt. Häufig sitzen die röhrenförmigen Blüten in ganzen Büscheln zusammen am Ende der langen, hängenden Triebe. Allerdings ist es manchmal gar nicht so einfach, die Schamblume zum Blühen zu bringen, denn sie stellt ein paar Ansprüche, die in vielen Wohnungen nur schwer einzuhalten sind. Wer sich für Ampelpflanzen und Epiphytenstämme begeistern kann, sollte auch einmal einen Versuch mit der als heikel bezeichneten Schamblume versuchen, die von Natur aus zu den Baumbewohnern gehört.

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Kurzer Steckbrief

  • botanischer Name: Aeschynanthus
  • andere Namen: Goldrebe, Sinnblume, Lippenstiftblume
  • gehört zur Familie der Gesneriengewächse
  • wächst meist als Hängepflanze auf Bäumen
  • zwischen 30 und 150 cm lange Triebe
  • Blätter: je nach Art etwas unterschiedlich
  • Blütezeit: Juni bis Oktober
  • Blütenfarbe: meist Rot, Orange oder Gelb, röhrenförmig

Vorkommen

Schamblumen, botanisch Aeschynanthus, sind eine Pflanzengattung mit etwa 140 bis 185 Arten innerhalb der Gesneriengewächse. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich über den afrikanischen Raum bis ins südliche Asien und Ozeanien und ist damit sehr variantenreich. Innerhalb der verschiedenen Arten der Schamblumen gibt es deshalb aus botanischer Sicht große Unterschiede bezüglich der Wuchsform, der Blüten- und Blattform sowie der Blütenfarbe. Alle Aeschynanthus-Arten wachsen jedoch als ausdauernde, krautige Pflanzen. Ein Großteil der Pflanzen lebt epiphytisch als Hängepflanze auf Bäumen, es gibt aber auch terrestrische Formen, die ein strauchartiges Erscheinungsbild haben.

Standort

Eine Schamblume wächst am besten an einem hellen Standort ohne direktes Sonnenlicht. Das zerstreute Licht in den Morgen- und Abendstunden schadet der Aeschynanthus nicht. Die pralle Mittagssonne, vor allem in den Sommermonaten, muss jedoch unbedingt vermieden werden. Sinnblumen können den Sommer über problemlos auch im Freien verbringen, insofern die Temperaturen nachts nicht unter 15 Grad abfallen und sie an einem geschützten, halbschattigen Platz auf Terrasse, Balkon oder im Garten stehen.

  • Lichtbedarf: hell bis halbschattig
  • keine direkte Sonne
  • leicht beschattet am Südfenster
  • als Ampelpflanze hinter der Gardine oder weiter innen im Raum
  • Ost- und Westfenster
  • Temperatur: 18 bis 22 Grad
  • verträgt keine starken Temperaturschwankungen
  • nicht unter 15 Grad oder deutlich über 25 Grad

Luftfeuchtigkeit

Obwohl es immer wieder Pflanzenliebhaber schaffen, die Schamblume auch bei relativ niedriger Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu kultivieren, benötigt die Pflanze eigentlich eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, um gut zu gedeihen und Blüten anzusetzen. Wer keinen Wintergarten oder ein spezielles Blumenfenster besitzt, sollte deshalb ihren Topf auf einen Untersetzer mit Kieselsteinen stellen und diesen regelmäßig mit Wasser füllen. Die Wurzeln dürfen jedoch nicht mit dem Wasser in Kontakt kommen, da sie sonst faulen könnten. Zusätzlich sollte man die Aeschynanthus täglich mit zimmerwarmem, weichem Wasser besprühen. Alternativ kann man auch einen Luftbefeuchter im Zimmer aufstellen.

