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Dachformen von A-Z: 15 Hausdach-Arten in der Übersicht

Die Formensprache der Architektur ist heute vielseitig wie nie. Denn neben etablierten Stilen bringen technischer Fortschritt und neue gestalterische Haltungen immer wieder neue Elemente hervor, oder interpretieren bekannte Formen neu. Nirgends ist das so gut ersichtlich, wie beim Thema Dächer. In der folgenden Übersicht finden Sie zahlreiche Archetypen, aber auch Unterformen des prägendsten und mitunter auch größten Bauteils eines Gebäudes überhaupt.

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Satteldach

Satteldach

Das Satteldach gilt in weiten Teilen Deutschlands und der Welt als die etablierte und seit Jahrhunderten angewendete Dachform überhaupt. Aus zwei meist identischen, in einem durchlaufenden First zusammenstoßenden Dachflächen gebildet, gibt sie dem Gebäude eine klare Richtung. Sie äußert sich in zwei gegenüberliegenden, dreieckigen Giebelseiten und zwei meist längeren Seiten, an denen die Dachflächen nach oben in Richtung First und damit üblicherweise Hausmitte verlaufen.

Charakteristika
meist gleiche Neigung beider Dachflächen, Dachneigung selten unter 10 Grad, üblich eher ab 15 Grad bis hin zu 60 Grad und mehr

Konstruktion
entweder als Sparrendach, bei dem sich gegenüberliegende Sparren gegenseitig stützen, oder als Pfettendach, bei dem die Sparren auf einer tragenden Unterkonstruktion aus waagerechten Lagerhölzern ruhen

Eindeckung
klassischerweise Ziegel oder Betondachsteine, früher häufig Schiefer oder Holzschindeln, heute auch Blech oder sogar Begrünung möglich

Besonderheiten
sehr vielseitig hinsichtlich Neigung, Dacheindeckung und Ergänzung um Dachfenster, Dachgauben und sonstige Aufbauten, in Hanglagen oder aus besonderen Nutzungstechnischen Anforderungen heraus immer wieder auch asymmetrisch mit außermittigem First oder unterschiedlichen Traufhöhen anzutreffen

Kreuzdach

Kreuzdach

Eigentlich handelt es sich bei dem Kreuzdach nicht um ein Dach, sondern um zwei Satteldächer, die sich im rechten Winkel kreuzen und überlagern. Somit hat ein Gebäude mit Kreuzdach zwar auch eine optische Richtung, allerdings ist eine klare Hauptrichtung nur dann gegeben, wenn eines der Satteldächer dominiert. Bei gleichberechtigten Dächern entstehen letztlich vier gleichwertige Giebelseiten.

Charakteristika
in der Regel symmetrische Ausbildung der einzelnen Dächer, zueinander aber Abweichungen in Neigung, Größe und First- / Traufhöhen möglich

Konstruktion
meist Pfettendach, Sparrendachkonstruktion nur bedingt einsetzbar, da gegenseitige Stützfunktion der Sparren im Kreuzungsbereich nicht möglich

Eindeckung
wie Satteldach, meist Ziegel- oder Betondachsteine

Besonderheiten
gebräuchliche Dachform bei mittelalterlichen Kirchen, meist mit dominantem Hauptdach und untergeordnetem Querbau

Zwerchdach

Zwerchdach

Das Zwerchdach ist kein eigenständiges Dach eines gesamten Gebäudes, sondern lediglich das Dach eines Aufbaus auf eine anderweitige Dachform, also einer Dachgaube oder eines Zwerchgiebels. Die Form dieses kleineren, klar untergeordneten Dachs kann die Form zahlreicher hier beschriebener Dächer aufweisen, also beispielsweise des Satteldachs, des Pultdachs oder auch des Flachdachs. Seltener sind Tonnendächer oder Walmdächer.

Konstruktion
in der Regel wie zugeordnetes Hauptdach

Eindeckung
keinerlei Einschränkungen, häufig an Hauptdach angepasst, heute aber auch oft als Foliendach, mit Blecheindeckung oder begrünt

Besonderheiten
oft fließender Übergang zwischen Zwerchdach und Seitenbau eines Kreuzdachs

Nurdach-Häuser

Auch Nurdach-Häuser verfügen im eigentlichen Sinne über keine eigenständige Dachform. Üblicherweise kommt bei Ihnen eine klassische Satteldachform zum Einsatz. Hauptmerkmal ist, dass die seitlichen Wände unter dem Dach vollständig fehlen, oder auf ein konstruktiv erforderliches Minimum reduziert sind. Sämtliche Nutzungen werden um Dachraum untergebracht, während optisch nur noch die Giebelwände vorhanden sind. Klassischerweise wird eine steile Dachform mit Neigungen von 45 Grad und mehr gewählt, um den erzielten Raum innerhalb der Dachflächen möglichst zu optimieren.

Walmdach

Walmdach

Das meist im historischen Kontext anzutreffende Walmdach weist die typische Satteldachform auf, wobei an Stelle der ansonsten nach oben im Giebel auslaufenden Außenwände weitere, geneigte Dachflächen treten.