Gießen

Zwischen Frühling und Herbst, also in der Hauptwachstumszeit der Goldrebe, gießt man mäßig aber regelmäßig. Der Wurzelballen sollte möglichst permanent leicht feucht gehalten werden. Zwischen den Wassergaben darf der Ballen nur leicht antrocknen, aber nicht austrocknen. Von Oktober bis März wird die Schamblume etwas sparsamer gewässert. Dabei verwendet man stets zimmerwarmes Wasser, denn kaltes Gießwasser verträgt die Wärme liebende Pflanze nur schlecht. Beginnt die Kletter- oder Hängepflanze ab Juni zu blühen, wird sie reichlich gegossen, ohne jedoch jemals Staunässe zu produzieren. Ein kurzzeitiges Austrocknen wird von Sorten mit dicken, fleischigen Blättern besser vertragen als von den feinblättrigen Arten.

Düngen

Während der Hauptwachstumszeit zwischen Ende April und September bekommt die Schamblume bei jedem vierten Gießvorgang etwas Flüssigdünger für Zimmerpflanzen nach Herstellerangaben. Blüht die Schamblume, wird bis zum Ende der Blütezeit weitergedüngt. Bei Pflanzen, die nicht blühen, reduziert man die Nährstoffgaben ab September deutlich, sodass über den Winter nur einmal gedüngt wird. Wer seine Sinnblume jedes Jahr in frisches Substrat umtopft, muss überhaupt nicht düngen.

Schneiden

Werden die Triebe der Sinnblume zu lang, können sie im Frühjahr eingekürzt werden. Notwendig ist ein Schnitt nicht. Allerdings sollten abgestorbene Pflanzenteile regelmäßig herausgenommen werden, um die Pflanze gesund zu halten.

  • zu lange Triebe maximal um 2/3 einkürzen
  • unverholzte Triebe mit einem scharfen, sauberen Messer schneiden
  • verholzte Triebe mit einer Gartenschere einkürzen
  • abgestorbene Triebe entfernen

Umtopfen

Da eine Schamblume keine Ruhephase einlegt, kann sie prinzipiell ganzjährig umgetopft werden. Eine Ausnahme bildet die Blütezeit. Allerdings wird ein größeres Pflanzgefäß erst dann notwendig, wenn die Wurzeln der Pflanze den Topf bereits ganz ausfüllen.

  • alte Erde aus den Wurzeln schütteln
  • abgestorbene Wurzeln entfernen
  • bei Bedarf auch lebende Wurzeln etwas reduzieren
  • beispielsweise bei Ampelpflanzen möglich
  • Wurzeln zu etwa 20% zurückschneiden
  • mit hochwertigem Substrat in größeren Topf setzen
  • drei Wochen lang vor direkter Sonnenbestrahlung schützen
Tipp:

Oft werden Schamblumen in minderwertigem Substrat aus Torf- oder Blumenerde mit Styroporkügelchen angeboten. Diese sollte man umgehend gegen ein gutes Substrat austauschen.

Substrat

Ideal für die Pflege einer Lippenstiftblume ist ein leicht saures Substrat. Kann ihr das nicht geboten werden, kann sich die hübsche Pflanze nicht gesund und kräftig entwickeln. In der Regel reicht ein hochwertiges Substrat auf Kompostbasis, das einerseits das Wasser gut speichern kann, andererseits aber auch gut durchlässig ist und nicht zu Staunässe neigt. Einfache Blumenerde ist nur bedingt geeignet, da die Anforderungen bezüglich der Wasser- und Nährstoffregulierung nicht unbedingt gewährleistet sind. Ein gutes Substrat ist

  • durchlässig
  • humos
  • grobfaserig
  • tonhaltig
  • gut Wasser durchlässig
  • pH-Wert: 5,0 bis 6,0

Am besten mischt man das Substrat für die Schamblume selbst, denn die Herstellung ist nicht schwierig. Dafür belohnt die Pflanze ihren Gärtner bei optimalen Substratbedingungen mit guter Gesundheit, Wüchsigkeit und Blühfreudigkeit sowie Resistenz gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Ein gutes Substrat besteht aus:

  • 4 Teilen herkömmliche Blumenerde auf Kompostbasis
  • 1 Teil Torfsubstrat
  • 2 Teilen Sand
  • 1 Teil tonhaltige Acker- oder Gartenerde
  • faserige Anteile aus Kokosfaser oder Rindenstückchen
Tipp:

Es lohnt sich, im Gartenfachhandel oder in der Apotheke Teststreifen für die Messung des pH-Wertes zu kaufen. Der richtige Boden-pH-Wert ist essenziell für das Gedeihen der Schamblume.