Charakteristika
Hauptdach klar erkennbar, Walmflächen deutlich untergeordnet, durchlaufende Traufhöhe bei Walmflächen und Hauptdachflächen

Konstruktion
üblicherweise als Pfettendach mit tragender Unterkonstruktion, da sich selbst stützendes Sparrendach im Bereich der Walmflächen nicht möglich

Eindeckung
klassischerweise Schindeln, Schiefer oder Ziegel, technisch aber alle Eindeckungen des Satteldachs möglich

Besonderheiten
typische Dachform bei historischen Zweckbauten im Süddeutschen Raum, Vorteil der niedrigeren Außenwände durch entfallende Giebel

Krüppelwalmdach

Krüppelwalmdach

Eine Unterform des Walmdaches ist das Krüppelwalmdach. Es stellt eine Zwischenform zwischen Satteldachform und Walmdachform dar, bei der die Walmflächen nicht bis zur Traufe des Hauptdaches heruntergezogen werden. Es verbleiben oben abgeschnittene und durch die Krüppelwalmfläche begrenzte Giebel.

Charakteristika
ausgeprägtes Hauptdach ablesbar, starke Unterordnung der Krüppelwalmflächen

Konstruktion
nur mit tragender Unterkonstruktion in Form von Pfetten, liegendem oder Stehendem Stuhl etc. möglich

Eindeckung
siehe Walmdach

Besonderheiten
Gebräuchlichste Dachform des typischen Schwarzwaldhofs, häufig mit unter die Walmflächen gehängten Balkonen

Fußwalmdach

Die Umkehr des Krüppelwalmdaches ist das so genannte Fußwalmdach. Hier wird lediglich der „Fuß“ des Daches mit einer Walmfläche versehen. Das obere Giebeldreieck bleibt dagegen oberhalb der Walmfläche mit waagerechtem oberem Abschluss sichtbar. Diese Dachform kann auch mit dem im Folgenden beschriebenen Mansardenwalmdach kombiniert werden, so dass die Walmflächen im Bereich der unteren, steileren Dachbereiche durchlaufen, die obere Dachhälfte jedoch eine ablesbare Giebelausbildung erfährt.

Zeltdach

Zeltdach

Obwohl es zunächst wie ein extrem ausgeprägtes Walmdach anmutet, stellt das Zeltdach eine ganz eigene Typologie dar, die sich deutlich vom Satteldach unterscheidet. Im Gegensatz zu ihm entsteht es aus vier gleichberechtigten, senkrecht zu einander angeordneten Dachflächen, die sich in einem Firstpunkt treffen.

Charakteristika
gleichberechtigte Dachflächen mit gleicher Neigung und allseitig identischer Traufhöhe, keine Ausrichtung einer bevorzugten Dachseite, vor allem bei Punktgebäuden in quadratischer oder polygonaler Grundrissausbildung in Reinform vorzufinden, Dachneigungen wie bei Satteldachvarianten möglich

Konstruktion
meist mit tragender Mittelpfette oder zentralem Firstständer, selbst stützende Sparrenkonstruktion nicht möglich, da keine Opposition der Sparren vorhanden

Eindeckung
Einschränkungen lediglich durch gewählte Dachneigung

Besonderheiten
häufig bei nahezu quadratischen Gebäuden mit minimalem First anzutreffen, dann eigentlich extreme Form des Walmdaches, meist aber auf Grund optischer Nähe als Zeltdach bezeichnet

Mansardendach

Mansarddach

Müsste man den Gedanken hinter einem Mansardendach beschreiben, läge man sicherlich mit der Beschreibung eines Satteldaches am nächsten, bei dem die Dachflächen zur Vergrößerung des Volumens nach außen geknickt wurden. Letztlich entsteht auf diesem Wege ein zweigeteiltes Dach. Der obere Bereich wird von einem flacheren Satteldach gebildet. In Richtung Traufe schließen an die Dachflächen steilere Flächen an. Häufig wird in dem steileren Dachteil ein nahezu vollwertiges Geschoss erreicht. Dieses Mansard-Flächen können daher auch zahlreiche Fenster aufweisen.

Charakteristika
gerades Dach mit Hauptrichtung und First, symmetrischer Aufbau, unterer Dachbereich mit höherer Neigung als Dachspitze, untere Dachflächen mit hoher Neigung bis annähernd 90 Grad, oberer Bereich deutlich flacher, ähnlich normalem Firstdach,

Konstruktion
auf Grund der zweigeteilten Sparren zwingend mit tragender Unterkonstruktion, häufig als Pfettendach auf tragenden Innenwänden

Eindeckung
einheitliche Deckung von unteren und oberen Dachflächen, häufig Ziegel, immer wieder aber auch Schiefer und Blech anzutreffen

Besonderheiten
vor allem im 18. Und 19. Jahrhundert sehr beliebte Dachform, heute häufig verwendet, um Dach optisch Gewicht zu verleihen und Anzahl der ablesbaren Geschosse zu verringern

Mansardenwalmdach

Eine Kombination aus den bereits beschriebenen Dachformen Walmdach und Mansardendach ist das Mansardenwalmdach. Bei ihm wird das Mansardendach an den Giebelseiten um klassische Walmflächen ergänzt, die sich ebenfalls in die zwei Dachflächen mit unterschiedlichen Neigungen aufteilen.