Vermehren

Es gibt verschiedene Varianten zur Vermehrung der Aeschynanthus. Am einfachsten gelingt dies mit Stecklingen.

Triebstecklinge

Es ist möglich, die Schamblume ganzjährig – bis auf die Blütezeit – durch Kopfstecklinge oder Triebstecklinge zu vermehren.

  • 15 cm langes Triebstück schneiden
  • Triebspitze kappen
  • untere Blätter entfernen
  • übrig bleiben etwa fünf Blätter
  • unten die äußere Triebhaut auf etwa 2 cm abschaben oder einritzen
  • etwa drei Zentimeter tief in feuchtes Substrat stecken
  • Substrat: Torferde oder Torfmoos mit Sand (gleiche Teile)
  • Temperatur: 22 bis 28 Grad
  • Standort: hell, ohne direkte Sonne
  • mit durchsichtigem Plastikbeutel bedecken

Dass sich Wurzeln bilden, ist daran zu erkennen, dass der Steckling langsam beginnt, auszutreiben und neue Blätter zu bilden. Der Plastikbeutel kann entfernt werden und der Steckling wird gerade so viel gegossen, dass die Erde leicht feucht bleibt. Nach etwa drei weiteren Wochen pflanzt man 10 bis 15 der Stecklinge zusammen in einen Blumentopf oder eine Blumenampel in für ausgewachsene Pflanzen geeignetes Substrat. Das Einpflanzen sollte nach der Bewurzelung nicht zu lange herausgezögert werden. Ab sofort pflegt man die Jungpflanzen wie ausgewachsene Exemplare.

Blattstecklinge

Etwas langwieriger aber dennoch einfach praktikabel ist die Vermehrung der Sinnblume durch Blattstecklinge – auch unter ganz normalen „Wohnzimmerbedingungen“. Hierzu wird einfach ein Blatt abgeschnitten und etwa 0,5 bis 1 cm tief in feuchte Kakteenerde oder Anzuchterde gesteckt. Der Topf wird mit einem durchsichtigen Plastikbeutel oder umgedrehten Plastikbecher bedeckt und an eine warme, helle Stelle in der Wohnung gestellt (ohne direkte Sonneneinstrahlung). Es dauert einige Monate, bis aus den Blättern neue Pflänzchen wachsen.

Tipp:

Das Ganze funktioniert auch mit Teilstücken von Blättern.

Überwintern

Unter feuchten und warmen Standortbedingungen legt die Schamblume keine Winterruhe ein und wächst das ganze Jahr über. Da in den Wintermonaten das Lichtangebot jedoch abnimmt, verlangsamt auch die Pflanze das Wachstum deutlich. In dieser Zeit wird deshalb etwas sparsamer gewässert. Auch während der kalten Jahreszeit dürfen die Temperaturen nie unter 16 Grad abfallen. Ideal sind ganzjährige Kulturbedingungen zwischen 18 und 22 Grad.

Tipp:

Blühfaule Exemplare sollten im Winter hell bei 16 Grad überwintert werden. Im folgenden Frühjahr treiben die Pflanzen wieder kräftig aus und bilden meist auch ab Juni Blüten.

Beliebte Arten der Schamblume

Während die meisten Schamblumen hängende Triebe bilden, gibt es auch einige wenige Arten, die aufrecht wachsen.

Hängende, kriechende oder kletternde Schamblumenarten

Diese Arten wachsen gut in Blumenampeln oder auf einem erhöhten Standort. Alternativ können die Triebe auch mit einer Rankhilfe nach oben geleitet werden.

  • Aeschynanthus bracteatus: scharlachrot gefärbte Blüten, wächst kletternd oder hängend
  • Aeschynanthus japhrolepsis: sehr kleine, glänzend hellgrüne Blätter, orangerote Blüte
  • Aeschynanthus longicaulis: wächst halb kriechend mit bis zu 90  cm langen Trieben, achsel- oder endständige orangerote Blüten mit grünem Kelch, grünweiß marmorierte Blätter
  • Aeschynanthus mormoratus (auch zebrinus, Gefleckte Lippenstiftblume): mit ihren marmorierten Blättern auch als Blattschmuckpflanze beliebt, wächst kriechend mit Trieben bis zu 90 cm, bei guter Pflege ganzjährig einzelne grünlich gelbe Blüten (wird manchmal mit A. longicaulis verwechselt)
  • Aeschynanthus pulcher: epiphytische Kletterpflanze mit bis zu 80 cm langen Trieben mit etwas kleineren Blättern, endständige Schirmrispen in kräftigem Rot mit gelbem Schlund, die Sorte ‚Twister‘ ist mit ihren gekräuselten Blättern besonders apart
  • Aeschynanthus radicans: zunächst leicht aufstrebende Triebe, später überhängend, leicht verholzend, rote Röhrenblüten mit cremeweißen Streifen, eine besondere Sorte ist die A. radicans ‚Variegata‘ mit grün-weißen Blättern und tiefroten Blüten
  • Aeschynanthus speciosus (Syn. speciosum): aufstrebende, später überhängende Triebe bis zu 60 cm Länge, orangefarbene bis scharlachrote Blüten, oft in Büscheln zu 6 bis 20 Einzelblüten angeordnet, eine beliebte Sorte ist die A. speciosus ‚Mona Lisa‘ mit ihren kräftig roten Blüten

Aufrecht wachsende Schamblumenarten

  • Aeschynanthus evardii: bis zu 40 cm Wuchshöhe, gelbrote Blüten
  • Aeschynathus hildebrandii (auch hillbrandii): häufigste Sorte mit leicht überhängenden Trieben, bis zu 30 cm Wuchshöhe

Krankheiten und Schädlinge

Vor allem bei niedriger Luftfeuchtigkeit im Winter wird die Schamblume anfällig für die üblichen Schädlinge bei Zimmerpflanzen. Deshalb sollte sie regelmäßig auf einen Befall kontrolliert werden. Je früher die Schädlinge entdeckt werden, umso einfacher ist eine Bekämpfung.

  • Blattläuse
  • Spinnmilben
  • Thripse

Pflegefehler

Besonders während der Blüte sollte die Schamblume keinesfalls bewegt oder an einen anderen Platz gestellt werden. Bereits kleinste Veränderungen quittiert die Pflanze in diesem Fall mit dem Abwurf der Knospen und Blüten.

  • Hitze- oder Kältestress: äußert sich meist durch gelbe, verwelkte Blätter. Nach einem Kälteschock, beispielsweise durch ein gekipptes Fenster oder übermäßiges Lüften im Winter, werden die sonst ledrigen Blätter weich und schlaff, manchmal bekommen sie einen durchsichtigen Schimmer
  • zu kaltes Gießwasser: hellbraune Flecken auf den Blättern
  • abfallende Blätter: im Sommer deutet das auf zu trockene Wurzelballen hin, im Winter auf Kältestress
  • gelbe Blattspitzen: zu hohe Temperatur und zu niedrige Luftfeuchtigkeit
  • Schimmel auf Substrat oder Pflanze: zu viel Gießwasser, Wurzel faulen möglicherweise, dringend in frisches Substrat pflanzen und abgestorbene Wurzeln schneiden

Fazit

Zwar gilt die Schamblume als schwierig zu kultivieren, mit ein wenig Hintergrundwissen gedeiht sie aber auch bei unerfahreneren Hobbygärtnern gut. Zum einen sollte die Aeschynantus-Pflanze einen halbschattigen Standort mit hoher Luftfeuchtigkeit bekommen, der ganzjährig Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad bietet. Zum anderen ist ein spezielles Substrat notwendig, das regelmäßig auf den pH-Wert kontrolliert werden sollte. Ideal sind pH-Werte zwischen 5,0 und 6,0. Werden die Bedingungen eingehalten, klappt es auch mit einer üppigen Blüte.

Autor Garten-Redaktion
Ich schreibe über alles, was mich in meinem Garten interessiert.

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