Mansardenkrüppelwalmdach

Eine weitere Kombination dieser beiden Dachformen ist das Mansardenkrüppelwalmdach. Im Gegensatz zum Mansardenwalmdach wird hier nur der obere Dachbereich mit flacherer Neigung um eine Walmfläche ergänzt, während im steilen Dachteil darunter die Giebelwände erhalten bleiben.

Pultdach

Pultdach

Das Pultdach stellt eine der einfachsten Dachformen überhaupt dar. Sie besteht aus einer einzelnen, geneigten Ebene. Durch die Öffnung in eine Richtung erhält das Gebäude trotz fehlenden Firsts eine klar ablesbare Ausrichtung, während die fehlenden Dachflächen eine gute Raumausnutzung ermöglichen und die Neigung eine natürliche und technisch simple Niederschlagswasserableitung ermöglichen.

Charakteristika
Neigung von wenigen Grad bis zu 45 Grad anzutreffen, je höher die Neigung, umso größere Unterschiede der erzielten Raumhöhe

Konstruktion
in Abhängigkeit von der Spannweite entweder als freitragende Platte oder mit mittlerer Unterstützung durch Innenwand oder Unterzug

Eindeckung
in Abhängigkeit von der Dachneigung Folien-, Bitumen- oder Blechdach, ab ca. 10 Grad auch Ziegel oder Betondachsteine möglich, bei Neubauten häufig begrünt

Besonderheiten
seit langem bei kleineren Zweckbauten verwendet, für Wohngebäude und andere repräsentative Objekte erst in der Moderne (ca. ab 1920er Jahre) „entdeckt“

Versetztes Pultdach

Eine Sonderform des Pultdachs ist das versetzte Pultdach. Dabei werden zwei Pultdächer gegen einander gestellt und hinsichtlich der Firsthöhe gegeneinander verschoben. So entsteht letztlich nahezu eine Satteldachform, bei dem am „First“ zwischen den Dachflächen ein Wandstreifen verbleibt. Häufig wird diese Dachform eingesetzt, um hier nochmals an zentraler Stelle mittig natürliches Licht in ein Gebäude zu bekommen.

Flachdach

Carport - Flachdach

Obwohl das Flachdach eigentlich die einfachste vorstellbare Form eines Daches darstellt, bietet sie großen Gestaltungsspielraum. So kann das Flachdach als leichte Scheibe geradezu über dem Gebäude schweben, oder aber hinter den nach oben laufenden Außenwänden unsichtbar zurückbleiben. So unterschiedlich die Optik sein kann, so unterschiedlich sind auch die entstehenden Herausforderungen an Konstruktion und Detailausbildung.

Charakteristika
Ebene Fläche als oberer Gebäudeabschluss mit minimalem Gefälle, Ausführung sichtbar mit überstehendem Dachrand, oder mit aufgehenden Umfassungswänden als Attika möglich

Konstruktion
Trägerlage aus Holz oder Stahl, alternativ Stahlbetonplatte, in Abhängigkeit von Spannweite mit oder ohne zusätzliche Unterstützung

Eindeckung
Folie oder Bitumen, Begrünung oder zusätzliche Beläge aus Kies, Platten oder auch Blech möglich

Besonderheiten
trotz Namen nie vollständig flach, um Regenableitung zu gewährleisten, laut Flachdachrichtlinien mindestens 2% Gefälle erforderlich

Tonnendach

Tonnendach

Das Tonnendach ist eine recht neue Dachform, die in relevanter Größe und Zahl erst im Rahmen der Industrialisierung und der damit verbundenen Stahlkonstruktionen in Erscheinung trat. Sie teilt zahlreiche Merkmale mit der Kuppel, weist aber im Gegensatz zu dieser eine klare Richtung, ähnlich eines Firsts, auf. Häufig verwendet wird das Tonnendach bei industriellen Bauten, oder Bauwerken der Infrastruktur.

Charakteristika
gewölbte, firstlose Dachfläche mit zwei parallelen Traufen, keine einheitliche Dachneigung

Konstruktion
meist als Reihung von tragenden Bögen aus Metall mit zwischengespannten Verstrebungen, seltener aus Holz oder Beton, in Einzelfällen auch als flächiges Tragwerk aus Beton oder Mauerwerk

Eindeckung
meist Metall als gut an die Rundung anpassbarer Werkstoff, klassische Beläge wie Ziegel dagegen ungeeignet

Besonderheiten
markante, eher ungewöhnliche Erscheinungsform, da in erster Linie von großen und vor allem langen Gebäuden, wie etwa Bahnhöfen etc., bekannt, heute im individuell geplanten Wohnhausbau dennoch immer wieder zu finden

Autor Heim-Redaktion

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